Und die Schweizer Gletscher schmelzen weiter

Die Gletscherschmelze in der Schweiz war 2025 einmal mehr enorm. Ein schneearmer Winter kombiniert mit Hitzewellen im Juni und August führte zu einem Verlust von drei Prozent des Gletschervolumens. Das ist der viertgrösste Schwund seit Messbeginn. Die Eismasse nahm damit in den letzten zehn Jahren um ein Viertel ab. Das berichten das Schweizerische Gletschermessnetz (GLAMOS) und die Schweizerische Kommission für Kryosphärenbeobachtung (SSK), in der auch das WSL-Institut für Schnee- und Lawinenforschung SLF vertreten ist.

Auch im internationalen UNO-Jahr zur Erhaltung der Gletscher sind diese in der Schweiz weiter massiv geschmolzen. Nach einem schneearmen Winter brachten Hitzewellen im Juni 2025 die Gletscher in die Nähe der Rekordverluste aus dem Jahr 2022. Schon in der ersten Juli-Hälfte war die Schnee-Reserve aus dem Winter aufgebraucht und die Eismassen begannen so früh wie kaum je zuvor zu schmelzen. Die kühlere Witterung im Juli sorgte für etwas Entspannung und verhinderte das Schlimmste. Dennoch gingen dieses Jahr schweizweit weitere rund drei Prozent des Eisvolumens verloren – der viertgrösste Schwund hinter den Jahren 2022, 2023 und 2003. 2025 reiht sich damit ein in das Jahrzehnt mit dem deutlich schnellsten Eisverlust: Seit 2015 verloren die Gletscher schweizweit ein Viertel ihres Volumens. Über 1000 kleine Gletscher sind bereits verschwunden.

Vor allem Gletscher unterhalb von 3000 m ü.M. haben 2025 stark gelitten. Der Schnee aus dem Winter verschwand dort bis in den Gipfelbereich. Als Folge davon nahm die Eisdicke zum Beispiel von Claridenfirn GL, Glacier de la Plaine Morte BE oder Silvrettagletscher GR im Mittel um über zwei Meter ab. Für Gletscher im südlichen Wallis wie den Allalingletscher oder Findelgletscher war der Verlust mit knapp einem Meter geringer.

Zu wenig Schnee im Winter

Im Winter 2024/2025 führte die Kombination aus wenig Niederschlag und drittwärmstem Winterhalbjahr (Oktober bis März) seit Messbeginn zu sehr geringen Schneemengen, das zeigen Messungen des WSL-Instituts für Schnee und Lawinenforschung SLF. In Teilen Nord- und Mittelbündens fiel beispielsweise so wenig Neuschnee wie noch nie. Auf den Gletschern lag deshalb Ende April rund 13 Prozent weniger Schnee verglichen mit der Periode 2010–2020. Der zweitwärmste Juni seit Beginn der Aufzeichnungen führte zu einer rapiden Schneeschmelze bis in die höchsten Lagen. Nach einem eher kühlen und feuchten Juli brachte der August eine Hitzewelle mit einer Nullgradgrenze auf teils über 5000 Metern. In Kombination sorgte diese Witterung für einen überdurchschnittlich warmen Sommer. Zwischen Juli und September führten einige Kaltfronten zu einzelnen Tagen mit Neuschnee oberhalb von 2500 m ü.M., der aber nur im Hochgebirge länger erhalten blieb.

«Die stetig schwindenden Gletscher tragen dazu bei, dass sich das Gebirge destabilisiert», sagt Matthias Huss, der Leiter von GLAMOS. «Dies kann zu Ereignissen wie im Lötschental führen, wo im Mai eine Fels-Eis-Lawine das Dorf Blatten verschüttet hat.»

