Suffizienzpolitik in ländlichen Gemeinden

Das Projekt analysiert, wie ländliche Gemeinden in der Schweiz suffizient werden und einen Beitrag für eine nachhaltige Entwicklung leisten können. Mit einem Fokus auf ländliche Regionen wird untersucht, welche Potentiale für Suffizienzpolitik in Gemeinden bestehen, welche Faktoren sie fördern und hemmen, und wie Bund und Kantone die Gemeinden bei der Entwicklung und Umsetzung von Suffizienzpolitiken unterstützen können. In einem Praxisteil werden ausgewählte Gemeinden bei der Umsetzung von Suffizienzmassnahmen begleitet.

Hintergrund
Die globalen Produktions- und Konsummuster sind nicht nachhaltig, denn sie überschreiten die planetaren Grenzen. Suffizienzstrategien zielen darauf ab, ressourcenintensive Konsum- und Produktionsverhalten so zu verändern, dass gesellschaftliche Bedürfnisse ressourcenschonend, lokal und sozialverträglich erfüllt werden können. Obwohl immer mehr Menschen versuchen suffizient zu leben, können Einzelne die Transformation zu mehr Nachhaltigkeit nur sehr begrenzt voranbringen, fehlen doch politische Rahmenbedingungen, die suffiziente Lebensstile fördern und alternative Konsum- und Produktionsweisen begünstigen. Suffizienzpolitiken setzen dort an und zielen durch fördernde und verpflichtende politische Massnahmen auf ressourcenschonende und sozial verträgliche Konsum- und Produktionsmuster von Gütern und Dienstleistungen. Dieses Projekt analysiert Suffizienzpolitik in ländlichen Gemeinden durch einen Forschungs- und einen Praxisteil.

Forschungsteil
Die methodische Grundlage im Forschungsteil bilden systematische Literaturreviews, Befragungen in ländlichen Gemeinden, ExpertInneninterviews, sowie eine repräsentative, gesamtschweizerische Online-Befragung. Drei wissenschaftliche Publikationen untersuchen die folgenden Fragestellungen:

• Wie kann Suffizienzpolitik auf Gemeindeebene konzeptualisiert und definiert werden?

• Welche Suffizienzmassnahmen gibt es auf Gemeindeebene, in der Literatur und in der Praxis?

• Welche Faktoren fördern oder hemmen die Realisierung von Suffizienzpolitik in Gemeinden?

• Wie steht es um die Akzeptanz von Suffizienzmassnahmen in der Schweizer Bevölkerung?

Neben den wissenschaftlichen Publikationen werden eine umfassende Liste der in Literatur und Praxis identifizierten Suffizienzmassnahmen sowie «Beispiele bewährter Suffizienzmassnahmen» in Schweizer Gemeinden aufbereitet und veröffentlicht.

Praxisteil
Im Praxisteil werden einerseits ausgewählte Schweizer Gemeinden dabei begleitet, Suffizienzmassnahmen umzusetzen und andererseits ein Policy Brief verfasst, um politische Rahmenbedingungen Suffizienz-förderlicher auszugestalten.

• Gemeinde-Begleitung zur Umsetzung von Suffizienzmassnahmen:
  In einem 3-stufigen Begleitprozess werden zuerst Bedürfnisse und Herausforderungen der Gemeinde erkannt, dann in partizipativer und ko-kreativer Weise «suffiziente» Lösungsansätze für die identifizierten Bedürfnisse gesucht und schliesslich deren konkrete Umsetzung angestossen. Weitere Informationen zum Begleitangebot für Gemeinden hier.

• Suffizienz-förderliche Rahmenbedingungen:
  In einem Policy Brief soll erarbeitet werden, wie das Instrument der Neuen Regional Politik (NRP) in Zukunft so ausgestaltet werden könnte, dass damit Suffizienz in Gemeinden aktiv gefördert würde.

   

Wissenschaftliche Artikel

Iten T., Seidl I., Pütz M. (2024) Sufficiency policy: a definition, conceptual framework, and application to municipalities. Sustain. Sci. 19, 1709-1734. doi:10.1007/s11625-024-01534-1

Iten T., Seidl I., Pütz M. (2025) Sufficiency Policy in Rural Municipalities: Measures, Enablers, and Barriers. Env. Pol. Gov. 0, 1–23 doi:10.1002/eet.70027

Weitere Publikationen

Datenbank und Beispiele bewährter Suffizienzmassnahmen: Wie Gemeinden Suffizienz fördern können

Pütz M. und Kusma S. (2025) Wie ländliche Gemeinden zum Schutz natürlicher Ressourcen beitragen können. Medienmitteilung vom 29.10.2025 auf wsl.ch und stiftung-mercator.ch.

Iten T. und Müller A. (2025) Wohnraum schaffen, Flächen sparen: Suffizienz konkret. Medienmitteilung vom 06.11.2025 auf schweizer-gemeinde.ch.