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Waldboden in Gefahr

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Verlust der Bodenqualität durch Verdichtung

Unsere Böden sind sehr störanfällige Luft-Wasser-Feststoff-Komplexe. Das Hohlraumsystem des Bodens (Porengehalt) ist dabei entscheidend für dessen Luft- und Wasserhaushalt. Durch Befahren mit schweren Holzerntemaschinen können Waldböden verdichtet werden. Vor allem die luftführenden Grobporen gehen dabei verloren, was das Wurzelwachstum und die Bodenlebewelt beeinträchtigt. Da die stärksten Verdichtungen bereits bei den ersten Überfahrten erfolgen, sollen die zum Ernten des Holzes benötigten Maschinen nur auf den geplanten Fahrlinien, den sogenannten Rückegassen, fahren.

 

Dritte überarbeitete Auflage: Boden ist eine nicht erneuerbare Ressource. In seiner Funktion als Lebensgrundlage für künftige Generationen kommt seinem Schutz eine besondere Bedeutung zu. Auch im Wald sind Böden zunehmend durch menschliche Einflüsse gefährdet. Risiken entstehen insbesondere beim Einsatz von Forstmaschinen in der Holzernte.

Merkblatt für die Praxis 45
2019
 

In der Forstwirtschaft können Humusformen zur Beurteilung der Keim- und Anwuchsphase der verschiedenen Baumarten beigezogen werden. Sie geben uns beim physikalischen Bodenschutz Hinweise auf die Verdichtungsanfälligkeit der Oberböden, aber auch auf die Regenerationsfähigkeit von beeinträchtigten Böden nach einer Befahrung. So lässt sich ein Mull im Vergleich zu den anderen Humusformen leichter zusammendrücken, da er durch die rege Tätigkeit der Würmer sehr locker gelagert ist. Da die biologische Aktivität beim Mull sehr hoch ist, kann er sich allerdings auch schneller wieder erholen.

Beim Befahren eines Moders mit schweren Holzernte-Maschinen ist die Gefahr, dass sich bei nassen Witterungsverhältnissen die Reifen bis in den Unterboden durchdrücken grösser, da der Oberboden viel geringmächtiger ist als bei einem Mull. Böden mit Fahrspuren, bei denen die Eintiefung bis in den Unterboden reicht und die Bodenschichten seitlich ausgepresst und durchmischt werden, sind aus ökologischer Sicht geschädigt. Mit wissenschaftlichen Untersuchungen konnte nachgewiesen werden, dass im Boden unter solchen Fahrspuren (Spurttyp 3 genannt) anaerobe Verhältnisse herrschen, was sich auf die Bodenlebewesen und das Wurzelwachstum sehr ungünstig auswirkt (siehe Frey und Hartmann 2013). Mit vielfältigen planerischen und technischen Massnahmen wird bei der Bewirtschaftung des Waldes das Ziel verfolgt, möglichst wenig Fahrspuren vom Spurtyp 3 zu verursachen. Vergleiche dazu auch das WSL-Merkblatt Nr. 45 «Physikalischer Bodenschutz im Wald» (Lüscher et al. 2019).

Gefährdung durch Luftschadstoffe

Die mit dem Niederschlag in den Boden eingetragenen Säuren – insbesondere Schwefel- und Salpetersäure – führen allmählich zu einer Versauerung der Böden (Absinken der pH-Werte). Im Extremfall führt dies zu einem Verlust an Nährstoffen und zu einer Mobilisierung giftiger Metalle, die ihrerseits die Bodenlebewelt drastisch beeinträchtigen. Mehr dazu findet sich beispielsweise im Waldbericht 2015 – Zustand und Nutzung des Schweizer Waldes, Kapitel «Boden» (Rigling und Schaffer 2015).

Verlust von Bodenmaterial (Erosion)

Fehlt die Vegetation, besteht die Gefahr, dass lose Bodenteilchen verloren gehen. Insbesondere Wind und Regen führen dann zu Erosionserscheinungen und Bodenverlusten. Je steiler das Gelände, desto grösser das Risiko. Durch naturnahe Forstwirtschaft wird ein Verlust von Bodenmaterial durch Erosion weitgehend verhindert.

 

Boden und Mensch – Bodenschutz geht uns alle an!

Der Waldboden hat vielfältige Aufgaben und Nutzen, auch für den Menschen: Er saugt wie ein Schwamm den Regen auf und lässt das Wasser nur langsam in die tiefen Bodenschichten einsickern. Dieses durch den Boden gefilterte Wasser ist sauber und dient den Menschen als hervorragendes Trinkwasser. Durch sein grosses Wasserspeichervermögen verzögert der Waldboden den Wasserabfluss und schützt uns so wirkungsvoll vor Hochwassergefahren. Zudem versorgt der Boden die Wurzeln der Bäume und Sträucher mit Nährstoffen, Luft und Wasser und gewährt ihnen eine Verankerungsmöglichkeit. Der Waldboden speichert eine grosse Menge an Kohlenstoff. Der Wald ist das grösste Kohlenstoffreservoir in der Schweiz. Im Waldboden allein sind über 100 Tonnen Kohlenstoff pro Hektare gespeichert.

Weil der Wald und insbesondere der Waldboden für den Menschen vielfältige Aufgaben erfüllt, gilt es ihn mit besonderen Massnahmen zu schützen und ihm Sorge zu tragen. Mit diesem Merkblatt soll das Verständnis für den Waldboden und insbesondere seine Bodenlebewesen gefördert werden. Es soll in Schulen und Kursen zur Anwendung kommen und die Menschen bezüglich des fragilen Ökosystems Waldboden sensibilisieren.