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Der Erholungswert des Zürcher Waldes

 

Projektziele

Die Wälder auf dem Gebiet der Stadt Zürich leisten als vielfältiger Natur- und Erholungsraum einen wichtigen Beitrag zur Lebensqualität. Doch was heisst das konkret? Welchen Wert haben die Zürcher Wälder für die Erholung der Stadtbevölkerung? Welche Motive sind wichtig für Waldbesuche? Aus welchen Gründen gehen einige Personen nie in den Wald? Diese und weitere Fragen wurden im Hinblick auf die folgenden Ziele untersucht:

  1. Informationen zum Waldbesuchsverhalten und zu den Bedürfnissen der Waldbesuchenden unterstützen Entscheide zur Gestaltung und Nutzung der Wälder und leisten einen Beitrag zur Beantwortung der Frage nach der optimalen Bereitstellung von Waldleistungen, die der stadtnahen Walderholung dienen.
  2. Die ökonomische Bewertung der Erholungsfunktion der Stadtwälder ermöglicht die Darstellung individueller und gesellschaftlicher Wertschätzungen in monetären Grössen. Diese Werte können in finanz- und sozialpolitische Debatten eingehen und somit eine Grundlage für politische Entscheide bilden.
  3. Erweiterungen der ökonomischen Bewertungsmodelle und Untersuchungen zur Schätzung von Erholungswerten mit Zielgebietsdaten leisten einen Beitrag zur Weiterentwicklung umweltökonomischer Bewertungsverfahren.
 

Methoden

Der Wert der Zürcher Stadtwälder für die Erholung der Bevölkerung wurde mit der Contingent Valuation Method (CVM) und mit der Travel Cost Method (TCM) ermittelt. Die dazu verwendeten Daten wurden in zwei Befragungen im September 2004 erhoben. In einer Quellgebietsbefragung  wurden 558 zufällig ausgewählte EinwohnerInnen der Stadt Zürich und in einer Zielgebietsbefragung 1530 Besucher und Besucherinnen der Stadtwälder jeweils schriftlich befragt.

Der Fragebogen beider Befragungen umfasste die folgenden Themen: Waldbesuchsverhalten, Anreise zum Wald und sozioökonomische Merkmale der Waldbesuchenden. Zudem wurde für die Bewertung mit der CVM ein hypothetisches Szenario beschrieben, das den Kauf einer Jahreskarte als Berechtigung für Waldbesuche innerhalb des Stadtgebiets postulierte. Die Zahlungsbereitschaft der Waldbesuchenden für eine solche Jahreskarte diente als Mass für die Wertschätzung der Walderholung. Schliesslich wurden Einstellungen und weitere ’psychologische Erklärungsvariablen’ ermittelt, die für die Erweiterung der Modelle, basierend auf der Theorie des geplanten Verhaltens, herangezogen wurden.  

Fragebogen (Download):
 

Resultate

Die Stadtwälder werden von einem grossen Teil der Einwohnerinnen und Einwohner der Stadt Zürich als Erholungsraum genutzt. Rund 88% der Befragten im Quellgebiet besuchten in den vergangenen 12 Monaten mindestens einmal einen Wald auf dem Gebiet der Stadt Zürich. Die meistgenannten Gründe für den Verzicht auf Waldbesuche sind Zeitmangel und eingeschränkte Bewegungsfreiheit. So besuchen Personen, die nie in die Stadtwälder gehen, auch andere Grünflächen auf dem Stadtgebiet seltener als die Waldbesuchenden. Die Bedeutung des Waldes als Naturraum zeigt sich an einer durchwegs hohen Bewertung der Motive ’gute und frische Luft’, ’in der Natur sein’ und ’Ruhe’. Ein weiterer wichtiger Beweggrund für Waldbesuche ist der Aspekt ’Bewegung und Fitness’.

Die monetäre Bewertung der Erholungsfunktion der Stadtwälder mit der CVM zeigt im Durchschnitt aller Waldbesuchenden eine individuelle Wertschätzung der Walderholung in den Zürcher Stadtwäldern von rund 110 Franken pro Person und Jahr. Wird dieser Betrag auf alle Personen hochgerechnet, die in Zürich wohnen und mindestens einmal pro Jahr die Wälder auf dem Stadtgebiet besuchen, wird der Wert des Waldes als Erholungsraum für die Bevölkerung der Stadt Zürich auf rund 30 Millionen Franken pro Jahr geschätzt.

