22.05.2025 | Mira Lange | SLF News
Die Fachmittelschülerin Mira Lange besuchte im Rahmen eines Praktikums drei Wochen lang das SLF. Was sie während dieser Zeit alles erlebt hat, schreibt sie in diesem Logbuch-Eintrag.
Der Geisterzug in Laret ¶
In meiner ersten Woche beim SLF durfte ich die Programmiersprache Python kennenlernen. Sie unterstützt die Wissenschaft sehr stark, wenn es um die Datenanalyse geht, doch auch in Bereichen wie dem «Machine learning» und der Softwareentwicklung ist Python sehr hilfreich, weil es eine eher einfache Programmiersprache ist.
Immer am Mittwoch findet das Gruppenmeeting der Schneephysik-Gruppe statt. Ich durfte auch dabei teilnehmen, doch als ich in das Sitzungszimmer kam, war nur noch ein Platz frei. Es war der Platz am «Head of the table». Doch ich setzte mich mit etwas Überwindung an diesen Platz und durfte alle die netten Menschen kennenlernen. Es hat mir sehr gut gefallen, wie sie sich gegenseitig unterstützen und Interesse an den Projekten der anderen zeigten. Es war eine sehr schöne Erfahrung, bei so einer Gesprächsrunde dabei zu sein.
Am folgenden Tag stand schon das erste Mal Feldarbeit an. Ich fuhr also mit Julia und Anja nach Laret, um ein Schneeprofil zu erstellen. Wir sahen nichts, was ausserhalb des Messfeldes ist, weil es so neblig war. Hin und wieder hörten wir einen Geisterzug vorbeifahren, denn sehen konnten wir ihn nicht. Bei dem Schneeprofil habe ich auch das SMP (SnowMicroPen) kennengelernt. Das SMP ist ein hochsensibler Kraftsensor, der mit konstanter Geschwindigkeit in den Schnee fährt und dabei 250x pro Millimeter den Eindringwiederstand misst. Somit werden die Eigenschaften der Mikrostruktur des Schnees gemessen. Zurück im SLF konnte ich die Daten digitalisieren. Ich habe mich zuvor mit der Website NiViz auseinandergesetzt und dann begonnen, die Daten einzutragen. Zum Abschluss der ersten Woche konnte ich am Freitag das erste Mal mit Fabian ins Kältelabor. Wir haben den Schnee für die «Snow Gluer»-Proben vorbereitet. Dafür benötigten wir groben «Schnee» und ganz feinen «Schnee». Dies bekamen wir, indem wir Eis mit einer Käsereibe zerkleinerten und dann siebten.
Nie wieder unterschätze ich die Sonne im Schnee ¶
Diese erste Woche verging wie im Flug und dann stand schon die Team Exkursion an. Am Montagnachmittag gingen wir bei Nebel und Schneefall auf das Weissfluhjoch, um das Messfeld mit den verschiedenen Messgeräten anzuschauen und Ski zu fahren. Benni, Matthias und Fabian haben die Geräte alle erklärt, doch das Highlight war das grosse SMP. Es war imposant zu sehen, weil es gibt nirgends ein grösseres SMP. Ich fand es spannend zu sehen, wie interessiert alle waren, sich über diese Geräte auszutauschen. Und das ist mir nicht nur bei der Exkursion aufgefallen, sondern immer, bei egal was, ich hatte immer das Gefühl, dass die Arbeit hier den Leuten sehr viel Freude bereitet, und das hat mir sehr gefallen. Es war sehr kalt da oben, denn es hatte nicht nur Nebel und Schneefall, sondern auch Wind. Doch für mich haben sich die Temperaturen am Dienstag nicht ins Positive verändert, denn im Kältelabor ist es trotz dicken Daunenanzügen, warmen Schuhen, Handschuhen und Mütze nicht so angenehm. Allerdings war das Zuschneiden der Schneeproben aus der Antarktis mit Matthias und das Herstellen der Zylinderförmigen Proben mit Fabian so interessant, dass es mich die Kälte quasi vergessen liess.
Das dieswöchige Schneeprofil war das letzte für diesen Frühling, denn der Schnee wird nächste Woche ziemlich sicher nicht mehr da sein. Es hat mir Spass gemacht, denn ich konnte die Sachen anwenden, die ich in der ersten Woche auf dem Feld gelernt habe.
