WSL Home


 Forschung für Grossflächige Schutzgebiete

 

Was sind Schutzgebiete

Aktuelles / Tagungen

Forschung

Akteure

 

 

 

 

 

Forum für Wissen 2002 an der Eidg. Forschungsanstalt WSL

Grossflächige Schutzgebiete - die Stimme der Forschung

Das Forum beleuchtet die unterschiedlichen Rollen der Forschung für grossflächige Schutzgebiete (Prozessforschung, Einrichtung und Management, Evaluation von Gebietsvorschlägen etc.). Praktikerinnen und Interessenvertreter sollen mit Forschenden in einen Dialog treten und austauschen, was die Forschung für ihre Bedürfnisse liefert oder liefern kann.

Tagungsleitung: Karin Hindenlang, WSL

Abstracts der Vorträge

Wozu brauchen wir grossflächige Schutzgebiete?

Welche grossflächigen Schutzgebiete (Natur- und Landschaftspärke) gibt es 2010 in der Schweiz?

Wie kann die Forschung die Auswahl und Einrichtung grossflächiger Schutzgebiete erleichtern?

Anwendungsorientierte Forschung in grossflächigen Schutzgebieten - aber für wen?

Reproduzierbarkeit des Modells Entlebuch: psychologische und methodische Grundlagen

Innenansichten - Resultate einer interkulturellen Vergleichsstudie

Der Blick von aussen - Ergebnisse einer qualitativen Studie

Processus biologiques liés à l'intensité d'utilisation d'un paysage
Biologische Prozesse in Abhängigkeit der Nutzungsintensität einer Landschaft

Grossflächige Schutzgebiete - Perspektiven für die regionale Wirtschaft

Hoffnung für die Natur? Zur Evaluation von Schutzprogrammen

 

 

Wozu brauchen wir grossflächige Schutzgebiete?
Mario F.Broggi
Eidg.Forschungsanstalt WSL, Zürcherstr. 111, 8903 Birmensdorf

In der Schweiz sind nur 3 Prozent der Alpenfläche durch Grosschutzgebiete geschützt. Wir bilden damit das Schlusslicht im Vergleich zu den fünf übrigen flächigen Alpenstaaten Slowenien, Oesterreich, Deutschland, Frankreich, Italien. Drei Gründe sind für dieses Defizit an grossflächigen Schutzgebieten massgebend und werden diskutiert. Sowohl ökonomische als auch ökologische Argumente sprechen für die Einrichtung und Förderung neuer grossflächiger Schutzgebiete. Der Erfolg wird sich dort einstellen, wo die einheimische Bevölkerung von Beginn weg einbezogen wird. Mit der Ausweisung neuer Gross-Schutzgebiete erhalten wir lebendigen Anschauungsunterricht für eine nachhaltige Entwicklung.

 

 

Welche grossflächigen Schutzgebiete (Natur- und Landschaftspärke) gibt es 2010 in der Schweiz?
Franz-Sepp Stulz
BUWAL, 3003 Bern

2010 gibt es neben dem heutigen Schweizerischen Nationalpark bestimmt ein bis zwei neue Nationalpärke, daneben mehrere Landschaftspärke sowie einige Naturpärke. Die dafür notwendige Revision des Natur- und Heimatschutzgesetzes (NHG) ist in Vernehmlassung. Der Bund formuliert darin die qualitativen und quantitativen Anforderungen für die drei Parktypen (Nationalpark, Landschaftspark, Naturpark). Er gewährt im Rahmen von Leistungsvereinbarungen mit den Kantonen Subventionen und ein Label für die Errichtung und den Betrieb von Pärken. In einer Übergangsfrist bis zum Inkrafttreten des revidierten NHG können aus lokaler Initiative entstandene und bereits konkretisierte Projekte einen Bedarfs- und Machbarkeitsnachweis erbringen und zur Eichung der Kriterienkataloge, welche die Anforderungen an die Pärke enthalten, beitragen.

