1. Die Datenauswahl
Für jede MS-Region ("mobilité spaciale") wurden landschaftliche, faunistische, floristische und sozioökonomische Parameter aus nationalen Datensätzen berechnet. Mit statistischen Methoden wählten wir aus rund 100 Kriterien die relevantesten aus (siehe untenstehende Listen). Wir sind uns bewusst, dass noch viele weitere Kriterien in eine Bewertung einfliessen können und sollten, so z.B. Kriterien über die Mitwirkung der Bevölkerung in den Regionen, das Regionenbewusstsein oder kulturlandschaftliche Werte. Solche Daten sind aber kaum national verfügbar. Ihre Erhebung und Berücksichtigung in einem künftigen Evaluationsinstrument wären aber ganz wichtig.
2. Die Ermittlung der Landschaftstypen und der Repräsentativität
Für jede MS-Region ("mobilité spaciale") wurden 24 landschaftliche Kriterien (aufgelistet in Tabelle 1) aus nationalen Datensätzen berechnet. Eine Ähnlichkeitsanalyse und Gruppierung der MS-Regionen aufgrund der Kriterien ergibt folgende Landschaftstypen:
Diese Landschaftstypen sind nicht identisch mit bestehenden Typen (z.B. Gutersohn, CSCF) sondern stellen das Resultat der Landschaftstypisierung aufgrund unserer umfassenden Landschaftsdaten dar.
Charakterisierung der Landschaftstypen:
1 Vorgebirge: am Rand der Hochgebirge liegend, mässig hohe Reliefenergie, viele Feuchtstandorte und kleinere Seen; hoher Anteil Wald im montanen und subalpinen Fichten- sowie Fichten-Tannengürtel; generell hoher Anteil an Mooren und Moorlandschaften.
2 Hochgebirge: hohe Reliefenergie, ausgestattet mit typischen Landschaftselementen des Hochgebirges wie Gletscher, Bergbäche, Auen, alpine Rasen, subalpine Bergwälder, Lärchenwiesen etc.; viele traditionelle Landnutzungstypen; generell hoher Anteil an Flächen im Bundesinventar der Landschaften von nationaler Bedeutung (BLN).
3 Mittelland: Flach-hügeliges Gebiet charakterisiert durch mehrheitlich intensiv genutzte land- und forstwirtschaftliche Flächen; natur- und landschaftsschützerisch wichtige Landschaftselemente häufig zurückgedrängt; landschaftlich wertvolle Elemente sind Hochstammobst, Kiesgruben, trockene, wärmeliebende Waldränder und die kleineren und grösseren Mittellandseen.
4 Jura-Hügelland: Oft mit landschaftlich wertvollen Landschaftselementen ausgestattet wie Juraweiden, montanen Buchen-Tannenwäldern, Hecken, Einzelhölzern und Trockenrasen.
5 warme oder tiefe Lagen: Wärmste Gebiete der Schweiz, oft tief gelegen und ausgestattet mit wärmeliebenden Wäldern und Waldrändern, Weinbergen und Trockenrasen.
Jede MS-Region erklärt nun die Variabilität "ihres" Landschaftstypes besser oder schlechter. Der Erklärungsgrad wurde gebraucht, um die Repräsentativität auf einer Rangskala von 1 (tief) bis 3 (hoch) zu beschreiben:
Zur Charakterisierung der Landschaftstypen verwendete, relevante Parameter (Tabelle 1):
Landschaftliche Parameter: |
Quelle:
|
Juraweide* |
Arealstatistik 1979/85 |
Alpine Rasen* |
Hegg (1993) & Arealstatistik 1979/85 |
Bergbäche* |
L+T (1993): digitales Geländemodell & Vector200 |
Traditionelle Getreideäcker in der Bergzone* |
Arealstatistik 1979/85 |
Hochstaudenreiche Fichten- /Tannenwälder* |
Hegg (1993) & Arealstatistik 1979/85 |
subalpine Fichtenwälder* |
Hegg (1993) & Arealstatistik 1979/85 |
Gletscher* |
Vereinfachte Geotechnische Karte der CH |
Wärmeliebende Wälder* |
Hegg (1993), Karte der degree-days (WSL), Arealstatistik 1979/85 |
Einzelgehölze* |
Arealstatistik 1979/85 |
Hochmoore* |
Bundesinventar der Hochmoore von nat. Bed. |
Hecken* |
Arealstatistik 1979/85 |
Gletscherseen* |
Vereinfachte Geotechnische Karte der CH & Arealstatistik 1979/85 |
Bundesinventar der Landschaften von nationaler Bedeutung (BLN) |
Bundesinventar der Landschaften von nationaler Bedeutung |
Moorlandschaften (ML) |
Bundesinventar der Moorlandschaften von nat. Bedeutung |
Trockenrasen* |
Hegg (1993) & Arealstatistik 1979/85 |
Flachmoore* |
Bundesinventar der Flachmoore von nat. Bed |
Hochstammobst* |
Arealstatistik 1979/85 |
Weinberge* |
Arealstatistik 1979/85 |
Lärchen-Arvenwälder* |
Hegg (1993) & Arealstatistik 1979/85 |
Lärchenwiesen* |
Hegg (1993) & Arealstatistik 1979/85 |
Kiesgruben* |
Arealstatistik 1979/85 |
Waldränder trocken-warm* |
Hegg (1993) & Arealstatistik 1979/85, digitales Geländemodell, Karte der degree-days (WSL) |
Auen* |
Aueninventar, Arealstatistik 1979/85, Hegg (1993) |
kleine Seen* |
Arealstatistik 1979/85 |
*https://www.wsl.ch/land/products/biomod/habmaps.html
Bundesamt für Landestopographie: Digitales Geländemodell dhm25 und vector200 (1993).
