Bei der Fahrt entlang der Berghänge stößt man oft auf Hochebenen, auf denen früher Holzkohlegruben angelegt und Kohle gefördert wurde. Diese Plätze lassen sich durch genaue Beobachtung des Geländes und der Strukturen erkennen. Im Rahmen eines multidisziplinären Forschungsprojekts zur Geschichte der Köhlerprotoindustrie in den Südalpen haben wir eine umfassende Karte der Köhlerplätze in 6 Untersuchungsgebieten mit insgesamt über 1100 erfassten Objekten erstellt.
Die Köhlerplätze sind die Orte, an denen in den vergangenen Jahrhunderten Holzkohle nach der traditionellen Methode hergestellt wurde, d. h. zunächst wurde ein kegel- oder halbkugelförmiger Holzhaufen mit Isoliermaterial (Laub, Zweige, Mulch, feuchte Erde, Grasschollen oder ähnliches) aufgeschichtet, dann angezündet und das Kochen des Holzes bis zur Verkohlung überwacht. Die Abdeckung wurde verwendet, um zu verhindern, dass das Holz einfach zu Asche verbrennt. Um das Holz in Holzkohle umzuwandeln, musste der Meiler lange (sogar mehrere Tage) auf etwa 350-400° erhitzt werden, wobei die Sauerstoffzufuhr auf ein Minimum beschränkt werden musste, um eine allgemeine Verbrennung zu vermeiden. Der Raum, in dem der Holzkohlemeiler errichtet wurde, musste vollkommen horizontal sein. Aus diesem Grund wurde eine Art Viereck geschaffen, bei dem die Böschung lokal verändert wurde, indem flussaufwärts gegraben und das gewonnene Material flussabwärts transportiert wurde. In vielen Fällen wurde der Damm auch durch eine kleine Mauer gestützt.
Auf der Grundlage der vor Ort gesammelten Daten können wir die Zahl der Köhlerplätze im Gebiet des Kantons Tessin und Moesano auf mehrere zehntausend schätzen. Diese hohe Häufigkeit ist auf die besonderen forstwirtschaftlichen Ereignisse in den Tessiner Tälern zurückzuführen, vor allem als Folge der historischen und geografischen Verbindungen, die unsere Berge mit den großen Städten in der Ebene verbinden. Die im Tessin und im Moesano hergestellte Holzkohle war vor allem für den Export in die lombardischen Zentren (in erster Linie Mailand) bestimmt, und zwar hauptsächlich über die Fluss- und Seewege sowie die schiffbaren Kanäle (die Navigli). Bereits im späten Mittelalter und bis zum Aufkommen der fossilen Brennstoffe (Steinkohle, Öl) und der Elektrizität war Holzkohle in allen städtischen Zentren des Flachlandes als wertvoller und leicht zu transportierender Brennstoff hoch geschätzt. Vor allem im 19. Jahrhundert, als die Waldreserven im Flachland knapp waren und die Holzpreise auf den städtischen Märkten stiegen, wurde der Export von Holzkohle selbst aus den entlegensten Bergregionen zu einem lukrativen Geschäft. So wurden im Laufe des 19. Jahrhunderts viele Tessiner Berghänge abgeholzt, um riesige Mengen an Holz und Holzkohle für den Export zu gewinnen.
Im Folgenden sind einige grundlegende Merkmale der Köhlerplätze aufgeführt. Lernen Sie, ihre Form, Struktur und einige ihrer besonderen Merkmale zu erkennen.
Zur Herstellung von Holzkohle wurde eine horizontale Fläche benötigt. Da die Köhler in den Bergwäldern arbeiteten, mussten sie einen Platz errichten, indem sie den Hang lokal veränderten. Die Abbildung zeigt den Aufbau des Platzes im Profil.
Normalerweise wurde der Aushub flussaufwärts durchgeführt und das gewonnene Material flussabwärts aufgeschüttet. In vielen Fällen wurde auch eine kleine Mauer zur Stützung des Dammes errichtet, wobei die Steine aus dem vorgelagerten Aushub verwendet wurden.
So sieht ein Platz an einem Berghang normalerweise aus. Ein Platz hat eine horizontale Fläche, die mehr oder weniger oval oder elliptisch geformt ist.
Als der Platz noch in Gebrauch war, wurde diese Fläche vollkommen eben gehalten. Mit dem Verlassen und dem Vergehen der Zeit kann die Erosion diese Horizontalität verändern. In einigen Bereichen dürfte dies jedoch noch zu beobachten sein.
Die Abmessungen dieser ebenen Fläche liegen in der Regel zwischen 7-14 Metern Länge und 4-8 Metern Breite.
Die Stützmauer (sofern vorhanden) hat in der Regel eine abgerundete Form an den Seiten in Form einer "Mondscheibe", d. h. sie folgt einem mehr oder weniger gewölbten Verlauf mit einer größeren vertikalen Entwicklung (einer "Höhe") in der Mitte, die allmählich abnimmt, bis sie an beiden Enden verschwindet.
