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Neomyceten in der Schweiz. Stand des Wissens und Abschätzung des Schadpotentials der mit Pflanzen assoziierten gebietsfremden Pilze

Erscheinungsjahr
2016
Reihe
WSL Berichte 50
Umfang
93 Seiten
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Zitat:

Beenken, L.; Senn-Irlet, B., 2016: Neomyceten in der Schweiz. Stand des Wissens und Abschätzung des Schadpotentials der mit Pflanzen assoziierten gebietsfremden Pilze. WSL Berichte, 50. Birmensdorf, Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL. 93 p.

 

Zusammenfassung

Neomyceten in der Schweiz – Stand des Wissens und Abschätzung des Schadpotentials der mit Pflanzen assoziierten gebietsfremden Pilze

Von den Neobiota sind die gebietsfremden Pilze, die Neomyceten, die noch am wenigsten gut untersuchte Gruppe. Dies obwohl sie ein grosses Gefährdungspotenzial für die heimische Flora und Fauna darstellen können, wie die Beispiele des Eschentriebsterbens, des Kastanienrindenkrebs bzw. der Krebspest, einer eingeschleppten Krankheit der heimischen Flusskrebse, deutlich vor Augen führen.

Die vorliegende Studie schliesst diese Lücke für die mit Pflanzen vergesellschafteten Neomyceten in der Schweiz. 283 Pilzarten wurden als Neomyceten mittels Literatur- und Datenrecherche, sowie Auswertung von Herbarbeständen und eigenen Feldbegehungen identifiziert und georeferenziert. Davon sind 13 Arten neu für die Schweiz. Der Rostpilz Coleosporium asterum gehört dazu. Er konnte über die Sequenzierung seiner ITS-Region der n-rDNA eindeutig auf der neophytischen Goldrute, Solidago gigantea, und der heimischen S. virgaurea erstmals für Europa nachgewiesen werden. Der Götterbaum wurde mit der gleichen molekularen Methode als neuer Wirt für den Platanen-Mehltau identifiziert.

 

Die Neomyceten können folgenden taxonomischen Gruppen zugeordnet werden:

143 Arten sind Ascomyceten, darunter sind die echten Mehltaupilze (Erysiphales) mit 58 Arten die grösste Neomycetengruppe überhaupt. Sie sind Pflanzenparasiten wie die beiden nächst häufigsten Ascomyceten-Ordnungen auch, die Helotiales und Capnodiales. Unter den 102 Basidiomyceten dominieren ebenfalls die Pflanzenparasiten (33 Rostpilze/Pucciniales und 17 Brandpilze/Ustilaginales). Die Agaricales (Lamellenpilze) sind mit 34 meist saprotrophen Arten vertreten. 36 Oomycota und der eine Chytridomycota sind ebenfalls parasitische Neomyceten. So ergibt sich eine Vorherrschaft von 219 (77,4%) Parasiten zu 54 (19,1%) Saprophyten und 10 (3,5%) Symbionten. Unter letzteren befinden sich nur Ektomykorrhizapilze. Von den Parasiten befallen 164 Arten nur gebietsfremde Zier- und Nutzpflanzen respektive Neophyten, 25 Arten sind nur von einheimischen Pflanzen bekannt und neun Arten gehen sowohl auf fremde als auch auf heimische Pflanzen.

Die meisten Nachweise von Neomyceten stammen aus dem Mittelland und aus dem Tessin von unter 600m Meereshöhe.

Die einzelnen Neomyceten wurden nach ihrer Auswirkung auf die Umwelt eingeschätzt. 36 Arten werden als ephemer und 87 als etabliert ohne grösseres Schadpoten­zial eingestuft. Sieben Neomyceten befinden sich in Ausbreitung. Acht Arten werden als gefährliche, invasive Arten eingestuft, die grosse Schäden in der Umwelt anrichten. Von den meisten Arten (145) hingegen ist die Datenlage zu gering, um sie einstufen zu können. Hier besteht noch ein grosser Forschungsbedarf, um frühzeitig das Schadpotenzial von Neomyceten zu erkennen und rechtzeitig ihre Ausbreitung zu verhindern.

 

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