Hauptinhalt

«Feldarbeit ist enorm wichtig, um die Natur zu verstehen», hält Anna Haberkorn fest. Ohne geht in ihrer Dissertation nichts: Die Meteorologin untersucht die Schneedecke in Felswänden. Früher ging man davon aus, dass dort wenig Schnee liegt, weil er ständig abrutsche. Zu Unrecht: «Meine Untersuchungen zeigen, dass sich in Felswänden eine bis zu zwei Meter dicke Schneedecke bildet. Der Schnee türmt sich auf Absätzen.»
Es ist eine besondere Schneedecke mit auffällig vielen Schmelzkrusten und schwach gebundenen Schichten, fast immer mit Eis am Grund. «Eis verhindert, dass Schmelzwasser in den Fels eindringt und so Wärme in ihn trägt», erklärt Haberkorn. Diese Tatsache und die Schneedecke an sich, die isolierend wirkt und die Wärmeabstrahlung verändert, spielen eine wichtige Rolle für das Temperaturregime im Fels – und dieses wiederum beeinflusst dessen Stabilität. Anhand von meteorologischen Daten und Geländeinformationen simuliert Haberkorn mit dem Computermodell SNOWPACK bereits erfolgreich die Schneedecke und die Temperaturen im Fels an Einzelpunkten. Nun möchte sie solche Simulationen für ganze Felswände und vielleicht einmal für ein ganzes Gebirge erstellen. Büroarbeit ist für die passionierte Alpinistin angesagt. (Birgit Ottmer, Diagonal 1/16)