Normalerweise ist die Mauer sehr grob und einfach und besteht aus Steinen unterschiedlicher Größe, die grob nebeneinander liegen und mit Erde durchsetzt sind.
Von der Seite gesehen ist die Wand nur annähernd vertikal, oft konvex oder schräg zum Berg hin, wobei einige Steine viel stärker hervortreten als andere und manchmal zum Tal hin überhängen.
Manchmal gibt es statt einer Mauer auch nur eine Böschung. Ein anderes Mal ist es ein Damm, der hier und da mit ein paar Steinen verstärkt wurde. Die Mauer ist vor allem dann notwendig, wenn der Hang steil ist.
Als der Köhlerplatz gebaut wurde, befand er sich in einem Waldgebiet. Die Hanglage des Platzes musste einen ausreichenden Vorrat an zu fällenden Bäumen bieten. Das gefällte Holz wurde dann bergab zum Platz geschleppt, um dort verkohlt zu werden.
Auf dem Platz, zwischen den Steinen der Mauer und vor allem am Hang unmittelbar flussabwärts sollte man leicht Kohlefragmente finden, die direkt aus der Produktionstätigkeit stammen. Um sie zu sehen, muss man das Laub verschieben oder sie an den Stellen suchen, an denen die Erde direkt auftaucht.
Die Holzkohlefragmente sollten fast überall auf dem Platz und unmittelbar flussabwärts zu finden sein und nicht nur an einer Stelle, da es sich sonst um eine einzelne Feuerstelle und nicht um einen Holzkohlemeiler handeln könnte. Außerdem dürfte das Vorkommen von Holzkohle an den umliegenden Hängen deutlich geringer sein.
Holzkohlefragmente können recht klein sein (einige Millimeter), aber mit etwas Geduld lassen sich fast immer auch größere Fragmente (einige Zentimeter) finden. Sie sind leicht zu erkennen, wenn man sie mit den Fingern entzwei bricht und die glänzende Bruchfläche betrachtet.
Manchmal kann man auch die typische schwärzliche Farbe (1) der Erde auf dem Holzkohlemeiler erkennen, die dunkler ist als die bräunliche Erde (2), die man in den umliegenden Wäldern finden kann. Seien Sie jedoch vorsichtig, bei Regenwetter wird diese Übung schwierig, da Feuchtigkeit den Boden überall verdunkelt.
Auf den ersten Blick ähneln die landwirtschaftlichen Terrassen sehr stark den Plätzen. Aber einige Merkmale können uns helfen, eine korrekte Unterscheidung zu treffen.
Bei der landwirtschaftlichen Terrasse handelt es sich ebenfalls um eine ebene Fläche, die am Hang durch Aushub im Oberlauf und Anhäufung des abgebauten Materials im Unterlauf entsteht.
Doch meist war die Fläche schon zu Beginn nur annähernd eben und nicht perfekt waagerecht wie bei den Köhlerquadraten.
Außerdem ist die Form der ebenen Fläche in der Regel länglicher (in manchen Fällen mehrere Dutzend Meter) und vage rechteckig.
Die Wand folgt normalerweise einem geraden Weg. Die Höhe der Mauer bleibt über die gesamte Strecke mehr oder weniger konstant, ohne dass sie an den beiden Enden deutlich abnimmt.
Die Mauer scheint eine besonders solide Konstruktion zu sein, die oft aus ausgewählten Steinen (manchmal sogar grob behauen) besteht und sehr geschickt aneinandergereiht ist, wobei in den Zwischenräumen kaum Platz für Erde ist.
Im Profil gesehen ist die Mauer auffallend senkrecht. Alle Steine sind vertikal gut ausgerichtet. Zeitweise kann es leicht bergauf gehen.
Einige wenige Kohlefragmente können auf dem Boden gefunden werden (Rückstände von Bränden oder absichtlicher Verbrennung), aber in viel geringerer Konzentration als auf einem Köhlerplatz.
Als die landwirtschaftliche Terrasse gebaut wurde, befand sie sich mit Sicherheit in einem größtenteils offenen Raum mit Feldfrüchten und/oder Obstgärten, oft in der Nähe von ländlichen Gebäuden.
Für diejenigen, die nicht über ein GPS-Gerät und einen Höhenmesser verfügen, um die Koordinaten und die Höhe direkt vom Platz aus zu ermitteln, geben wir hier einige Ratschläge, wie man vorgehen kann, um diese Daten zu erhalten. Im Allgemeinen benötigen Sie eine sehr detaillierte Karte, um sich im Wald zu orientieren. Wenn Sie einen Köhlerplatz besuchen oder entdecken, sollten Sie immer eine gute Karte dabei haben (ideal sind Karten im Maßstab 1:25.000), auf der Sie die genaue Lage des Platzes markieren können. Später, wenn Sie von der Exkursion zurückkehren, können Sie die Koordinaten und die Höhe leicht mit einer der beiden folgenden Methoden berechnen.