 

 

Wie kann die Forschung die Auswahl und Einrichtung grossflächiger Schutzgebiete erleichtern?
Felix Kienast
Eidg. Forschungsanstalt WSL, Zürcherstrasse 111, 8903 Birmensdorf

In der Schweiz hält bei der Einrichtung neuer grossflächiger Schutzgebiete eine neue Pla-nungskultur Einzug, die Urteil und Gestaltungsideen der lokalen Bevölkerung vermehrt in die Landschaftsentwicklung miteinbezieht. Um Behörden, Regionen und privaten Organisationen strategische Entscheidungshilfen zu liefern, braucht es übergeordnete biologische und sozioökonomische Forschung zu Schutzgebietsverbunden. An der WSl wurde im Rahmen des Projekts Landschaft 2020 des BUWAL ein computergestütztes Suchverfahren für grossflächige Schutzgebiete entwickelt. In mehreren Schritten werden räumliche Informationen zur Landschaftsqualität überlagert und die für eine bestimmte Schutzstrategie geeignetsten Gebiete ausgewählt (Beispiele für verschiedene Schutzstrategien unter www.wsl.ch/land/products/grossschutz/praxis.html).

 

 

Anwendungsorientierte Forschung in grossflächigen Schutzgebieten - aber für wen?
Christoph Scheidegger
Eidg. Forschungsanstalt WSL, Zürcherstrasse 111, 8903 Birmensdorf

Anwendungsorientierte Forschungsprojekte in grossflächigen Schutzgebieten befassen sich entweder mit der Beschreibung der schutzwürdigen Lebensräume und der in ihnen ablaufenden natürlichen Prozesse oder sie überprüfen die Auswirkungen getroffener Massnahmen. Forschung in grossflächigen Schutzgebieten und ihre Umsetzung ist auf breite Akzeptanz der lokalen Bevölkerung, insbesondere auch der lokalen Land- und Forstwirtschaft angewiesen. Die notwendige Kommunikation zwischen Forschenden und Betroffenen wird durch die Rahmenbedingungen wissenschaftlicher Arbeitsweise oftmals erschwert. Ein Interesse an Untersuchungen kann bei Eigentümern am direktesten geweckt werden, wenn Forschungsergebnisse in den überregionalen Kontext gestellt und die lokalen Forschungsergebnisse mit anderen Gebieten verglichen werden.

 

 

Reproduzierbarkeit des Modells Entlebuch: psychologische und methodische Grundlagen
Engelbert Ruoss
Regionalmanagement, Biosphärenreservat Entlebuch, 6170 Schüpfheim
www.biosphaere.ch

"Erhalten und Entwickeln" ist das langfristige Motto des Biosphärenreservats Entlebuch. Damit soll die einzigartige Natur- und Kulturlandschaft, speziell die Moorlandschaften und Karstgebiete, erhalten und eine nachhaltige Regionalentwicklung realisiert werden. Im Herbst 2001 anerkannte die UNESCO das Biosphärenreservat Entlebuch und schlägt vor, dass der erfolgreiche demokratischen Prozess der Etablierung des Grossschutzgebiets publiziert wird. Mit einem Kooperationsmodell wird fürs Entlebuch ein nachhaltiges Wachstum und Wohlstand ermöglicht. Die Methode TardDec Leadership System, verknüpft mit den Erfahrungen aus dem Entlebuch Prozess, macht das Modell für andere Regionen reproduzierbar.

 

 

Innenansichten - Resultate einer interkulturellen Vergleichsstudie
Astrid Wallner
Eidg. Forschungsanstalt WSL, Zürcherstrasse 111, 8903 Birmensdorf

Integrative Schutzgebietskonzepte wie z.B. dasjenige der UNESCO-Biosphärenreservate werden als Instrumente für eine nachhaltige Landschafts- und Regionalentwicklung betrachtet. Die Einrichtung eines Schutzgebietes soll also eine Chance für eine Region darstellen. Aber wird dies von der lokalen Bevölkerung auch so wahrgenommen? Die Resultate einer Vergleichsstudie zwischen dem Biosphärenreservat Entlebuch in der Schweiz und dem Carpathian Biosphere Reserve in Transkarpatien, Ukraine zeigen, dass die Einstellung der lokalen Bevölkerung gegenüber dem Biosphärenreservat stark von den eigenen Interessen und Bedürfnissen abhängig ist. Durch die intensive Auseinandersetzung der Ansprüche des Naturschutzes und der Bedürfnisse und Interessen der Bevölkerung kann der Integrationsprozess der veränderten gesellschaftlichen Werte unterstützt werden.

