Seltene Waldvogelarten

Die vier waldbewohnenden Vogelarten Auerhuhn, Haselhuhn, Dreizehenspecht und Waldschnepfe sind in der Schweiz selten geworden oder haben kleine Bestände. Wir haben die Gründe der Bestandsrückgänge erforscht, Empfehlungen für die Praxis hergeleitet und Projekte zur Förderung der Arten begleitet.

Auerhuhn, Haselhuhn, Dreizehenspecht und Waldschnepfe: Vier Vogelarten, die zwei Gemeinsamkeiten haben: Sie leben im Wald und sie sind selten in der Schweiz. Die Gründe für die kleinen Bestände sind vielfältig. Einer der wichtigsten ist die Veränderung des Lebensraums.

Der Schweizer Wald hat sich in den letzten 200 Jahren stark gewandelt. Die Phase des grossen Holzhungers und der vielfältigen bäuerlichen Nutzung ist durch Aufforstungsprogramme eine staatlich geregelte Waldbewirtschaftung abgelöst geworden. Mit diesem Wandel hat sich auch die Struktur und die Zusammensetzung des Lebensraums Wald für Tiere und Pflanzen verändert. Der Wald ist generell dichter, gleichförmiger, aufgeräumter und stellenweise trockener geworden. Diese Veränderungen machen Auerhuhn und Co. das Leben schwer.

Die vier Arten haben unterschiedliche Ansprüche an den Lebensraum Wald, bekunden aber alle Mühe mit gleichaltrigen, uniformen Beständen. Das Auerhuhn benötigt lichte und strukturreiche Bergwälder und das Haselhuhn ist auf junge Entwicklungsstadien im Wald angewiesen, wie sie beispielsweise durch Stürme, Borkenkäferkalamitäen und Lawinen entstehen. Der Dreizehenspecht benötigt absterbende Fichten und stehendes Totholz und die Waldschnepfe strauchreiche Wälder auf tiefgründigen, frischen bis feuchten Böden.

Grundlagen für den praktischen Artenschutz

An der WSL untersuchen wir, welchen Einfluss die Waldstruktur und Vegetationszusammensetzung auf die Biodiversität im Allgemeinen und die Verbreitung und den Bestand der vier seltenen Brutvogelarten haben. Dabei berücksichtigen wir die Auswirkungen der Standortfaktoren und der forstlichen Bewirtschaftung sowie des Klimawandels. Letzterer spielt gerade bei den drei Bergwaldvogelarten Auerhuhn, Haselhuhn und Dreizehenspecht eine besondere Rolle.

Unsere Forschungsergebnisse lieferten Grundlagen für den praktischen Natur- und Artenschutz und das Lebensraummanagement. So werden beispielsweise für das Haselhuhn im Sonderwaldsreservat Amden und im Naturpark Chasseral Nahrungsbäume wie der Vogelbeerbaum oder die Mehlbeere gefördert und Pflegeeingriffe nach Störungen bewusst unterlassen. Dank der Förderprogramme des Bundes bleibt heute mehr Totholz in den Wäldern stehen und liegen, was dem Dreizehenspecht zugutekommt.

Die Resultate unserer Studien zum Auerhuhn sind in den «Aktionsplan Auerhuhn Schweiz» eingeflossen, in dem das Bundesamt für Umwelt BAFU die Strategie und das Vorgehen bei der Förderung des Auerhuhns festgelegt hat. Die Ursachen für den Bestandsrückgang bei der Waldschnepfe sind vielfältig und weniger gut verstanden; sie wurden im Auftrag des BAFU und in Zusammenarbeit mit der Schweizerischen Vogelwarte, Info Fauna und einigen Kantonen der Westschweiz in den Jahren 2016/17 erforscht.

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