TWW Logo Projekt 'Trockenwiesen und -weiden der Schweiz'

Einbezug der Fauna

Die Fauna wird bei der Objektbewertung berücksichtigt

Centaurea scabiosa mit Biene
  Einschlüsse | Grenzelemente |  

90% der Artenvielfalt unseres Landes wird durch die Fauna repräsentiert. Aus methodischen Gründen — Pflanzen haben zum Beispiel die angehnehme Eigenschaft, nicht nachtaktiv zu sein und an Ort zu bleiben — wird Biotopschutz trotzdem zumeist auf vegetationskundliche Daten abgestützt. Damit wird bzw. muss eine Verzerrung der Realität bei Schutzbemühungen in Kauf genommen werden.

Auch das Projekt Trockenwiesen und -weiden wird im wesentlichen durch eine Vegetationskartierung dominiert, jedoch sollen überdies faunistische Aspekte mitberücksichtigt werden. Dies ist abgesehen vom Inventar der Amphibienlaichgebiete der Schweiz ein Novum. Eine Expertengruppe mit Spezialkenntnissen der wichtigsten Tiergruppen nahm sich diesem Problem an und versuchte die methodische Nuss zu knacken. Aus Kostengründen kamen systematische faunistische Aufnahmen in den Trockenwiesen und -weiden nicht in Frage. Nur Zufallsbeobachtungen während der Feldarbeit lassen sich notieren. Diese Angaben sind jedoch sehr heterogen und können zum Beispiel bei der Bewertung der Objekte nicht zugezogen werden. So wurde die Idee weiterverfolgt, das Faunapotential einer Fläche zu bestimmen.

Was ist das Faunapotential?

Zum Beispiel die Zauneidechse: sie braucht Plätze zur Eiablage, Sonnplätze, Jagdgebiete und Rückzugsmöglichkeiten braucht sie zum Überleben. Trockenwiesen sind demnach für sie nur ideal, wenn diese mit weiteren Lebenstypen und Strukturen durchsetzt sind. Werden nun in einem Teilobjekt ebensolche Strukturen in genügender Anzahl und guter Qualität gefunden und kartiert, stimmen zudem andere Parameter wie Höhenlage und Region, kann davon ausgegangen werden, dass die Zauneidechse mit grosser Wahrscheinlichkeit vorkommt. Mit anderen Worten, das Lebensraumpotential für diese Tierart ist gross.

Was wird aufgenommen?

In intensiver Expertenarbeit wurden diejenigen Struktur- und Grenzelemente definiert, die in der kartierten Teilobjektfläche erhoben werden müssen, um Aussagen über das faunistische Potential von TWW-Flächen machen zu können. Das sind zum Beispiel:

Im Feld werden insgesamt 23 verschiedene Einschlüsse und 26 verschiedene Grenzelemente halbquantitativ nach einer angepassten Braun-Blanquet-Skala aufgenommen. Wo möglich werden diese mit qualitativen Angaben (z.B. bei Hecken, Zwergstrauchheiden und Waldrändern) ergänzt. Eine Lokalisierung der einzelnen Einschlüsse und Grenzelemente erfolgt jedoch nicht. Wenn die Entwicklung der aufgenommenen Einschlüsse und Grenzelemente verfolgt werden soll, muss auf jeden Fall auf das entsprechende Luftbild zurückgegriffen werden.

Um auch die Lebensraumqualität eines Objektes für Tierarten abzuschätzen, die sich weiträumig bewegen, wird im Rahmen der Kartierung zudem die Vernetzungssituation der weiteren Umgebung (bis ca. 500m Radius) festgehalten. Dies erfolgt in einer qualitativen vierstufigen Angabe:

  1. ausgeräumte Landschaft
  2. Landschaft mit einzelnen naturnahen Lebensräumen
  3. Landschaft mit mittlerer Vernetzung
  4. reich vernetzte Landschaft

Wie fliesst das Faunapotential in die Bewertung eines Objektes ein?

