Katastrophale Unwetter forderten im Jahr 2024 zahlreiche Todesopfer und führten zur fünfthöchsten Jahresschadenssumme seit Beginn der Aufzeichnungen. Dies ergab die jährliche Auswertung der Unwetterschadens-Datenbank durch die Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL.
- Hochwasser, Murgänge, Rutschungen und Sturzereignisse richteten 2024 Schäden in der Höhe von rund 905 Millionen Schweizer Franken an.
- 13 Menschen verloren wegen der Unwetter im Juni ihr Leben, drei weitere werden noch immer vermisst.
- Die WSL erfasst seit 1972 Informationen zu Unwetterschäden in einer Datenbank, unterstützt vom Bundesamt für Umwelt BAFU.
Zusammenfassung ¶
- Mit Unwetterschäden von rund 905 Millionen Schweizer Franken ist 2024 das teuerste Jahr seit 2005 und belegt in der 53-jährigen Beobachtungsreihe den fünften Rang. Fast 85 % der geschätzten Schadenssumme entstanden im Juni.
- Bei den Unwettern 2024 kamen insgesamt 13 Personen ums Leben, drei weitere werden seither vermisst. Acht Personen starben durch Murgänge, fünf durch Hochwasser.
- Nach Dauerregen und Hochwasser in der Ost- und Zentralschweiz kam es in der zweiten Junihälfte zu katastrophalen Unwettern mit Hochwasser und Murgängen im Wallis, im Misox und im Maggiatal. Verursacht wurden diese durch Dauerregen und Gewitter, teilweise in Kombination mit der Schneeschmelze.
- Weitere Schadensschwerpunkte lagen Anfang Juli im Walliser Val de Bagnes, sowie im August im Berner Oberland in Brienz (BE), wo jeweils mächtige Murgänge grosse Verwüstungen anrichteten.
- Im letzten Quartal des Jahres blieb das Unwettergeschehen vergleichsweise ruhig.
Im Detail ¶
Misox (GR), 21. Juni: Am 21. Juni bildete sich über dem Misox eine stationäre Gewitterlinie. Die Niederschläge führten im ganzen Tal zu Verwüstungen durch Murgänge und Überschwemmungen. In Lostallo (GR) zerstörte ein Murgang mehrere Häuser der Ortschaft Sorte. Zwei Personen verloren dabei ihr Leben, eine weitere wird bis heute vermisst. Bei Soazza (GR) verschüttete ein Murgang das Flussbett der Moesa und drängte diese auf die rechte Talseite, wo sie die Fahrbahn der Autobahn A13 unterspülte und auf einer Länge von 200 Metern wegriss. Die Nord-Süd-Achse über den San Bernardino musste für zwei Wochen gesperrt werden.
Kanton Wallis, 21. + 29./30. Juni: Intensive, mit Gewittern durchsetzte Niederschläge verursachten am 21. Juni im Wallis im Val d’Hérens, im Val d’Anniviers und im Mattertal grosse Unwetterschäden. Am 29. und auf den 30. Juni führten zwei intensive Gewitterwellen zu Hochwasser und Murgängen an zahlreichen Bächen und Flüssen in den Seitentälern des Wallis. In der Folge führte auch die Rhone Hochwasser. Es kam zu grossen Schäden im ganzen Kanton. In Saas Grund verschüttete ein Murgang das Triftbach-Quartier. Dabei verlor eine Person ihr Leben. Auch im Binntal waren die Schäden massiv, eine Person wird dort seit dem Unwetter vermisst. Bei Sierre und Chippis VS überschwemmte die Rhone mehrere Quartiere meterhoch. Aufgrund grosser Gebäudeschäden verloren etwa 100 Personen ihr Zuhause. Die monetär grössten Schäden im Jahr 2024 entstanden durch die Überflutung der Aluminiumwerke in Sierre. Wegen Reinigungs- und Wiederinstandstellungsarbeiten stand die Produktion mehrere Monate still.
Kanton Tessin, 29./30. Juni: In der gleichen Nacht gingen anhaltende, sehr intensive Gewitter über dem oberen Maggiatal nieder, mit verheerenden Folgen. Betroffen waren hauptsächlich die Gemeinden Cevio und Lavizzara TI. Die Flüsse Bavona, Peccia und Maggia erodierten ihre Flussbetten und Ufer, rissen Strassen und Leitungen mit. Die Wasser- und Stromversorgung sowie die Kommunikation brachen zusammen. Gewaltige Geröllmassen eines Murgangs begruben im Val Bavona Teile der Weiler Fontana und Mondada und forderten fünf Menschenleben. Zwei weitere Personen starben bei Prato-Sornico in den Fluten der Maggia. An einem Fussballturnier in Piano di Peccia (Lavizzara TI) sassen 300 Personen über Nacht fest. Eine Person wird dort seither vermisst. Im oberen Maggiatal wurden über 100 Gebäude und Betriebe beschädigt, etliche davon wurden zerstört. Weiter talwärts in Cevio TI zerstörten die vereinten Wassermassen der Maggia und Bavona die Visletto-Brücke und damit die Zufahrt zu den betroffenen Gebieten.
Kanton Bern, 12. August: Brienz BE wurde am 12. August von einem schweren Murgang aus dem Milibach getroffen, den ein kurzes, intensives Gewitter ausgelöst hatte. Gebäude, Fahrzeuge, Strassen und die Infrastruktur des öffentlichen Verkehrs wurden stark beschädigt. Auch der Friedhof wurde zerstört. Die Hauptstrasse sowie Bahn- und Schiffsverbindungen waren unterbrochen.
Nationale Ereignisanalyse
Zu den Unwetterereignissen im Sommer 2024 werden derzeit kantonale Ereignisanalysen und eine übergeordnete nationale Ereignisanalyse erstellt. Der nationale Bericht zur Meteorologie, Hydrologie und zu den Schäden wird voraussichtlich im Frühling 2026 publiziert. Die übergeordnete Analyse sowie Schlüsse für zukünftige Schutz- und Präventionsmassnahmen werden bis Ende 2027 erarbeitet.
Die Unwetterschadens-Datenbank der WSL
Die Eidgenössische Forschungsanstalt WSL sammelt seit 1972 systematisch Informationen über Unwetterschäden. Die mit Unterstützung des Bundesamts für Umwelt BAFU erstellte Datenbank enthält Angaben zu Schäden durch Hochwasser, Murgänge und Rutschungen sowie zu Steinschlag, Fels- und Bergsturz. Schäden als Folge von Lawinen, Schneedruck, Erdbeben, Blitzschlag, Hagel und Sturmwind werden in den Auswertungen nicht berücksichtigt. Die Abschätzung der Sach-, Infrastruktur-, Wald- und Landwirtschaftsschäden basiert hauptsächlich auf Medienberichten. Die Daten stehen Fachleuten auf Anfrage zur Verfügung und bilden eine wichtige Grundlage zur Risikobeurteilung. Die Erhebung zu den Unwetterschäden durch die WSL dient der Umweltberichterstattung des Bundesamts für Umwelt BAFU.
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