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Klimawandel: Verursachen Unwetter mehr Schäden?

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Ein Bergsturz und anschliessende Murgänge beschädigten das Dorf Bondo (GR) Ende August 2017 schwer. Fachleute gehen davon aus, dass solche Ereignisse aufgrund des Klimawandels häufiger werden. Die Expertinnen und Experten des IPCC sagen sogar, dass weltweit die ökonomischen Kosten von Extremwetter-Ereignissen mit hoher Wahrscheinlichkeit bereits zugenommen haben. Anlass genug für die Geografin Norina Andres, der Sache auf den Grund zu gehen: Hat der Klimawandel in der Schweiz zu einer Zunahme von Unwetterschäden geführt?

Andres ist verantwortlich für die von WSL und BAFU getragene Unwetterschadens-Datenbank. Dort werden seit 47 Jahren Schäden von Hochwasser, Hangrutschungen und Murgängen erfasst. Auf den ersten Blick scheinen die Daten die Annahme zu bestätigen – die Schäden steigen. Allerdings: Ist dies eine Folge des Klimawandels? Norina Andres sagt: «Heutzutage ist alles teurer, Menschen haben mehr Besitztümer, Häuser sind wertvoller, und es gibt schlichtweg mehr Gebäude und sonstige Infrastruktur.»

Auf heutige Bedingungen umgerechnet

Um den Einfluss solcher sozioökonomischer und demografischer Effekte zu berücksichtigen, haben die Forscherin und ihr Kollege Alexandre Badoux die Schadendaten mit drei verschiedenen Ansätzen bearbeitet. «Damit können wir abschätzen, welchen Schaden Ereignisse, die vor vielen Jahren passiert sind, bei heutigen Bedingungen anrichten würden», erklärt Andres. Sie hat einmal mit der Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts, einmal mit der Zunahme des Realeinkommens der Bevölkerung und einmal mit den Gebäudeversicherungswerten gerechnet und Teuerung und Bevölkerungsentwicklung berücksichtigt. «Haben wir die Daten so normalisiert, gibt es keine Zunahme der Schäden.»

Andres betont, dass die Existenz des Klimawandels durch ihre Studie nicht in Frage gestellt werde. Aber in der Schweiz wirke er sich (noch) nicht nachweisbar auf Schäden durch Hochwasser, Rutschungen und Murgänge aus. Hingegen spielen Teuerung, Bevölkerungs- und Wohlstandsentwicklung eine Rolle. Die Schweiz investiert zudem viel Geld in Schutzmassnahmen. «Vielleicht können diese Massnahmen allfällige Klimawandel-Effekte neutralisieren», mutmasst Andres. Was eine richtig gute Nachricht wäre. (Birgit Ottmer, Diagonal 1/19)