Normale Methode zur Berechnung der Koordinaten und der Höhe eines Platzes
Wenn wir von Koordinaten sprechen, meinen wir die Längen- und Breitengrade, ausgedrückt in Metern nach dem in der Schweiz gebräuchlichen System. Um die Koordinaten eines Köhlerplatzes zu berechnen, muss man zunächst den betreffenden Ort auf einer Karte 1:25'000 finden, d.h. auf einem der offiziellen Blätter der Landeskarte der Schweiz (herausgegeben vom Bundesamt für Landestopografie).
Dann können Sie leicht die Koordinaten der linken unteren Ecke (A) des kilometrischen Quadranten bestimmen, in dem sich das Quadrat befindet (B). Dazu genügt es, an den Rändern der Karte die Zahlen zu beachten, die die Linien des Kilometergitters markieren. Diese Zahlen geben die geografische Länge und Breite in Kilometern an. Im folgenden Beispiel hat der südwestliche Scheitelpunkt des Quadranten (A) eine Länge von 716 km und eine Breite von 127 km.
Dann misst man mit einem gewöhnlichen Millimeterlineal auf der Karte die horizontale und vertikale Entfernung in Zentimetern zwischen diesem Scheitelpunkt (A) und dem Punkt, an dem sich das Quadrat (B) befindet. Im folgenden Beispiel haben wir einen horizontalen Abstand von 3,4 cm und einen vertikalen Abstand von 2,5 cm. Multipliziert man diese kartografischen Entfernungen in Zentimetern mit x 250, erhält man die tatsächlichen Entfernungen in Metern. Addiert man diese realen Entfernungen zu den Koordinaten des Scheitelpunkts A, so erhält man die genauen Koordinaten des Punkts B, d. h:
Längengrad: 716 km + 850 m = 716850 m.
Breitengrad: 127 km + 625 m = 127625 m.
Mit der gleichen Karte 1:25.000 lässt sich auch die Höhe des Köhlerplatzes leicht abschätzen. Dazu genügt ein Blick auf die so genannten Höhenlinien, die auf allen nationalen Blättern als beige (hellbraune) Schlangenlinien dargestellt sind. Jede Linie markiert einen Höhenunterschied von 20 Metern. Jede 5. aufeinanderfolgende Linie ist etwas dicker und zeigt 100 Meter an. In unserem Beispiel oben sehen wir also, dass der Platz etwas höher liegt als die dickste Höhenlinie von 900 Metern. Um genau zu sein, liegt sie auf halbem Weg zwischen dieser dickeren Kontur und der nächsten 920-Meter-Kontur. Wir können also für den Platz eine Höhe von 910 Metern über dem Meeresspiegel schätzen.
Ein schneller Weg zur Berechnung der Koordinaten des Platzes
Als Alternative zu Papierkarten können Sie auch die ausgezeichnete geografische Website des Bundes ab.swisstopogeodata.ch konsultieren, wo Sie alle nationalen topografischen Karten einsehen können. Insbesondere ist es auch möglich, 1 bis 25.000 Karten anzuzeigen, indem man das Kästchen zur Aktivierung von Pixelkarten aktiviert. Auf der Website können Sie sich virtuell durch die ganze Schweiz bewegen, beliebig zoomen und nach dem gewünschten Ort suchen. Darüber hinaus können Sie Ihre Position immer in Echtzeit ablesen, da die Koordinaten immer aktuell unter der Karte erscheinen. Wenn Sie möchten, können Sie sogar den Abstand zwischen zwei Punkten messen.
Es gibt auch andere ähnliche, aber nicht so gute Websites, wie z. B.:
Derzeit sind über 1700 Plätze vermessen und kartiert. Neben der Verteilungsanalyse (siehe z.B. Krebs et al. 2017 Die Auswahl geeigneter Standorte für die traditionelle Holzkohleproduktion) haben wir historische Recherchen in Archiven und Datierungen an Holzkohlen aus dem Boden der Köhlerplätze durchgeführt, um Details zur Chronologie der Holzkohleindustrie in den Tälern der Südschweiz zu finden.
So haben wir festgestellt, dass die meisten Köhlerbetriebe aus jüngerer Zeit stammen (18. und vor allem 19. Jahrhundert), aber es gibt auch zahlreiche Belege für die Holzkohleherstellung aus dem späten Mittelalter und sogar aus der Römerzeit.
In der folgenden Tabelle sind die in den 6 Untersuchungsgebieten erhobenen Daten zusammengefasst. Wenn Sie auf den Namen des Gebiets klicken, gelangen Sie zu der entsprechenden Karte, auf der die Fläche und die Verteilung der Plätze im Detail dargestellt sind. (Diese Daten sind noch von 2010, Aktualisierung folgt)
Untersuchungsgebiet | Fläche | Anzahl Plätze |
Broglio | 3.1 km2 | 145 |
bassa Valle d’Arbedo | 3.2 km2 | 126 |
alta Valle d’Arbedo | 3.9 km2 | 347 |
alta Valle Morobbia | 6.1 km2 | 347 |
Monte Carasso | 0.5 km2 | 49 |
Valle di Muggio | 4.7 km2 | 285 |
Total | 21.5 km2 | 1299 |