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Mountland

 

Bergregionen erbringen lebenswichtige Ökosystemleistungen wie die Produktion von Nahrungsmitteln, Viehfutter und Holz, die Speicherung von Kohlenstoff und der Schutz vor Naturgefahren. Der Globale Wandel jedoch könnte diese Leistungen gefährden. Deshalb untersucht das Forschungsprojekt "Mountland" die möglichen Auswirkungen von potentiellen Klima- und Landnutzungsänderungen auf Ökosystemleistungen in Berggebieten.

 

Das Projekt kombiniert natur-, sozial- und politikwissenschaftlichen Methoden, um Grundlagen für politische Alternativen für eine nachhaltige Entwicklung zu schaffen. 

 

Erste Projektphase 2008 – 2012

Methoden der nachhaltigen Landnutzung in Berggebieten. Integrative Analyse der Ökosystemdynamik unter dem Einfluss des globalen Wandels und die Auswirkungen auf Umweltmanagement und politische Entscheidungen.

Das Projekt "Mountland" untersucht die Auswirkungen von Klima- und Landnutzungsänderungen auf die Bereitstellung von landwirtschaftlichen und waldwirtschaftlichen Ökosystemleistungen in den Berggebieten der Schweizer Alpen und des Juras. Das Projekt verbindet unterschiedliche Methoden: naturwissenschaftliche Experimente, ökologische und agrarökonomische Simulationsmodelle sowie die Analyse von Rahmenbedingungen in der Politik und bei Entscheidungsprozessen.

Als Fallbeispiel dienten die Wytweiden auf den Bergkämmen des Juras im Kanton Waadt, die trockene Region Visp und Nachbartäler im Kanton Wallis und das touristisch geprägte Davos. Die Forschenden untersuchten in den drei Regionen eine Vielzahl an Leistungen: Versorgungsleistungen (Produktion von Nahrungsmitteln und Holz), Regulierungsleistungen (Klimaregulation basierend auf Kohlenstoffbilanzierungen und Schutz vor Naturgefahren), kulturelle Leistungen (Ästhetische Werte basierend auf Landschaftsdiversität) und Basisleistungen (wie Nährstoffflüsse in der landwirtschaftlichen Produktion und die Bereitstellung von Biodiversität auf Arten- und Landschaftsebene). Das konzeptionelle Vorgehen erlaubte es, Rückkopplungseffekte zwischen ökologischen Prozessen und Entscheidungsprozessen in der Politik oder im Umweltmanagement zu erforschen.

Die wichtigsten Ergebnisse

Die übergreifenden Erkenntnisse aus dem Projekt "Mountland" lassen sich in fünf Punkten zusammenfassen:

  1. Es gibt keine Strategien und Lösungsansätze, die pauschal in allen Bergregionen den gleichen Erfolg versprechen. Die Regionalisierung von politischen Massnahmen, z.B. im Bereich der Agrarpolitik, sollte daher vermehrt geprüft werden.
  2. In der politischen Planung sollten flexible, an die lokalen Begebenheiten angepasste Massnahmen Vorrang haben. Aufgrund abrupter sozioökonomischer oder ökologischer Entwicklungen kann es zum Beispiel nötig werden, strenge quantitative Vorgaben für die landwirtschaftliche oder raumplanerische Nutzungsplanungen anpassen zu müssen, wie etwa den strikten Schutz von Landwirtschafts- oder Waldflächen.
  3. Die Quantifizierung von Zielkonflikten impliziert, dass eine vermehrte Koordination von Raumplanung, Agrar- und Waldpolitik vorteilhaft ist. Dadurch lassen sich win-win Situationen schaffen oder zumindest der Verlust von Ökosystemleistungen minimieren.
  4. Es ist wichtig, die betroffenen Akteure und Nutzer in die Ausarbeitung von Massnahmen einzubeziehen. Projektbezogene Massnahmen wie beispielsweise Meliorationen oder regionale Parkprojekte ermöglichen es, sektorenübergreifende Ziele zu erreichen und betroffene Landnutzer (untern ihnen Landwirte und Förster) besser in die Entwicklungsprozesse einzubeziehen.
  5. Raumplanerische Methoden und Instrumente können auch im Bereich der Wald- und Landwirtschaft hilfreich sein. Die Definition von neuen Raumkategorien basierend auf einem partizipativen Planungsprozess kann beispielsweise dazu beitragen, Hot-Spots für die Bereitstellung von ausgewählten Ökosystemleistungen zu bestimmen.
 

Zweite Projektphase 2013 - 2014

Priorisierung von Massnahmen zur Anpassung an klimatische und sozioökonomische Veränderungen in Berggebieten: Modellierung  "Backcasting" zukünftiger Landschaften, um Angebot und Nachfrage von Ökosystemdienstleistungen aufeinander abzustimmen.

Seit 2012 läuft nun die zweite Phase des Projekts, welche wiederum durch das Kompetenzzentrum für Umwelt und Nachhaltigkeit der ETH finanziert wird. In der zweiten Phase geht es vor allem darum aufzuzeigen, wie sich Entwicklungen besser steuern lassen. Dabei drehen die Forschenden die Sichtweise der Analyse um: aus einer Szenario-Analyse (dem Forecasting) wird ein sogenanntes Backcasting. Im Gegensatz zu traditionellen Planungsinstrumenten extrapoliert das Backcasting nicht einfach Beobachtungen von heute in die Zukunft, sondern nutzt ein Bild der Zukunft als Ausgangspunkt der Analyse. Ausgehend von diesem Landschaftsbild mit seinen unterschiedlichen Ökosystemleistungen analysieren die Forschenden, mit welchen Handlungs- und Managementoptionen diese Vision der Zukunft erreicht werden könnte. Als Grundlage dienen die methodischen Grundlagen aus der ersten Phase des Projekts. Das Endziel ist es, die Veränderungsprozesse noch besser zu verstehen und in den neu entwickelten Modellen zu berücksichtigen. Darüber hinaus soll die Frage der Raumentwicklung d.h. eine räumliche Abstimmung von Angebot und Nachfrage von Ökosystemleistungen in den Berggebieten analysiert werden. Schliesslich sollen Handlungsoptionen für Manager und Entscheidungsträger aufgezeigt werden, wie langfristige Auswirkungen langsamer Veränderungen, wie etwa des Klimawandels, in den aktuellen Politikprozessen stärker berücksichtigt werden können, um das Ziel einer nachhaltigen Entwicklung in Berggebieten zu erreichen.

 

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