Antworten auf konkrete Fragen zur "Institutionalisierung"

zurück

Wie kann Mitgestaltung institutionalisiert werden?

 

Hat sich eine "erste Runde" Mitgestaltung bewährt, liegt es nahe, ähnliche Prozesse in regelmässigen Abständen durchzuführen. Auf diese Weise wird den veränderten Bedürfnissen der Bevölkerung wie auch dem Wandel der Rahmenbedingungen Rechnung getragen.

Waalhausen a.d. Nahe/Deutschland
Zum Abschluss des Mitgestaltungsprozesses mit externer Begleitung durch eine Moderatorin wurde eine Bürgerversammlung veranstaltet, bei der auch über die Zukunft der Beteiligungskultur diskutiert wurde. Es wurde beschlossen, jährlich eine Bürgerversammlung durchzuführen. Bei dieser Veranstaltung soll die Meinung der Bevölkerung zu Stärken und Schwächen von Waalhausen erfragt und neue Ideen für die Gemeinde entwickelt werden.

Eine andere Möglichkeit liegt darin, partizipative Elemente in der Gemeindepolitik einzuführen. Hierzu gehören beispielsweise neue Verfahren in der Entscheidungsfindung. Auch die Bereitstellung eines Budgetpostens für die Umsetzung von Ideen aus der Bevölkerung kann neue Impulse auslösen und das Engagement der Bevölkerung fördern.

Schwechat/Österreich
Der Schwechater Gemeinderat hat 1994 eine besondere Form der Beteiligung beschlossen: Wenn 20 Bürger hinter einem Anliegen stehen, wird eine Planungsgruppe eingerichtet. Diese kann zwar dem Gemeinderat nur Empfehlungen geben, er muss sich aber damit auseinandersetzen.


Bremgarten
In Bremgarten (BE) stellt die Gemeinde jährlich einen gewissen Budgetposten bereit, der für die Erhöhung der Lebensqualität im Dorf genutzt werden soll. Im Jahr 1998 haben Schülerinnen und Schüler im Rahmen dieses Programms mitgeholfen, die Aufwertung einer Strasse im Ort zu planen.

Eine weitere Möglichkeit ist die Einrichtung einer Vermittlungstelle. In den letzten Jahren sind vermehrt sogenannte intermediäre - zwischen verschiedenen Ebenen vermittelnde - Organisationen entstanden. Da die Kosten für intermediäre Organisationen meist zu hoch sind, als dass sie eine Gemeinde im ländlichen Raum allein tragen könnte, werden sie in der Regel regional organisiert. Sie haben das Ziel, die regionale Entwicklung zu fördern, indem sie Impulse von verschiedenen Gruppen aufnehmen und in konkrete Projekte umsetzen. Da die Mitgestaltung insbesondere auf der dörflichen Ebene wichtig ist, wäre es jedoch auch sehr sinnvoll, wenn sich verschiedene Gemeinden eine gemeinsame Vermittlungsstelle aufbauen würden.

Eine solche professionelle Vermittlungsstelle oder -person kann auch als Koordinatorin und Moderatorin lokaler und regionaler Mitgestaltungsprozesse wirken.

Pro Val Lumnezia
Nach längeren Vorarbeiten wurde 1991 im Val Lumnezia das Projekt Pro Val Lumnezia mit einem Projektleiter geschaffen. Dieser versteht sich weniger als Ausführender von Projekten, sondern als Initiant, Ideenlieferant, Helfer und Koordinator. Die Projekte selbst werden von den örtlichen Gemeinden, Vereinen, Genossenschaften, Bauern etc. umgesetzt. Der Projektleiter wird von einem Projektausschuss unterstützt.


Forum für den ländlichen Raum e.V. - Initiative zur Förderung der regionalen Entwicklung in Nordhessen
1989 wurde das Forum für den ländlichen Raum e.V. - bestehend aus einer Geschäftsstelle mit zwei hauptamtlichen Projektbeauftragten und mehreren Zweigbüros - als eine Plattform der regionalen Akteure aus Politik, Verwaltung, Verbänden und Initiativen sowie engagierter Einzelpersonen gegründet. Zu den Aufgaben des Forums gehören die Organisation von Veranstaltungen zur regionalen Entwicklung, ein Informationsservice zu EU-Angelegenheiten, eine Börse innovativer Projekte der Region und die Entwicklung regionaler Leitbilder und Entwicklungskonzepte. Das Forum kann teilweise als Impulsgeber fungieren, indem es Ideen von bewohnerorientierten Gruppen aufnimmt und regionalpolitische Entscheidungen vorspurt.

Im städtischen Umfeld gibt es bereits zahlreiche Beispiele von intermediären Organisationen, wie zum Beispiel Quartierbüros. Sie zielen darauf ab, Initiativen aus der Bevölkerung zu unterstützen und zu begleiten, Projekte zu ermöglichen und das Gemeinwesen insgesamt weiterzuentwickeln.

.
zurück

Auf welchen Ebenen soll Mitgestaltung institutionalisiert werden?

 

Wie die aufgeführten Beispiele zeigen, wird Mitgestaltung sinnvollerweise auf lokaler und regionaler Ebene eingesetzt und verankert, sei es durch regelmässige Mitgestaltungsprozesse, partizipative Elemente in der Gemeindepolitik oder die Einrichtung einer ständigen Vermittlungs-Organisation.

Ein wichtiger Beitrag zur Verankerung ist aber auch die Etablierung der Mitgestaltung "von unten". Institutionen wie Schule, Kirche, Vereine, Parteien, Gruppierungen etc. können Mitgestaltungs-Projekte in ihren Reihen fördern und durchführen. Damit fliesst die Idee der Mitgestaltung in die Dorfkultur und den Alltag der BewohnerInnen ein.

 

© WSL / Home / AutorInnen / 17.05.2006