Bundesamt für Statistik (1979/85): Arealstatistik .
Hegg, O., Béguin, C., Zoller, H., 1993: Atlas schutzwürdiger Vegetationstypen der Schweiz. BUWAL
3. Die Ermittlung der Landschaftsqualität
Für jede MS-Region ("mobilité spaciale") wurden die Werte der 17 untenstehenden landschaftsrelevanten Parameter (Tabelle 2) in Prozent des höchsten je in einer MS-Region der Schweiz auftretenden Wertes ausgedrückt und anschliessend aufsummiert. Diese regionenspezifischen Summen wurden nun untereinander verglichen und neu auf einer nationalen Rangskala von 1 (tief) bis 3 (hoch) ausgedrückt:
Zur Ermittlung der Landschaftsqualität verwendete, relevante Parameter (Tabelle 2):
Landschaftliche Parameter: |
Quelle:
|
Juraweide* |
Arealstatistik 1979/85 |
Alpine Rasen* |
Hegg (1993) & Arealstatistik 1979/85 |
Bergbäche* |
L+T (1993): digitales Geländemodell & Vector200 |
Traditionelle Getreideäcker in der Bergzone* |
Arealstatistik 1979/85 |
Hochstaudenreiche Fichten- /Tannenwälder* |
Hegg (1993) & Arealstatistik 1979/85 |
subalpine Fichtenwälder* |
Hegg (1993) & Arealstatistik 1979/85 |
Gletscher* |
Vereinfachte Geotechnische Karte der CH |
Wärmeliebende Wälder* |
Hegg (1993), Karte der degree-days (WSL), Arealstatistik 1979/85 |
Hecken* |
Arealstatistik 1979/85 |
Bundesinventar der Landschaften von nationaler Bedeutung (BLN) |
Bundesinventar der Landschaften von nationaler Bedeutung |
Moorlandschaften (ML) |
Bundesinventar der Moorlandschaften von nat. Bedeutung |
Trockenrasen* |
Hegg (1993) & Arealstatistik 1979/85 |
Hochstammobst* |
Arealstatistik 1979/85 |
Weinberge* |
Arealstatistik 1979/85 |
Lärchen-Arvenwälder* |
Hegg (1993) & Arealstatistik 1979/85 |
Kiesgruben* |
Arealstatistik 1979/85 |
Waldränder trocken-warm* |
Hegg (1993) & Arealstatistik 1979/85, digitales Geländemodell, Karte der degree-days (WSL) |
*https://www.wsl.ch/land/products/biomod/habmaps.html
Bundesamt für Landestopographie: Digitales Geländemodell dhm25 und vector200 (1993).
Bundesamt für Statistik (1979/85): Arealstatistik .
Hegg, O., Béguin, C., Zoller, H., 1993: Atlas schutzwürdiger Vegetationstypen der Schweiz. BUWAL
4. Die Ermittlung der faunistischen und floristischen Qualität
Für jede MS-Region ("mobilité spaciale") wurden die Werte der untenstehenden 7 faunistischen und 4 floristischen Kriterien (Tabelle 3) in Prozent des höchsten je in einer MS-Region der Schweiz auftretenden Wertes ausgedrückt und anschliessend aufsummiert. Diese regionenspezifischen Summen wurden nun untereinander verglichen und neu auf einer nationalen Rangskala von 1 (tief) bis 3 (hoch) ausgedrückt.
