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Wenn es dämmert, verlassen sie ihre Tagesquartiere und machen sich auf die Jagd. Fledermäuse legen oft weite Wege zurück bis zu ihren Jagdgebieten an Gewässern, Waldrändern oder in Obstgärten. Dabei bewegen sie sich in immer gleichen Flugkorridoren entlang von Hausfassaden, Hecken oder anderen Strukturen in der Landschaft, die sie mit ihren Ultraschall-Rufen erfassen können. Doch wo genau die Tiere entlangfliegen, ist oft unklar. Dies wäre aber wichtig zu wissen, um die Flugwege schützen zu können – insbesondere an Stellen, wo viele Fledermäuse auf engem Raum durchfliegen.

Bislang war das Aufspüren solcher Korridore aufwändig und nur möglich mit Fledermausdetektoren oder mit Radiotelemetrie, bei der einzelne Tiere mit Sendern ausgestattet werden. Ein Simulationsmodell, das Forschende der WSL mit Partnern und im Auftrag des BAFU entwickelt haben, vereinfacht die Suche nun. Für das Modell erfassten die Forschenden die Rufe von zwei Fledermausarten beim Ausflug aus je sechs Quartieren. Kombiniert mit Geodaten in diesen Gebieten konnten sie berechnen, wie sich die Tiere in der Landschaft bewegen.
Noch weist das Modell Fehler auf. «Bis jetzt konnten wir das künstliche Licht in der Nacht nicht in unsere Berechnungen einbeziehen, da hochaufgelöste Daten dazu fehlen», erklärt Projektleiter Martin Obrist. Fledermäuse meiden Kunstlicht und weichen etwa Strassenlampen aus. So kann es vorkommen, dass das Modell in solchen Fällen nicht mit den tatsächlichen Flugkorridoren übereinstimmt, die eine Fledermausexpertin oder ein Quartierbetreuer beobachten.
In einem Folgeprojekt werden nun die Lichtdaten für verschiedene Orte erhoben und ins Modell integriert. Zudem berechnet WSL-Modellierungsspezialist Klaus Ecker Flugkorridore für weitere 200 Fledermausquartiere von vier nationalen Zielarten im Fledermausschutz. Ein Team von Fachpersonen wird die gewonnenen Daten auswerten, um dann zu entscheiden, welche Massnahmen den Kantonen und Planungsbehörden empfohlen werden sollen. (Lisa Bose, Diagonal 1/19)