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Lebensraumkarte der Schweiz

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In der Schweiz gibt es zahlreiche unterschiedliche Lebensräume. Die WSL hat in einem Pilotprojekt eine digitale Übersichtskarte erstellt.

Äcker, Seen, Gletscher, Wälder, sogar Parkplätze: In der Schweiz gibt es über 200 Typen von Lebensräumen. Diese Lebensräume – oder Habitate – verändern sich ständig, sei es durch natürliche Prozesse wie Überflutungen in Auenwäldern oder menschliche Eingriffe wie neue Strassen.

Der Raumbedarf des Menschen hat stark zugenommen. Mit seinen Eingriffen in die Landschaft beeinträchtigt der Mensch so die Grundlagen der Artenvielfalt, insbesondere die Lebensräume von Pflanzen und Tieren. Daher interessieren zunehmend Fragen wie: Wo kommen welche Lebensräume vor? Welche Lebensräume dehnen sich aus? Welche verschwinden? Bis anhin fehlte in der Schweiz eine Übersicht, die die räumliche Verteilung der Habitate zeigt, seien sie natürlich oder vom Menschen beeinflusst. Die OECD bemängelte diesen Umstand im Umweltprüfbericht von 2017 und empfahl, eine Lebensraumkarte für die gesamte Schweiz zu erarbeiten. Das Bundesamt für Umwelt (BAFU) beauftragte deshalb die WSL mit einer Pilotstudie.

So eine digitale Karte lässt sich natürlich nicht mit einem Knopfdruck erstellen. Projektleiter Christian Ginzler und sein Team sammelten zunächst nationale Geodaten wie zum Beispiel Vegetationshöhenmodelle, Geländemodelle oder Zeitserien von Satellitenbildern. Diese kombinierten sie miteinander, um daraus Informationen zu den verschiedenen Lebensraumgruppen zu ziehen. Das Projektteam stützte sich dabei auf die bestehende, in der Biodiversitätsforschung oft angewandte Klassifizierung der Lebensräume nach Delarze und Gonseth. Diese teilt Lebensräume nach der Zusammensetzung der Pflanzenarten ein in sogenannte Pflanzengesellschaften. Ginzler: «Das stellt uns vor grosse Herausforderungen». Denn einzelne Pflanzen sind auf Fernerkundungsdaten nicht zu erkennen.

 

Prototyp wird den Bedürfnissen angepasst

Eine Erkenntnis aus der Pilotstudie war, dass der Detaillierungsgrad der Karte begrenzt ist. Zwar lässt sich die oberste Ebene der Lebensraumeinteilung – neun Bereiche, unter anderem Wälder, Gewässer und Grünland – gut abbilden. Und einige Lebensraumbereiche konnten gar verfeinert dargestellt werden. So kann auf der Karte zwischen stehenden und fliessenden Gewässern unterschieden werden. Doch je detaillierter die Habitatsklassen sind, desto anspruchsvoller wird eine Umsetzung. Zum Beispiel lassen sich Rasenlebensräume nur schwierig, fast vertikale Lebensräume wie Felsen oder unterirdische Habitate wie Höhlen gar nicht erfassen.

Fachpersonen und zukünftige Nutzerinnen und Nutzer, zum Beispiel Mitarbeitende des BAFU oder kantonale Naturschutzbeauftragte, werden den Prototyp im Rahmen eines Workshops testen können. Dabei soll auf die Bedürfnisse der Nutzer eingegangen werden. «Ist es für die Nutzerinnen zum Beispiel zentral, dass zwischen Eichenwäldern und Buchenwäldern unterschieden werden kann, dann klären wir zusammen mit dem BAFU, mit welchem Aufwand sich dieser Detailierungsgrad erreichen lässt», sagt Ginzler. (Sara Niedermann, Diagonal 1/19)

 

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