Antworten auf konkrete Fragen zu "Mitgestaltung lokal verankern"

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Wozu eine aufwändige Mitgestaltung?

Ein Mitgestaltungsprozess ist ein erprobter Weg, um Ideen und Visionen für die zukünftige Entwicklung eines Dorfes zu finden. Mitgestaltung motiviert die BewohnerInnen, durch eigenes Engagement zur Verwirklichung dieser Ideen beizutragen. Es gibt viele Anknüpfungspunkte für einen Mitgestaltungsprozess, z.B. wenn es darum geht,

  • die Bevölkerung in die Ortsplanung einzubeziehen
  • ein Gemeinde-Leitbild zu erarbeiten
  • die lokale Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft, Gewerbe, Bevölkerung und Gemeinde anzuregen
  • das Gemeindeleben zu bereichern
  • die Integration der BewohnerInnen zu verbessern
  • latente Konflikte zwischen BewohnerInnengruppen zu lösen
  • der Abwanderung entgegenzuwirken
  • Natur- und Landschaftsschutzmassnahmen in der Gemeinde umzusetzen
  • die Lebens- und Erholungsqualität in der Gemeinde zu verbessern
  • eine zukunftsgerichtete Entwicklung der Gemeinde mit Rücksicht auf die lokale Eigenart zu ermöglichen
  • Unterstützung für eine Idee oder ein konkretes Projekt zu finden.

Wenn Sie sich fragen, in welchen Bereichen oder für welche Probleme eine Mitgestaltung in Ihrem Dorf sinnvoll sein könnte, versuchen Sie sich die heutige Situation vor Augen zu führen:

  • Welche ungelösten Fragen und Probleme gibt es?
  • Welche Bevölkerungsgruppen sind davon besonders betroffen?
  • Was steht einer Lösung im Weg?
  • Welche Potentiale und Chancen sind bis jetzt nicht genutzt worden?
  • Bestehen bereits Bestrebungen zur Lösung einer bestimmten Frage, die man allenfalls mit einem Mitgestaltungsprozess unterstützen könnte? Eine solcher Prozess kann sehr gut mit bereits laufenden oder geplanten Vorhaben verknüpft werden, z.B. mit einer Ortsplanungsrevision, der Entwicklung eines Gemeinde-Leitbildes, der Gestaltung des Dorfplatzes, einer Projektwoche in der Schule etc.

Gute Gründe für einen Mitgestaltungsprozess

Das Dorf ist der Wohn- und Lebensraum der ansässigen BewohnerInnen, der viele ihrer Bedürfnisse erfüllt und in dem sie sich zuhause fühlen. Eine wichtige Qualität des Dorfes ist das Dazugehören oder anders gesagt: die soziale Integration. Anders als früher lässt sich in der heutigen Gesellschaft Integration nicht mehr einfach dadurch erreichen, dass sich die Einzelnen den vorgegebenen Normen und Möglichkeiten anpassen. Soziale Integration lässt sich in modernen Gesellschaften nur erreichen, indem die BewohnerInnen ihren Lebensraum und ihr soziales Umfeld aktiv mitgestalten.

Mitgestaltung bedeutet, auf der Basis von gegenseitigem Austausch und Verständigung eine Form des Zusammenlebens und der Zusammenarbeit im Dorf zu schaffen, die es allen ermöglicht, ihre Bedürfnisse und Ideen aktiv in die Entwicklung ihres Lebensraumes einzubringen.

  • Mitgestaltung ist ein Grundbedürfnis, sei es in der eigenen Wohnung oder im öffentlich Raum des Dorfes. Sie ermöglicht es den Menschen, sich auszudrücken und sich mit ihrer Umgebung zu identifizieren.
  • Ein lebendiges Dorf ist angewiesen auf die Ideen seiner BewohnerInnen.
  • Wenn die BewohnerInnen ihr Dorf mitgestalten, fördert dies die Kommunikation und die Zusammenarbeit und gibt dem Dorf dadurch einen (neuen) Sinn.
  • Mitgestaltung führt dazu, dass sich die BewohnerInnen mit dem Dorf identifizieren und sich für ihre Umwelt verantwortlich fühlen: dies ist die Grundlage des demokratischen Systems.
  • Mitgestaltung stellt sicher, dass die Bedürfnisse der BewohnerInnen erfüllt werden können und diese ihre Zeit wieder vermehrt im Dorf verbringen.
  • Mitgestaltung führt zu einer besseren Lebensqualität und einer starken lokalen Kultur.
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Wer macht den ersten Schritt?

 

Die erste Initiative zu einem Mitgestaltungsprozess kann jeder Bewohner und jede Bewohnerin ergreifen. Daraus folgt nicht, dass diese Personen dann für den weiteren Prozess und dessen Erfolg verantwortlich sind. Im ersten Schritt geht es vielmehr darum, die Idee einzubringen und Unterstützung zu suchen für die Bildung einer eigenständigen Trägerschaft (z.B. ein "Dorfforum"), die dann den weiteren Verlauf plant und organisiert. Sprechen Sie mit Freunden und Bekannten und suchen Sie Mit-InitiantInnen, die mit Ihnen die Initiative ergreifen.

Es erfordert stets Mut und Energie, eine Initiative zu ergreifen. Sie sollten sich bewusst sein, dass Sie sich damit im Dorf exponieren und dass dies auch negative Reaktionen auslösen kann. Versuchen Sie daher, ihre Initiative nicht als persönliche Mission zu verstehen, sondern als Vorschlag im Interesse des ganzen Dorfes. Sie können nicht viel mehr tun, als einen Impuls zu geben. Versuchen Sie aber, dies überzeugend zu tun! Um andere für eine neue Idee zu gewinnen, ist nicht nur Überzeugungskraft nötig, sondern auch Besonnenheit und Geduld. Eine gute Idee muss reifen. Nehmen Sie sich Zeit für die ersten Schritte, setzen Sie niemanden unter Druck und lassen Sie sich selber nicht unter Druck setzen.

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Gibt es Erfahrungen mit Mitgestaltung?

 

Es ist manchmal schwierig, andere von etwas zu überzeugen, das man selber nicht genau kennt und von dem man nicht schon im Voraus sagen kann, was dabei herauskommt. Viele Leute wollen sich nicht durch schöne Worte vom Sinn und Nutzen der Mitgestaltung überzeugen lassen, sondern allenfalls erst durch Erfahrungen und Ergebnisse.

Inzwischen gibt es in der Schweiz und im nahen Ausland zahlreiche Gemeinden, die Erfahrungen mit Mitgestaltung gemacht haben. Bereits gibt es eine ganze Reihe von veröffentlichten Erfahrungsberichten. Sie müssen das Rad nicht neu erfinden, nutzen Sie die Erfahrungen, die andernorts gemacht wurden. In unserer Plattform finden Sie nähere Angaben zu vielen Projekten in der Schweiz und im Ausland sowie Kontaktadressen von Beteiligten, die gerne über ihre Erfahrungen Auskunft geben.

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© WSL / Home / AutorInnen / 17.05.2006