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Bei Blattläusen will man häufig nur eines: sie bekämpfen. Neben den Schädlingen an Kultur- und Zierpflanzen oder den Waldhonigproduzenten gibt es aber viele Blattlausarten, über die man wenig weiss. 350 Arten sind bislang in der Schweiz beschrieben. Die meisten wurden zufällig entdeckt, so auch die Blattlaus Myzodium modestum, die im und von Moos lebt. Obwohl die Art in unseren Nachbarländern und auch in Skandinavien, Russland, Grönland und Nordamerika vorkommt, wurde bislang kein Exemplar in der Schweiz gefunden – weil niemand nach ihr gesucht hat. Forschende der WSL sind im Sommer 2013 im Schweizerischen Nationalpark zufällig auf die Blattlaus gestossen, als sie Nahrungsnetze auf Weiden untersuchten.
Das Spezielle am Fund: Es waren zwei geflügelte Männchen und ein Weibchen dabei. Solche Geschlechtstiere wurden weltweit bisher noch nie nachgewiesen bei Blattläusen, die ausschliesslich auf Moos leben. Die Wissenschaft nahm daher an, dass sich diese Blattlausarten nur durch Jungferngeburt vermehren, eine Form der eingeschlechtlichen Fortpflanzung, bei der die Nachkommen aus unbefruchteten Eizellen
entstehen. Mit dem Fund der Geschlechtstiere im Nationalpark wurde diese Annahme nun widerlegt – ein kleiner Schritt für die Wissenschaft, aber eine grosse Freude für die Entdecker. (Lisa Bose, Diagonal 1/17)