Bei Vergleichen von Bewertungsergebnissen verschiedener Untersuchungen sind sowohl die Untersuchungskontexte als auch die methodischen Vorgehensweisen zu berücksichtigen und direkte Vergleiche sind selten möglich. Aufgrund der übereinstimmenden methodischen Vorgehensweise ist die Untersuchung zu den Stadtzürcher Wäldern mit einer früheren Untersuchung zum Erholungswert der Hamburger Wälder vergleichbar. Dabei zeigt sich eine weitgehende Übereinstimmung in der Wertschätzung, die Erholungssuchende in Zürich und in Hamburg den stadtnahen Wäldern beimessen. Dieses Ergebnis weist darauf hin, dass sich die in einem städtischen Gebiet ermittelten individuellen Walderholungswerte auf andere Stadtwälder übertragen lassen. Zur Übertragung auf die Wälder in nicht-städtische Regionen sind jedoch keine Aussagen möglich, da Wälder als Naturräume in urbanen Gebieten eine spezielle Stellung einnehmen und wie in Zürich den grössten Teil der öffentlich zugänglichen Grünflächen auf dem Stadtgebiet bilden.

Der Einfluss verschiedener Faktoren auf die Zahlungsbereitschaft der Waldbesuchenden wurde in zwei Schritten analysiert. Im ersten Schritt wurde untersucht, welche Grössen sich auf die Akzeptanz des hypothetischen Szenarios auswirken. Sozioökonomische und besuchsbezogene Merkmale weisen keinen signifikanten Einfluss auf. Demgegenüber kann die Erklärung und Interpretation der sogenannten Protestantworten verbessert werden durch eine auf der Theorie des geplanten Verhaltens basierende Erweiterung der Modelle. Im zweiten Schritt wurde die Höhe der Zahlungsbereitschaft analysiert. Diese wird hauptsächlich von sozioökonomischen und besuchsbezogenen Merkmalen bestimmt, die im ersten Schritt keinen signifikanten Einfluss auf die Protestantworten zeigten. Somit können Protestantworten bei der Schätzung durchschnittlicher Zahlungsbereitschaften von der Datenbasis entfernt werden.

Daten aus Zielgebietsbefragungen können stichprobenbedingte Verzerrungen aufweisen, da die Auswahl der Befragten nicht rein zufällig geschieht und zum Beispiel durch deren Besuchshäufigkeit bestimmt wird. Die Reduktion dieses systematischen Fehlers durch die Gewichtung der Daten in Abhängigkeit der Auswahlwahrscheinlichkeiten ist zu empfehlen, wenn diese Wahrscheinlichkeiten mit den Untersuchungsmerkmalen korreliert sind. Allerdings wird dadurch die Streuung der Schätzung, d.h. der zufallsbedingte Fehler erhöht, wie theoretische und empirische Untersuchungen anhand der Waldbesucherbefragungen in Zürich zeigen. Folglich sind in Zielgebietsbefragungen grössere Stichproben notwendig als in Quellgebietsbefragungen mit Zufallsstichproben, um die gleiche Aussagesicherheit zu erlangen.

 

Publikationen

  • Bernath, K.; Roschewitz, A. (2007): Recreational benefits of urban forests: Explaining visitors’ willingness to pay in the context of the theory of planned behavior. Journal of Environmental Management. PDF

  • Bernath, K.; Elsasser, P.; Roschewitz, A. (2007): Reduktion systematischer und zufallsbedingter Fehler in Zielgebietsdaten: Theorie und empirische Ergebnisse einer Waldbesucherbefragung in Zürich.Allgemeine Forst- und Jagdzeitung. Zeitschrift für Forstwirtschaft und Forstwissenschaft, 178 (5/6): 109-120. PDF

  • Bernath, K.; Roschewitz, A.; Studhalter, S. (2006). Die Wälder der Stadt Zürich als Erholungsraum: Besuchsverhalten der Stadtbevölkerung und Bewertung der Walderholung. Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL), Zürich.  PDF
  • Bernath, K.; Roschewitz, A. (2006). Wie wertvoll ist der Zürcher Wald für die Erholung der Stadtbevölkerung? Natur und Mensch 5/2006: 12-17. PDF