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In der Nacht auf den 19. März 2019 stürzte am Flüela Wisshorn nahe Davos knapp eine Drittelmillion Kubikmeter Fels ab. In der Folge löste sich eine sehr grosse Schneelawine, die fast bis zur gesperrten Flüelapassstrasse floss. Über solche Verkettungen von Naturgefahrenereignissen – hier eines Felssturzes mit einer Lawine – ist noch wenig bekannt. Deshalb forscht das SLF im Rahmen des Programms «Klimawandel und alpine Massenbewegungen» intensiv zu diesem Thema.
Ziel ist, die Prozesse im Detail zu verstehen und danach die Vorgänge am Computer zu simulieren. So können Schutzmassnahmen entsprechend angepasst werden. Das Ereignis am Flüela Wisshorn war ein interessantes Fallbeispiel, das Forschende des SLF unter anderem anhand von seismischen Messungen und Drohnenaufnahmen genau analysierten.
Permafrostforscher Robert Kenner fasst die Ergebnisse der Analyse zusammen: «Das Anrissgebiet des Felssturzes liegt im Permafrost. Die Hauptgründe für das Ereignis waren aber wohl die geologische Struktur des Felses und die Erosion des Hangfusses durch die Vergletscherung während der letzten Eiszeit.» Das abgestürzte Schnee-Fels-Gemisch lagerte sich auf einen bestehenden Blockgletscher ab. Die Forschenden sind nun gespannt, ob sich die Bewegung des Blockgletschers in den kommenden Jahren wegen dieser Zusatzmasse verändern wird.
Der Fall Flüela Wisshorn und einige vergleichbare Felsstürze in den vergangenen Wintern zeigen: Felsstürze dieser Grösse sind nicht nur im Sommer, sondern zu jeder Jahreszeit möglich.
Felsstürze im Permafrost »
(Martin Heggli, Diagonal 2/19)