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Naturnahe Freiräume in der Schweiz: Analysekonzept, Identifizierung und raumplanerische Sicherung

Autoren
Nischik, G.; Pütz, M.
Erscheinungsjahr
2018
Reihe
WSL Berichte 73
Umfang
64 Seiten
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Zusammenfassung

Die infrastrukturelle Erschliessung der Schweiz schreitet rasch voran. In der ganzen Schweiz werden die naturnahen, von Infrastruktur freigehaltene Landschaftsräume zusehends weniger und kleiner. Freiräume gewährleisten jedoch nicht nur lebensnotwenige ökologische Funktionen für den Menschen, sondern sind auch für die hohe Landschaftsästhetik, Lebensqualität und Standortattraktivität der Schweiz sowie für die Identifikation der Bevölkerung von fundamentaler Bedeutung.

Erstens wird im vorliegenden Bericht ein Analysekonzept zur Identifizierung von naturnahen Freiräumen in der Schweiz entwickelt. Zunächst wird eine Definition erarbeitet, wo nach naturnahe Freiräume als durch hydrologische Modellierung abgegrenzte Landschaftsräume beschrieben werden, in denen der ursprüngliche, naturlandschaftliche Charakter überwiegt, die aber gleichzeitig für die Bevölkerung und Besucher für naturnahe, «stille» Aktivitäten (Erholung) und jagd-, forst- und landwirtschaftliche sowie touristische Nutzungen zur Verfügung stehen. Anschliessend wird die Definition mittels GIS operationalisiert. Kern dieser Operationalisierung ist die «raumwirksame Störwirkung» durch Pufferung von Infrastrukturen in Bezug auf Erholung. Diese fusst auf existenten Ansätzen, die hinsichtlich ihrer Stärken und Defizite untersucht werden, auf einer bestehenden Bevölkerungsbefragung und Lärmmessung verkehrlicher Infrastruktur.

Zweitens konnten mit diesem Analysekonzept 32,5 % der Schweizer Landschaftsräume als naturnahe Freiräume identifiziert und anschliessend nach qualitativen Kriterien untersucht werden. Einige wenige, naturnahe Freiräume liegen in niedrigen Höhenstufen, sind flach und durch «bebaubaren» Untergrund bedeckt und sind somit einem starken Nutzungsdruck ausgesetzt. Dagegen werden viele naturnahe Freiräume identifiziert, die aufgrund widriger Bedingungen (grosser Höhe, steil und von vegetationslosen Flächen (v.a. Fels) und Gletscher eingenommen) nicht, oder nur unter erschwerten Bedingungen erschlossen werden können, dem sog. «alpinen Ödland». Die Analyse zeigt weiter, dass rund die Hälfte aller identifizierten naturnahen Freiräume bereits durch nationale und kantonale Schutzgebiete geschützt sind, allerdings konzentrieren sich diese auf die konfliktärmeren Höhenlagen.

Drittens wird die raumplanerische Sicherung von Freiräumen ausserhalb der Bauzone entlang der Steuerungsinstrumente und Massnahmen auf der Ebene des Bundes und der Kantone untersucht und bewertet. Die Untersuchung zeigt, dass es geeignete raumplanerische Instrumente und Massnahmen gibt, diese sich aber in ihrer Durchschlagskraft unterscheiden. Besonders der kantonale Richtplan und die Schweizer Bundesinventare (Bundesinventar für Landschafts- und Naturdenkmäler von nationaler Bedeutung (BLN) und Jagdbanngebiete) haben grosses Potenzial, um Freiräume raumplanerisch zu sichern. Die Freiraumsicherung ausserhalb der Bauzonen ist in der (kantonalen) Raumplanung untergeordnet, gewinnt aber zunehmend an Bedeutung. Jedoch erschweren die vorherrschende Planungskultur, eine fehlende Sensibilisierung für Freiräume, mangelnde Zusammenarbeit bzw. Abstimmung auf allen Planungsebenen und der inkonsequente Vollzug der Instrumente den planerischen Freiraumschutz in der Schweiz. Im vorliegenden Bericht werden deshalb Lösungsvorschläge aufgezeigt, wie Freiräume langfristig raumplanerisch gesichert werden können.

 

 

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