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Wie gut Pflanzen Hänge stabilisieren können

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Bei schweren Unwettern kommt es nebst Murgängen auch immer wieder zu kleineren und grösseren Hang­rutschungen mit Schäden an Land und Infrastruktur. Eine intakte Pflanzendecke könnte vor Erosion und Rutschungen schützen. Bislang war aber nicht bekannt, in welchem Ausmass und mit welcher Pflanzenkombination. Neue Erkenntnisse dazu liefern die Resultate des WSL-Projekts SOSTANAH (SOil STAbility and NAtural Hazards), das Teil des Nationalen Forschungsprogramms «Nachhaltige Bodennutzung» (NFP 68) ist.

Um die Hangbefestigung mit Zahlen zu untermauern, hat der Doktorand Anil Yildiz im Labor Bodenproben aus zwei Rutschungsgebieten untersucht. Mit einem Scherapparat mass er die Kräfte, die es braucht, um einen Hang ins Rutschen zu bringen – mit und ohne Pflanzen. Es zeigte sich, dass diese die Erde schon nach sechs Monaten Wachstum stark verfestigen. Ein realer Hang wäre somit auch bei 5° steilerer Neigung, als es das Bodenmaterial eigentlich erlauben würde, noch stabil.

Die Wirkung angepflanzter Gehölze belegt eine Studie zum vormals unbewachsenen Erosions- und Rutsch­gebiet Hexenrübi (NW). Zwischen 2009 und 2011 gepflanzte Weidenarten haben reichlich ober- und unterirdische Biomasse gebildet. Das nächste grosse Unwetter wird zeigen, wie stark die Pflanzungen die Hang­stabilität verbessert haben.

Die Resultate der diversen SOSTANAH-Teilprojekte bestätigen und ergänzen die Richtlinien für die Schutzwaldbewirtschaftung (NaiS). Einige gezogene Lehren: Hänge sollten möglichst viele Arten, Altersgruppen und Wurzelstrukturen enthalten, intensive Beweidung und Düngung können die Schutzwirkung der Pflanzen beeinträchtigen, und vertikale Schneisen von mehr als 20 m in der Falllinie sollten möglichst vermieden werden.

Wie wichtig der Einfluss der Waldstruktur  bei Rutschungsereignissen ist, haben WSL-Forscher am Beispiel Sachseln (OW) mit statistischen Methoden abgeschätzt. Dort waren 1997 nach heftigem Regen über 500 Rutschungen niedergegangen. Die Berechnungen deuten darauf hin, dass rund vier Fünftel der über 100 berücksichtigten Wald­rutschungen bei einer optimalen Bewirtschaftung nicht ausgelöst worden wären. Eine Schätzung ergab, dass entsprechende Pflege und Unterhalt der betroffenen Waldfläche nur ein Zehntel der Schadenssumme kosten würden. (Beate Kittl, Diagonal 2/16)