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Höhe des Eisverlustes in den Jahren 2022 bis 2025 am Konkordiaplatz, Grosser Aletschgletscher (VS) verglichen mit dem Mittelwert der Messungen zwischen 1953 und 1983. (Foto: M. Huss)
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Der Claridenfirn (GL) war im September 2025 komplett schneefrei. (Foto: M. Huss)
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Glaziologen auf dem Grossen Aletschgletscher (VS). Dieses Jahr blieb im oberen Teil des Gletschers noch Schnee aus dem Winter erhalten. Die im Schatten liegende Zunge ist jedoch wiederum massiv geschmolzen. (Foto: R. Moser)
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Das Gletschertor am Vadret da Morteratsch (GR) ist riesig, aber durch herabstürzende Eisblöcke instabil. (Foto: L. Hösli)
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Nachbohren eines Pegels zur Bestimmung der Massenbilanz auf dem Glatscher da Medel (GR). (Foto: L. Hösli)
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Setzen eines Pegels zur Bestimmung der Massenbilanz auf dem oberen Teil des Glatscher da Medel (GR). (Foto: L. Hösli)
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Im südlichen Wallis, wie hier am Findelgletscher bei Zermatt, blieb der Winterschnee oberhalb rund 3300 m über Meer erhalten, wodurch die Gletscher in grossen Höhen doch noch etwas neues Eis bilden konnten. (Foto: M. Huss)
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Der Griesgletscher (VS) litt 2025 wiederum stark. Die Gletscherzunge fällt in sich zusammen. (Foto: M. Huss)
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Schon Ende Juni 2025 waren die Gletscherzungen vielerorts schneefrei, wie hier am Vadret da Morteratsch (GR), und die Eisschmelze setzte aussergewöhnlich früh ein. (Foto: M. Huss)
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An verschiedenen Stellen in den Alpen bildeten sich eindrückliche Eishöhlen unter dem Gletscher. (Foto: M. Huss)
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Eishöhlen bieten ein eindrückliches Farbenspiel, sind aber ein Ausdruck von Zerfallsprozessen im Innern der Gletscher und oft stark einsturzgefährdet. (Foto: M. Huss)
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Der ehemalige Gletscher bei der Diavolezza (GR) verschwand vor etwa 15 Jahren vollständig, ist nun aber der einzige Schweizer «Gletscher», der für den Skibetrieb ausschliesslich dank Snow-Farming und Abdeckung in einer unnatürlichen Form erhalten wird. (Foto: A. Linsbauer)
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Unzählige kleine Gletscher verschwinden. Am Lai Verd beim Lukmanierpass (GR) ist vom ehemals ansehnlichen Gletscher, der in den 1990er Jahren noch den See erreichte, nur noch ein winziger Rest übrig. (Foto: L. Hösli)
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Die zerrissene und aufgewölbte Zunge des Birchgletschers (VS) einige Monate vor der Fels-Eis-Lawine, die Blatten verschüttete. (Foto: L. Hösli)
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Der Messpegel auf dem Claridenfirn (GL) wird seit mittlerweile 111 Jahren an demselben Ort erhalten – die Messreihe ist so lang wie sonst nirgends weltweit. Aufgrund grosser Schneemengen war der Standort bis jetzt fast immer im Nährgebiet des Gletschers. Relevante Verluste fanden nur 2022, 2023 und 2025 statt. (Foto: M. Huss)
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Der See vor dem Rhonegletscher (VS) wächst durch den Rückgang rapide an. (Foto: M. Huss)
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Der Betrieb der künstlichen Eisgrotte am Rhonegletscher (VS) musste diesen Sommer aufgegeben werden: Der durch Tücher geschützte und schon lange nicht mehr mit dem Gletscher verbundene Eisblock wurde zu klein. (Foto: M. Huss)
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Nachbohren eines Pegels zur Bestimmung der Massenbilanz auf dem Vadret dal Murtèl. (Foto: M. Huss)
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Messinstallation zur Bestimmung der Schneemenge und der Schmelze in Echtzeit unter dem Piz Palü auf dem Vadret Pers (GR). (Foto: A. Linsbauer)
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Rückgang des Griesgletschers (VS) zwischen 1919 und 2025. (Foto: swisstopo / VAW-ETH Zürich)
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Verschwinden des Pizolgletschers (SG) zwischen 2006 und 2025. (Foto: M. Huss)
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Rückgang der Zunge des Rhonegletschers (VS) zwischen 2022 und 2025. (Foto: enlaps / VAW-ETH Zürich)
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Verschwinden des Vadret da Triazza (GR) zwischen 1936 und 2025. (Foto: swisstopo / VAW-ETH Zürich)
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Landschaftsveränderungen zwischen 1927 und 2025 im Lötschental nach dem Abbruch des Birchgletschers (VS). (Foto: swisstopo / VAW-ETH Zürich)

Die Schweizerische Kommission für Kryosphärenbeobachtung (SSK)

Die Schweizerische Kommission für Kryosphärenbeobachtung (SSK) der Akademie der Naturwissenschaften Schweiz (SCNAT) dokumentiert die Veränderungen der alpinen Kryosphäre. Sie koordiniert die langfristig angelegten Schweizer Messnetze für Schnee, Gletscher (GLAMOS) und Permafrost (PERMOS). In der SKK sind die Institutionen vertreten, welche diese nationalen Messnetze betreuen (Eidg. Forschungsanstalt WSL, WSL-Institut für Schnee- und Lawinenforschung SLF, MeteoSchweiz, ETH Zürich, Universitäten Zürich, Fribourg und Lausanne, sowie Fachhochschule Südschweiz) oder einen finanziellen Beitrag zur langfristigen Sicherung leisten (Bundesamt für Umwelt BAFU, Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie MeteoSchweiz im Rahmen von GCOS Schweiz, SCNAT, Bundesamt für Landestopografie swisstopo).

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