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Mit den Händen in der Erde wühlen, den Pflanzen beim Wachsen zusehen und nach der Arbeit mit Freunden den Feierabend geniessen: Stadtgärten sind kleine Oasen inmitten der urbanen Hektik. Doch die Stadtbevölkerung wächst, der Druck auf diese Freiflächen nimmt zu.
Im Projekt BetterGardens untersucht die WSL zusammen mit dem Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL Privat- und Familiengärten in Schweizer Städten. Ziel ist es herauszufinden, mit welchen Gartenformen die Biodiversität in der Stadt gefördert werden kann. Was beeinflusst Stadtgärtnerinnen bei ihren Entscheidungen, was sie pflanzen und wie sie ihren Garten pflegen? Wie wirkt sich das Gärtnern auf die Biodiversität und deren Leistungen aus, etwa auf die Bodenqualität und die Bestäubung durch Insekten? Wie beeinflusst es das Wohlbefinden der Gärtnerinnen und Gärtner? Diesen Fragen gehen die Forschenden in vier Teilprojekten in Zürich, Bern und Lausanne nach.
Der Biologe David Frey erhob für seine Doktorarbeit an der WSL die Vielfalt in den Zürcher Stadtgärten. 1070 verschiedene Pflanzenarten haben er und sein Kollege Andrea Zanetta in den Gärten gefunden; invasive Neophyten kamen nur vereinzelt vor. Bei den wirbellosen Tieren waren es gar 1100 Arten, darunter 12 Erstnachweise für die Schweiz oder das Mittelland. Dabei schnitten die «weniger produktionsorientierten Gärten» erwartungsgemäss besser ab – also Gärten, in denen die Artenvielfalt bewusst gefördert wird. «Es lohnt sich, die Gärtnerinnen und Gärtner zu motivieren, selbst auf kleinem Raum verschiedene Strukturen und Pflanzenarten anzubieten, das fördert die Biodiversität», sagt Frey.
Chris Young und Nicole Bauer von der WSL untersuchen, wie sich die Gärten auf die Lebensqualität der Bewirtschaftenden auswirken. Ihre Auswertungen zeigen, dass die Gärten eine wichtige Quelle für soziale Kontakte und Erholung sind. So gab die Hälfte der Befragten an, dass sie sich nach einem Aufenthalt im Garten viel entspannter fühlen als vorher. Young interessiert auch, wer die Familiengärten nutzt: «Früher waren es Arbeiterinnen und Arbeiter, oft mit Migrationshintergrund, heute wollen immer öfter auch Akademikerinnen einen Familiengarten».
Derzeit laufen für alle Teilprojekte weitere Auswertungen. Die Resultate sollen Argumente für den Erhalt der grünen Oasen in der Stadt liefern. (Lisa Bose, Diagonal 2/17)
