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Je kälter, desto mehr Leben: Permafrost in den Alpen ist reich an Mikroorganismen

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Muot da Barba Peider, ein Bergkamm unterhalb des Piz Muragl im Oberengadin. Hier auf knapp 3000 m ü. M. beträgt die durchschnittliche Jahrestemperatur –3 °C, der Boden in der Tiefe ist ständig gefroren, wie die langjährigen Monitoringdaten des SLF belegen. In diesem Permafrost scheint kein Leben möglich. Oder doch?

Beat Frey und Martin Hartmann, Mikrobiologen an der WSL, suchten erstmals Bodenproben aus dem alpinen Permafrost nach Leben ab. Die Resultate überraschen: Sie fanden bis zu 1000 verschiedene Organismen, über viele ist bislang nichts oder nur wenig bekannt. Und die Vielfalt an Bakterien, Pilzen und anderen Kleinstlebewesen ist im alpinen Dauerfrostboden grösser als im darüberliegenden, aufgetauten Boden. Die beiden Forscher analysierten die Erbsubstanz der Organismen und gruppierten sie nach Verwandtschaftsgrad. «Wir kultivieren einige nun im Labor, um herauszufinden, was sie zum Überleben brauchen», erklärt Frey.

Die Vielfalt im Permafrost kann potenziell gefährlich sein, wenn darunter Organismen sind, die Mensch und Tier schaden. Taut der Permafrost, gelangen diese Organismen mit dem Schmelzwasser ins Tal und somit in dicht bevölkerte Gebiete. Sie kann aber auch biotechnologisch interessant sein, zum Beispiel für die Entwicklung von umweltschonenden Chemikalien. (Lisa Bose, Diagonal 1/16)