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Erste landesweite «Volkszählung» für Waldameisen und ihre Haufen

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Nicht nur für Menschen, auch für staatenbildende Ameisen scheint geeigneter Wohnraum in der Schweiz knapp. Dies zeigt die erste landesweite Volkszählung der Waldameisenhaufen durch die WSL im Rahmen des vierten Landesforstinventars (LFI). Nur auf jeder zwanzigsten der über 6500 beprobten Flächen fanden sich Ameisenhaufen, gebaut von den fünf im Schweizer Wald vorkommenden Roten Waldameisenarten (Formica rufa-­Gruppe). Schweizweit macht das hochgerechnet etwa 1,4 Haufen pro Hektare Wald, während es in Europa im Schnitt fünf sind. Im Mittelland fanden sich zehnmal weniger Nester als im Schweizer Durchschnitt.

 

Es zeigte sich, dass Ameisen gerne dort Haufen bauen, wo es Nadelbäume, Morgensonne, eine dichte Krautschicht am Boden sowie offene Waldstrukturen gibt. Dort finden sie reichlich Blattläuse, deren süsse Ausscheidungen sie hauptsächlich fressen. Überraschend war, dass die Ameisen keine grösseren, zusammenhängenden Waldstücke benötigen. Die meisten Nester fanden sich in Lagen auf über 900 Metern Höhe. «Wir sind erst daran herauszufinden, wa­rum es im Mittelland so wenige Haufen hat», sagt Studienleiterin Anita Risch von der Forschungsgruppe Tier-Pflanzen-Interaktionen. «Ich nehme an, dass die Wälder dort stärker vom Menschen beeinflusst werden.» Deshalb liegt das Augenmerk der Forscher momentan auf den menschlichen Aktivitäten im Wald: «Wir werten aus, wie stark etwa Waldmanagement, Erschliessung oder Freizeitverhalten die Verteilung der Waldameisen beeinflussen», sagt Risch.

Ob die Zahl der Ameisenhaufen zunimmt oder zurückgeht, kann man derzeit noch nicht sagen. «Bisher wusste man wenig über deren Ver­teilung», sagt Beat Wermelinger, Insektenspezialist an der WSL. Die Volkszählung liefert nun erstmals verlässliche Basisdaten, um die zukünftige Entwicklung der Waldameisen verfolgen zu können. (Beate Kittl, Diagonal 2/18)