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Fachleute aus Forst und Naturschutz lösen Konflikt zwischen Ökonomie und Ökologie unterschiedlich

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Wie kann man Holz ernten und gleichzeitig die Biodiversität im Wald fördern? Ein Team um Politologe Tobias Schulz und Forstingenieur Frank Krumm hat gemeinsam mit Forschenden aus Deutschland verglichen, wie Fachleute aus Forst und Naturschutz diesen Konflikt lösen. Dazu wurden an zwei Tagen je zwölf Teilnehmende in ein Marteloskop in einem Eichenwald eingeladen. Dies ist eine Trainingsfläche, auf der alle Bäume mit ihren Merkmalen erfasst und kartiert sind. Die Teilnehmenden mussten ökonomische und ökologische Ziele ausgleichen: Sowohl eine gewisse Menge an Wertholz zur Ernte anzeichnen als auch zehn Habitatbäume auswählen. Letztere sollen wegen ihrer Habitatstrukturen wie Höhlen und Risse erhalten bleiben, da sie vielen Tieren Lebensraum bieten.

 

Naturschutzfachleute zeichneten fast nur dicke, alte Eichen als Habitatbäume aus, während Forstleute auch jüngere Hainbuchen mit niedrigerem ökologischem Wert auswählten. Grosse Eichen sind ökonomisch wertvoll und wurden von den Forstleuten zur Ernte angezeichnet, von den Naturschützern hingegen kaum. Betreffend den Ausgleich zwischen Ökonomie und Ökologie verhielten sich die Förster einheitlicher als die Naturschützer, wählten sie doch alle Habitatbäume mit insgesamt tiefem ökonomischem Wert.

Wesentliche Faktoren wie etwa die Arbeitssicherheit oder der Zeitdruck wurden bei dieser Untersuchung nicht abgefragt. Wie diese Faktoren das Abwägen zwischen Ökonomie und Ökologie beeinflussen, sollen weitere Marteloskopübungen zeigen.
(Lisa Bose, Diagonal 2/19)