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Die Wiedervernässung von Mooren wirkt sich positiv aus

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Ariel Bergamini blickt vom Waldrand auf das Hagenmoos, ein knapp vier Hektaren grosses Hochmoor bei Kappel am Albis. Vor dem WSL-Botaniker wiegen hunderte weisser Federbüschel im Wind: «Das Scheidige Wollgras ist ein typischer Bewohner dieses Hochmoors», sagt er. «Nach dessen Renaturierung und dem damit verbundenen Ansteigen des Wasserspiegels ist diese Pflanze hier wieder häufiger». Bei einem Augenschein im Moor entdeckt Bergamini neben sieben Torfmoosarten weitere charakteristische Pflanzen wie die Moosbeere und die Rosmarinheide.

Das Hagenmoos gehört seit 1991 zum Bundesinventar für Hoch- und Übergangsmoore von nationaler Bedeutung. Es ist eines von mehreren Tausend Mooren in der Schweiz, die der Mensch im vergangenen Jahrhundert mithilfe von Graben- und Drainagesystemen trockengelegt hat, oft um Torf abzubauen. Nach Annahme der Rothenthurm-Initiative 1987 waren Moore geschützt, einige wurden nach und nach wieder vernässt, darunter auch das Hagenmoos. Es bleibt aber noch viel zu tun.

Torfmoose brauchen nasse Füsse

Der strenge Schutz der noch bestehenden 551 Hoch- und Übergangsmoore in der Schweiz soll nicht nur die wenigen intakten Hochmoore erhalten, sondern verlangt auch, dass trockengelegte Moore renaturiert werden. «Dies bedeutet vor allem, den Wasserspiegel soweit anzuheben, dass die für Hochmoore typischen, wasserspeichernden Torfmoose dauernd nasse Füsse haben», erklärt Bergamini. Dann bildet sich langsam neuer Torf und das Moor wächst in die Höhe, im Schnitt einen Millimeter pro Jahr, also einen Meter in tausend Jahren.

 

Den Wasserstand zu erhöhen ist ein arbeits- und kostenintensiver Prozess. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, den Abfluss des Wassers aus dem Moor zu stoppen. So wurde beispielsweise am Rand des Hagenmoos ein wasserundurchlässiger Lehm­damm aufgeschüttet und in bestehende Gräben wurden kleine, in der Höhe verstellbare Stauwehre eingebaut. Andernorts verhindern quer zur Abflussrichtung der Gräben erstellte Spundwände aus Holz oder Stahl den Wasserverlust.

Vegetation weist auf typische Moorstandorte hin

Im Rahmen der «Wirkungskontrolle Biotopschutz Schweiz», die das Bundesamt für Umwelt (BAFU) koordiniert, untersuchen Forschende der WSL, wie sich die Moore schweizweit entwickeln, darunter auch solche, die renaturiert wurden. Auf kleinen, fest markierten Stichprobenflächen erfassen sie, wie häufig Moose, Gräser und Kräuter sowie Sträucher und Bäume sind und welche Fläche die einzelnen Pflanzenarten bedecken. Wichtig sind besonders deren sogenannte Zeigerwerte, denn diese spiegeln Standorteigenschaften wie Feuchtigkeit, Nährstoffgehalt sowie pH-Wert und Humusanteil des Substrats wider.

Die Wiedervernässung im Hagenmoos scheint erfolgreich zu verlaufen: Torfmoose und andere auf Hochmoore spezialisierte Pflanzen sind zahlreich. In Teilen des Moors hat sich unterdessen eine Oberflächenstruktur aus Bulten und Schlenken gebildet, also kleinen moosbewachsenen, etwas trockeneren Hügelchen, zwischen denen tiefere, oft wassergefüllte Bereiche liegen. «Bis aber aus einem trockengelegten Hochmoor wieder eines wird, das diese Bezeichnung verdient, braucht es einen langen Schnauf», sagt Bergamini. «Fünfzehn Jahre nach meinem letzten Besuch sehe ich heute im Hagenmoos, dass sich die Torfmoose gut entwickelt haben. Dieses Moor ist offenbar auf dem richtigen Weg», freut er sich. (Reinhard Lässig, Diagonal 2/18)