 

 

Der Blick von aussen - Ergebnisse einer qualitativen Studie
Nicole Bauer
Eidg. Forschungsanstalt WSL, Zürcherstrasse 111, 8903 Birmensdorf

Als Folge des strukturellen Wandels in der Landwirtschaft sind viele Gebiete im Berggebiet mit der Entscheidung über eine Aufgabe der land- und forstwirtschaftlichen Nutzung konfrontiert. Durch die geplante Ausweisung von Wildnisgebieten, in denen menschliche Eingriffe wegfallen, ensteht die "Wildnisdebatte". Welche Rolle spielen die grundlegenden Einstellungen zur Natur für eine befürwortende oder ablehnende Haltung gegenüber Wildnis und welches sind die Ansprüche der Bevölkerung an Wildnisgebiete? Die Ergebnisse der vorgestellten qualitativen Studie machen deutlich, dass verschiedene Faktoren die Einstellungen zu Wildnisgebieten bestimmen. Anhand der Ergebnisse konnte eine Ideal-Typologie des Mensch-Wildnis-Verhältnisses entwickelt werden. Diese Typologie eröffnet die Möglichkeit, Empfehlungen für das Ausweisen und Verwalten von Wildnisgebieten abzuleiten.

 

 

Processus biologiques liés à l'intensité d'utilisation d'un paysage
Biologische Prozesse in Abhängigkeit der Nutzungsintensität einer Landschaft

Alexandre Buttler et collègues
WSL Antenne romande, c/o EPFL Ecublens, case postale 96, CH-1015 Lausanne

Dans ces nouveaux types de grandes réserves paysagères, qui seront choisis selon des critères vocationnels à définir des objectifs spécifiques de protection/conservation, d'exploitation du-rable, d'éducation à l'environnement, de développement technologique et de recherche seront définis. L'utilisation des milieux par l'homme est donc un facteur essentiel de l'évolution du paysage, et en particulier de l'évolution des équilibres naturels. Nous présentons deux écosystèmes qui sont éminemment conditionnés par l'action humaine: les pâturages boisés jurassiens et les marais de la rive sud du lac de Neuchâtel. Les études qui y sont menées permettent de répondre partiellement aux lacunes reconnues dans le rapport de l'Académie suisse des sciences naturelles sur la recherche dans les grandes zones protégées de Suisse (ASSN/SANW 2002).

 

 

Grossflächige Schutzgebiete - Perspektiven für die regionale Wirtschaft
Irene Küpfer
Schwalmenackerstrasse 19, 8400 Winterthur

In Diskussionen um neue grossflächige Schutzgebiete wird in der Regel bald einmal die Frage gestellt, welchen wirtschaftlichen Nutzen ein solches Gebiet für eine Region erwarten lasse. Aufgrund seiner vielfältigen Funktionen bringt ein grossflächiges Schutzgebiet einen wirtschaftlichen Nutzen, der sich aus mehreren Komponenten zusammensetzt. Als besonders wichtige Komponente erweist sich oft der Beitrag des Schutzgebietstourismus zur regionalen Wirtschaftsleistung. Dies trifft z. B. im Fall des Schweizerischen Nationalparks zu. Die Forschung ist im Zusammenhang mit grossflächigen Schutzgebieten (u. a.) gefordert, einen Beitrag zu leisten, dass wirtschaftlicher Nutzen und Schutz je nach regionalen Gegebenheiten sinnvoll miteinander kombiniert werden können.

 

 

Hoffnung für die Natur? Zur Evaluation von Schutzprogrammen
Thomas Dalang
Eidg. Forschungsanstalt WSL, Zürcherstrasse 111, 8903 Birmensdorf

Wie lassen sich Schutzprogramme auf ihren Naturschutz-Wert hin untersuchen? Das Allerweltsheilmittel dazu ist heute die Erfolgskontrolle. Drei Fragen stellen sich: Braucht es überhaupt Erfolgskontrollen? Hat die bei Erfolgskontrollen angewandte Technik noch entscheidende Mängel? Wie kann die Forschung helfen, diese Technik zu verbessern? Eine Erfolgskontrolle ist nützlich bei zielgerichteten Schutzprogrammen. Probleme bei der Zielsetzung, der Auswahl der Instrumente, der Messung der Zielerreichung und der nachfolgenden Rückkoppelung zur Verbesserung der Instrumente werden an Beispielen diskutiert.

©  WSL / Autoren


14.01.04