Medienanalyse zur Renaturierung von Fliessgewässern

Hintergrund
Seit dem ersten Januar 2011 sind alle Schweizer Kantone verpflichtet, ihre Flüsse zu renaturieren bzw. revitalisieren. Auch Hochwasserschutzmassnahmen müssen Ziele der ökologischen Aufwertung erfüllen. Die Rückgewinnung von naturnah gestalteten Gewässerräumen leistet einen wichtigen Beitrag zur Verhinderung einer unkontrollierten Zunahme des Schadenpotenzials. Einerseits befürwortet die Bevölkerung die ökologische Aufwertung der Gewässerräume. Aufgrund von sehr vielfältigen Nutzungsansprüchen rund um Flussräume tangieren konkrete Massnahmeplanungen sehr unterschiedliche Interessen in der Bevölkerung. Auch sehen die diesbezüglichen Problemstellungen (ökologisches Aufwertungspotential, Nutzungsdruck, Hochwasserbewusstsein) je nach Lage entlang von Flussläufen anders aus.
Verschiedene Wertesysteme und Perspektiven der Beteiligten führen zwangsläufig zu Spannungsfeldern und immer wieder zu schwer lösbaren Konflikten. Solche Kontroversen und öffentlichen Debatten zur Thematik nimmt die betroffene Bevölkerung vor allem durch die Medienberichterstattung wahr. Die Massenmedien prägen die Wahrnehmung der Renaturierungsthematik und diesbezügliche Erfahrungen oder Denkgewohnheiten wesentlich mit. Trotzdem wurden medienbezogene Aspekte in der Forschung als auch in der Praxis bislang kaum beleuchtet.
Im Rahmen einer Medienanalyse untersuchen wir den Nachrichtenfluss und die Darstellung des Themas in ausgewählten Fallstudiengebieten (BE/VS/AG) längerfristig.
Ziele
Ziel dieses Medien-Monitorings ist es, die Thematisierung von Renaturierungen bzw. Revitalisierungen in der Berichterstattung unterschiedlicher Zeitungstitel über den Zeitraum von 2000 bis 2014 zu rekonstruieren. Damit soll in sozialer, sachlicher und zeitlicher Hinsicht Aufschluss über den Verlauf der medienöffentlichen Debatte erhalten werden.
Durch die Analyse lassen sich Unterschiede und Veränderungen der Informationsflüsse durch Zeit- und Zeitungsvergleiche bewerten. Die Daten helfen gesellschaftliche Entwicklungen und Trends bezüglich der Wahrnehmung und Bewertung von Massnahmen zur ökologischen Aufwertung von Fliessgewässern sowie naturnahem Hochwasserschutz erkennen.
Zentrale Forschungsfragen
- Wie entwickelt sich der Diskurs über geplante oder realisierte Renaturierungen bzw. Revitalisierungen in der regionalen Presse über die Zeit?
- Wer sind die zentralen Akteure im medienöffentlichen Diskurs über Renaturierungskonzepte und -massnahmen?
- Welche Vor- und Nachteile der geplanten oder realisierten Renaturierungen werden thematisiert?
- Welche Konflikte treten auf?
- Ändern sich die Blickwinkel bezüglich Chancen und Risiken von Renaturierungsmassnahmen über die Zeit?
Methoden
Das Medien-Monitoring wird in methodischer Hinsicht mit sozial- und medienwissenschaftlichen Ansätzen der quantitativen Inhaltsanalyse von Pressetexten realisiert. Untersucht werden Zeitungstexte und Bilder zur Renaturierungs- bzw. Revitalisierungsthematik im Zeitraum von 2000–2014 in regionalen oder überregionalen Qualitätszeitungen der Kantone Bern, Wallis und Aargau.
Details zum Projekt
Projektdauer
2014 - 2016
Projektleitung
- Dr. Helena Zemp
- Valentin Zimmermann