Und dann war es so weit, ich ging mit Isabella auf das Weissfluhjoch, um mit ihr und Lea Isotop-Proben zu entnehmen und mit Martin ein «grosses Schneeprofil» zu machen. Wir waren kurz nach Sonnenaufgang oben und haben mit den SMP-Messungen begonnen, bevor wir das Profil graben mussten. Isabella und Lea hatten zwischen jeden Isotop-Proben drei Stunden Zeit, weshalb wir ungefähr zwei Stunden für das Profilieren brauchten. Denn Martin hat uns alles sehr genau erklärt. Warum man die Oberfläche immer beschatten muss, wie die Formen der Schneekristalle entstehen, was es überhaupt für Formen gibt und noch ganz vieles mehr. In der zweiten Pause haben wir dann unser Mittagessen gegessen, bevor wir einige Abfahrten gemacht haben. Ich ging dann am späteren Nachmittag runter, weil ich nichts mehr helfen konnte und sie noch einmal dasselbe machen mussten wie am Morgen. Doch beim Runterfahren fiel mir auf, dass ich Sonnencreme vergessen hatte. Dies holte mich am Freitag ein, als ich nicht nur einen sehr starken Sonnenbrand im Gesicht hatte, sondern auch etwas Kopfschmerzen und Schwindel. Somit blieb ich am Freitag zu Hause und kühlte mein Gesicht.
Ich sah nur noch graue Flächen ¶
So brach auch schon die dritte und letzte Woche meines Praktikums an, als mir Fabian einen Stick mit den Daten vom Zerdrücken unserer Zylinder-förmigen Proben brachte und ich die Höhenpunkte, sowie die Fläche unter der Linie herausfinden sollte. Ich begann damit und ging für etwas Abwechslung dazwischen ins Labor, um wieder Eis zu zerkleinern, denn ich darf diese Woche allein neue Proben machen, doch dafür brauchte ich noch mehr vom groben «Schnee».
Die Höhenpunkte hatte ich rasch herausgefunden, doch bei der Berechnung der Fläche unter der Linie im Plot, war ich aufgeschmissen. Ich habe am Dienstag versucht mir das Integralrechnen selbst beizubringen, doch für so eine komplexe Fläche reichte es nicht.
Die Aufgabe von Lars benötigte dies auch nicht. Denn da ging es darum die Schneeschichten in NIR-Bilder vom Jungfraujoch und der aus der Antarktis einzuzeichnen. Dies muss man machen, damit der Computer lernt, wie man das macht und dann irgendwann selbst machen kann. Das ist ein Projekt mit Machine Learning Student/innen aus Toronto. Es war nicht einfach, denn manchmal sind die einzelnen Schichten nicht klar ersichtlich. Vor allem bei dem Bild aus der Antarktis, weil dort schneit es nur ganz wenig, windet dafür viel. Somit sind die Schichten dünner aber auch nicht so gerade wie die vom Jungfraujoch.
Weil ich nicht sehr lange am Stück diese Bilder anschauen konnte, weil ich mir irgendwann die Schichten eingebildet habe, vor lauter grauen Flächen, habe ich zur Abwechslung immer wieder an dem Blog weitergeschrieben oder bin ins Labor und habe die Proben für Fabian gemacht.
Dafür machte ich mir ein «Mise en Place» und begann dann, den Schnee abzuwiegen und mit dem Schneebesen zu vermischen. Als die Proben fertig waren, räumte ich das Labor auf und arbeitete an den NIR-Bildern weiter.
An meinem letzten Tag hier beim SLF haben wir in der Cafeteria Kuchen gegessen und uns ausgetauscht. Nachdem ich mit Ruschle und Julia das Gespräch zu meiner Bewertung hatte, ging ich mit Julia ins Labor, um das CT anzuschauen und Schneekristalle aus dem SnowMaker unter dem Mikroskop zu betrachten.
Eine wertvolle Begleitung in meinem weiteren Leben ¶
Ich habe sehr viel gelernt in diesem Praktikum. Nicht nur zu Schnee, sondern auch dazu, worauf ich bei meiner weiteren Berufswahl achten werde. Ich will etwas lernen, das mir so viel Freude bereite, wie ich es bei den Leuten hier beim SLF gemerkt habe.
Zudem habe ich gelernt, dass es sich auszahlen wird, nicht den einfachen Weg zu wählen. Ich habe mich eingesetzt, dieses Praktikum zu bekommen und es hat sich mehr als gelohnt.
Zuletzt möchte ich mich bei Ruschle, Julia, Fabian, Matthias, Lars und Isabella bedanken, dass ich kommen und mit euch arbeiten durfte.
Ich werde mit sehr guten Gefühlen auf dieses Praktikum zurückschauen und bin gespannt, ob mein weiterer Weg in solch eine Richtung geht. Vielen Dank!
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