Karte der faunistischen Qualität aller Regionen:
Karte der floristischen Qualität aller Regionen:
Zur Ermittlung der faunistischen und floristischen Qualität verwendete, relevante Parameter (Tabelle 3):
Faunistische Parameter: |
Quelle:
|
Potentielle Artenzahl für faunistische Gruppe Aves** |
Räumliches Modell nach Heller-Kellenberger et al. (1997) |
Potentielle Artenzahl für faunistische Gruppe Reptilia** |
dito |
Potentielle Artenzahl für faunistische Gruppe Amphibia** |
dito |
Potentielle Artenzahl für faunistische Gruppe Lepidoptera** |
dito |
Potentielle Artenzahl für faunistische Gruppe Carabidae** |
dito |
Potentielle Artenzahl für faunistische Gruppe Saltatoria** |
dito |
Anzahl Wärmestufen |
Phänologische Karte der Schweiz 1:200'000 (Schreiber et al., 1977) |
**https://www.wsl.ch/land/products/biomod/welcome.html
Floristische Parameter: |
|
Anzahl Wärmestufen |
Phänologische Karte der Schweiz 1:200'000 (Schreiber et al., 1977) |
Floristische Vielfalt |
Wohlgemuth (1996), Welten&Sutter (1982, 1984) |
Max. Anzahl Arten von Roter Liste |
dito |
Max. Anzahl Arten mit floristischer Einzigartigkeit |
dito |
Heller-Kellenberger, I., Kienast, F., Obrist, M.K., Walter, T.A., 1997: Räumliche Modellierung der potentiellen faunistischen Biodiversität mit einem Expertensystem. Informationsblatt des Forschungsbereichs Landschaftsökologie 36: 1-4.Schreiber, K.F., Kuhn, N., Hug, C., Häberli, R., Schreiber, C., 1977: Wärmegliederung der Schweiz. EJPD, Bern, 4 Karten 1:200'000.Welten, M., Sutter, R., 1982: Verbreitungsatlas der Farn- und Blütenpflanzen der Schweiz. Birkhäuser, Basel.Welten, M., Sutter, R., 1984: Erste Nachträge und Ergänzungen zu Verbreitungsatlas der Farn- und Blütenpflanzen der Schweiz. Zentralstelle der floristischen Kartierung der Schweiz, Bern..Wohlgemuth, T., 1996: Biogeographie und Biodiversität der Schweizer Flora - Regionalisierungen durch statistische Auswertungen landesweiter Verbreitungsdaten. Diss. Univ. Bern.
5. Die sozioökonomische Regionentypisierung
Für jede MS-Region ("mobilité spaciale") wurden 23 sozioökonomische Kriterien (aufgelistet in Tabelle 4) aus der Gemeindestatistik berechnet. Eine Ähnlichkeitsanalyse und Gruppierung der MS-Regionen aufgrund der Kriterien ergibt folgende sozioökonomischen Typen:
Charakterisierung der sozioökonomischen Typen:1 Agrarregionen mit Pendlern: Gebiete mit stark landwirtschaftlich geprägten Gemeindestrukturen; oft Zuzügergemeinden mit erheblichem Wegpendleranteil; viele Kleinzentren; industriell-tertiärer Sektor mit mässiger Bedeutung.2 Peripheriezentren: Gebiete mit einem oder mehreren Peripherizentren, aber noch deutlich landwirtschaftlich geprägt. Industrieller Sektor mit mässiger Bedeutung; tertiärer Sektor wenig ausgeprägt.3 Tourismusregionen: Stark vom Tourismus abhängige Gebiete mit Erwerbstätigen, die vor allem im tertiären und primären Sektor arbeiten.4 Mittelzentren: Gebiete mit einem oder mehreren Mittelzentren als wichtige Arbeitsplatzgebiete im sekundären und tertiären Sektor; Pendleraufkommen aus den umliegenden agrarisch geprägten Gemeinden relativ hoch.5 urbane Zonen und Agglomerationen: Grosszentren der Schweiz, häufig mit grossen Agglomerationen; wichtige Arbeitsplatzgebiete im sekundär-tertiären Bereich; Pendleraufkommen aus den umliegenden Agglomerationen hoch.
Zur Charakterisierung der sozioökonomischen Gruppen verwendete, relevante Parameter (Tabelle 4):
Sozioökonomische Parameter: |
Quelle:
|
Anzahl Grosszentren |
Bundesamt für Statistik (1995) |
Anzahl Mittelzentren |
dito |
Anzahl Kleinzentren |
dito |
Anzahl Peripheriezentren |
dito |
Anzahl reiche Gemeinden |
dito |
Anzahl touristische Gemeinden |
dito |
Anzahl semitouristische Gemeinden |
dito |
Arbeitsplatzgemeinden grosszentraler Regionen |
dito |
Arbeitsplatzgemeinden nichtgrosszentraler Regionen |
dito |
Zuzügergemeinden mit mässigem Wegpendleranteil |
dito |
Einheimischengemeinden mit mässigem oder hohem Wegpendleranteil |
dito |
Gemeinden mit industriell-tertiärer Erwerbsbevölkerung |
dito |
Gemeinden mit industrieller Erwerbsbevölkerung |
dito |
Gemeinden mit agrar-industrieller Erwerbsbevölkerung |
dito |
Gemeinden mit agrar-tertiärer Erwerbsbevölkerung |
dito |
Gemeinden mit agrarischer Erwerbsbevölkerung |
dito |
Gemeinden mit starkem Bevölkerungsrueckgang |
dito |
Suburbane Wohngemeinden grosszentraler Regionen |
dito |
Periurbane Gemeinden grosszentraler Regionen |
dito |
Suburbane Wohngemeinden nichtgrosszentraler Regionen |
dito |
Periurbane Gemeinden nichtgrosszentraler Regionen |
dito |
Wirtschaftlich bedrohte Fläche |
dito |
(I)nvestitions-(H)ilfe-(G)esetz Fläche |
dito |
Bundesamt für Statistik (1995): Gemeindetypologie 1990 und Gemeindestatistik. |