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Entwicklung subalpiner Fichtenwälder unter dem Klimawandel am Beispiel von Bulgarien

 

Bergwälder sind für uns Menschen wichtig. Sie schützen vor Naturgefahren, liefern Holz, bieten uns Erholung und vielen Tier- und Pflanzenarten einen Lebensraum. Umso entscheidender ist es, voraussehen zu können, wie diese Wälder auf den Klimawandel reagieren. Die WSL untersucht in grossen unbewirtschafteten Wäldern Bulgariens, wie Bergwälder auf den Klimawandel reagieren könnten.

 

Bulgarische Naturwälder als geeignetes Studienobjekt

Verschiedene Klimaszenarien sagen für die Balkanhalbinsel einen dramatischen Rückgang der Sommerniederschläge kombiniert mit höheren Temperaturen voraus. Die dortigen Wälder eignen sich deshalb besonders gut, um den Klimawandel zu untersuchen. Aber nicht nur aus diesem Grund: Im Gegensatz zu unseren Breitengraden wachsen dort ausgedehnte Wälder, die seit über 150 Jahren nicht mehr bewirtschaftet werden - eine ideale Voraussetzung, die natürliche Walddynamik zu studieren.

Das WSL-Institut für Schnee- und Lawinenforschung SLF beteiligt sich an einem Forschungsprojekt, das unbewirtschaftete subalpine Fichtenwälder in Bulgarien untersucht. Dabei stehen natürliche Störungen wie Windwurf, Borkenkäferbefall oder Waldbrand im Fokus; wie häufig sie in solchen Wäldern auftreten, wie gross sie sind und welche Rolle sie zusammen mit der Bewirtschaftung und Artenzusammensetzung für zukünftige Störungen spielen könnten. Ausserdem untersuchen die Forschenden, wie die Bäume bisher auf extreme Klimaereignisse reagiert haben und wie sie in Zukunft damit zurecht kommen könnten

 

Höhere Sterberate bei grösserer Trockenheit

Erste Resultate zeigen, dass die grössten Störungen in Wäldern auftraten, die 120 bis 160 Jahre alt waren, und wenig strukturelle Unterschiede aufwiesen; die Bäume also alle ähnlich dick waren. Die Grösse der Störungen variierte zwischen 60 ha (Windwurf) bis zu 200 ha (Borkenkäfer). Älterere Wälder oder solche mit einer vielfältigeren Struktur wurden weniger grossflächig zerstört, dafür wiesen sie viele kleine Bestandeslücken auf - meistens verursacht durch Windwurfereignisse.

Jahrringanalysen von fast 650 lebenden und toten Bäumen zeigen ausserdem, dass Klimaextreme - in erster Linie trockene Sommer - die Sterberate von Fichten mehr beeinflussen als früher angenommen. Bisher ging man davon aus, dass Bäume in dichten Fichtenwäldern - während der sogenannten Selbstdifferenzierungsphase - in erster Linie infolge gegenseitiger Konkurrenz um Wasser, Nährstoffe oder Licht sterben.

Die Wirkung von gegenseitiger Konkurrenz zwischen Bäumen war zwar auch in den untersuchten Wäldern in Bulgarien sehr wichtig, wurde aber durch Klimaextreme erheblich verstärkt. Die Sterberate dürfte in solchen Wäldern unter dem Klimawandel entsprechend zunehmen.

Die Resultate der Studie in Bulgarien belegen ausserdem noch etwas anderes: Bäume, die am Anfang ihres Lebenszyklus nur langsam dicker wurden, starben im Alter von 40-50 Jahren häufiger an extremer Trockenheit, als Bäume, die einen besseren Start ins Leben hatten. Dies bedeutet, dass Faktoren, die das anfängliche Wachstum der Bäume steuern, die Entwicklung von Wäldern auch langfristig beeinflussen.

 

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