Die Frage, ob das derart erhobene Faunapotential in die Bewertung eines Objektes einfliessen soll, wurde in der ExpertInnengruppe sehr kontrovers diskutiert. Die Ansicht, die Daten zur Bewertung beizuziehen überwog schliesslich. Mittels eines fein modellierten Modells, das die Relevanz der erhobenen Strukturen und Elemente für die einheimische Fauna, wiederspiegelt, sollen dereinst auch faunistische Aspekte bei der Beurteilung der Qualität der TWW-Objekte berücksichtigt werden.

 

Die häufigsten und seltensten Einschlüsse und Grenzelemente

Die aktuelle Bilanz bei gesamtschweizerisch insgesamt 7545 aufgenommenen Teilobjekten sieht wie folgt aus:

Einschlüsse
  Typ Name   Anzahl
37offener Boden (Sand, Kies, Erde, Fels)6234
11artenreiche Fettwiese5126
41Bäume4242
511Niederhecke, niedriges Gebüsch (bis 2 m)   2369
13Hochstauden und humusreiche Ruderalvegetation   2082
43Natursteinmauer, Ruine, offener Lesesteinhaufen, Drahtschottergeflecht   1877
512Niederhecke, niedriges Gebüsch (bis 2 m)   1738
531Mittelhecke, mittelhohes Gebüsch (2 - 5 m) 1714
532Mittelhecke, mittelhohes Gebüsch (2 - 5 m) 1592
17anderer Flachmoortyp 1321
31Quellaufstoss, Vernässung 1190
47Terrasse, Rain 1090
552Baumhecke, Feldgehölz (über 5 m hoch) 1047
551Baumhecke, Feldgehölz (über 5 m hoch) 950
571Zwergstrauchheide (bis 50 cm hoch) 941
25Fliessgewässer ohne ausgeprägte Ufervegetation 774
45unbewohntes Gebäude 539
39Löcher, Dolinen, Felsspalten 474
23Fliessgewässer mit ausgeprägter Ufervegetation 260
572Zwergstrauchheide (bis 50 cm hoch) 245
19Ruderalvegetation humusarm 233
33Hochstammobstgarten, Allee, Baumhain, Selve 129
21ungenutzter Rasen 123
29stehendes Gewässer ohne ausgeprägte Ufervegetation 12
35Rebberg 11
27stehendes Gewässer mit ausgeprägter Ufervegetation 7
15Schilfröhricht 7
 
Grenzelemente
  Typ Name   Anzahl
12artenreiche Fettwiese5855
59Waldrand3433
38offener Boden (Sand, Kies, Erde, Fels)2532
42Bäume2476
60Waldrand mit deutlich ausgeprägtem Mantel 2035
562Baumhecke, Feldgehölz (über 5 m hoch) 1800
14Hochstauden und humusreiche Ruderalvegetation   1498
542 Mittelhecke, mittelhohes Gebüsch (2 - 5 m) 1456
18anderer Flachmoortyp 1270
521Niederhecke, niedriges Gebüsch (bis 2 m)   1248
541 Mittelhecke, mittelhohes Gebüsch (2 - 5 m) 1119
561Baumhecke, Feldgehölz (über 5 m hoch) 1108
44Natursteinmauer, Ruine, offener Lesesteinhaufen, Drahtschottergeflecht   1106
46unbewohntes Gebäude 1056
522Niederhecke, niedriges Gebüsch (bis 2 m) 923
26Fliessgewässer ohne ausgeprägte Ufervegetation 821
61Waldrand mit deutlich ausgeprägtem Mantel und Saum 783
581Zwergstrauchheide (bis 50 cm hoch) 614
22ungenutzter Rasen 523
24Fliessgewässer mit ausgeprägter Ufervegetation 460
32Quellaufstoss, Vernässung 392
48Terrasse, Rain 358
582Zwergstrauchheide (bis 50 cm hoch) 230
40Löcher, Dolinen, Felsspalten 213
34Hochstammobstgarten, Allee, Baumhain, Selve 151
20Ruderalvegetation humusarm 126
36Rebberg 122
16Schilfröhricht 24
28stehendes Gewässer mit ausgeprägter Ufervegetation 11
30stehendes Gewässer ohne ausgeprägte Ufervegetation 5


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