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Eschentriebsterben: Nicht alle befallenen Bäume werden krank

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Es ist winzig klein, doch seine Wirkung ist verheerend: Das Falsche Weisse Stengelbecherchen befällt die Gemeine Esche und lässt ihre Triebe absterben. Beim Schädling handelt es sich um einen Pilz, der vermutlich in den 1990er-Jahren mit importierten Eschenpflanzen von Ostasien nach Europa eingeschleppt wurde. Seither breitet er sich epidemisch aus, auch in der Schweiz. Mehr als 90 Prozent aller Eschen hierzulande sind krank, und viele gehen ein.

Der Pilz bildet seine Fruchtkörper und damit seine Sporen auf Eschenlaub am Boden. Dieses aus dem Wald zu entfernen, ist unmöglich. Doch zehn Prozent der Schweizer Eschen scheinen resistent oder zumindest tolerant gegenüber dem Pilz zu sein. Die Forschung setzt unter anderem hier an. Waldschutz Schweiz, die Fachstelle für Waldschutzfragen an der WSL, forderte Försterinnen und Förster auf, gesunde Bäume zu suchen. 397 Eschen wurden gemeldet. Spezialisten eines Ingenieurbüros kontrollierten diese Bäume 2018 und nahmen verschiedene Daten an deren Standorten auf, wie die Verjüngung, die Waldgesellschaft oder die Eschendichte. Ziel ist es herauszufinden, wieso diese Eschen dem Pilz trotzen.

«Es gibt sicher noch mehr gesunde Eschen als die gemeldeten 397 Bäume. Aber es ist schwierig, diese in einem Bestand mit vielen kranken Eschen zu erkennen», erklärt Valentin Queloz, Leiter von Waldschutz Schweiz. Die gefundenen Eschen werden nun weiter im Labor überprüft. Genetische Untersuchungen könnten Aufschluss darüber geben, wieso einige Eschen erkranken und andere nicht.

Während die Forschung eifrig nach Lösungen gegen das Eschentriebsterben sucht, ist auch die Praxis gefordert. «Die noch gesunden Eschen sollen verschont bleiben und die aufkommenden Jungeschen genug Licht bekommen, um überhaupt eine Chance zu haben», sagt Queloz. Denn möglicherweise hängt von diesen Bäumen die Zukunft der Esche in den Schweizer Wäldern ab. (Lisa Bose, Diagonal 1/19)