27.11.2025 | Beate Kittl | WSL News
Kohlenstoff-Kreisläufe zu verstehen ist wichtig, weil sie beispielsweise darüber bestimmen, ob Wälder Kohlenstoff aus der Atmosphäre aufnehmen oder abgeben. Die Erdwissenschaftlerin Franziska Lechleitner von der Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL wird diese Prozesse in Boden, Luft und Wasser erforschen. Dazu hat sie ein Nationalfonds-Forschungsstipendiums SNSF Starting Grant in Höhe von 1,8 Millionen Franken erhalten.
Das Forschungsgebiet von Franziska Lechleitner trägt einen seltsamen Namen: «Dynamik der kritischen Zone». Damit ist die relativ dünne Schicht der Erdoberfläche gemeint, die von den Baumspitzen bis zur Basis des Grundwassers reicht. Hier laufen zahlreiche Prozesse ab, welche die Erdoberfläche für den Menschen bewohnbar machen, zum Beispiel die Wasser- und Kohlenstoffzyklen, auf denen unter anderem unsere Ernährung basiert.
Der Kohlenstoffzyklus im Erduntergrund hat beispielsweise einen grossen Einfluss darauf, ob Ökosysteme Kohlenstoff speichern oder abgeben. «Das zu verstehen ist wichtig, denn der Klimawandel und die damit verbundenen natürlichen Störungen wie Trockenheit, Überschwemmungen und Brände könnten die terrestrische Kohlenstoffbilanz in der Zukunft massgeblich verändern», erklärt sie.
In tiefe Bodenschichten bohren ¶
Wie Kohlenstoff- und Wasserkreisläufe zusammenwirken, untersucht Lechleitner im Projekt RESPIRE, für das sie einen Starting Grant des Schweizerischen Nationalfonds (SNF) erhalten hat. Darin wird sie chemische Signatur wichtiger Prozesse in Böden, Wasser und Gasen messen und beobachten. Das geschieht überwiegend mit Kohlenstoffisotopen – also verschieden schwere Formen von Kohlenstoffatomen –, die auf die Herkunft und die Verweilungsdauer des Stoffes in der Umwelt hinweisen.
Ihr Team wird an den Standorten der Langfristigen Waldökosystemforschung (LWF) der WSL in den tieferen Untergrund bohren und mit Sensoren die Umweltbedingungen kontinuierlich überwachen. Ziel ist es, die Zusammenhänge zwischen Klima, Ökosystem und geologischem Untergrund zu verstehen, die für das Leben von Menschen und die Natur wichtig sind. «Bisher gibt es sehr wenige Studien, die diese Kohlenstoffflüsse in der kritischen Zone – inklusive der tieferen Schichten – als Gesamtes anschauen», sagt sie.
Lechleitner hat an der ETH Zürich Erd-, Atmosphären- und Klimawissenschaften studiert. Bei ihrer Doktorarbeit spezialisierte sie sich auf Höhlen und deren Tropfsteine, was ihr Interesse für den Untergrund weckte. Weitere Stationen waren ein Postdoktorat an der britischen Oxford-Universität und eine Stelle als Oberassistentin an der Uni Bern. Mit dem SNF-Starting Grant wird Lechleitner eine Doktoranden- und eine Postdoktoranden-Stelle an der WSL besetzen.
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