Wald und Wildhuftiere im Waldlabor Zürich

Projektleitung

Andrea D. Kupferschmid

Stellvertretung

Martina Hobi

Projektmitarbeitende

Tobias Kalt

Einfluss anthropogener Störungen auf die Wildtiere und die Baumverjüngung zu Zeiten des Klimawandels im Waldlabor Zürich

Die Zusammenhänge innerhalb des Wirkungsgefüges «Baumverjüngung ­– wildlebende Huftiere – anthropogene Aktivitäten» sind sehr kompliziert. Verschiedene Methoden zum Monitoring von Huftieren und dem Verbisseinfluss auf die Verjüngung sollen in enger Kombination weiterentwickelt werden. Kaskadeneffekte der anthropogenen Nutzung über die räumliche Verteilung der Huftiere auf die Dichte und Entwicklung der Baumverjüngung sollen in einem stark durch Menschen frequentieren Wald, dem Waldlabor Zürich auf dem Hönggerberg, erforscht werden.

Dieses Projekt ist eine Kooperation zwischen Jasmin Schnyder (FORNAT), Nicole Imesch (wildkosmos; Projektantrag und 1. Jahr) und Andrea Doris Kupferschmid (WSL).

Das Monitoring ist vorerst auf 3 Jahre begrenzt.

Wald & Wildhuftiere im Waldlabor Zürich

Anthropogene Störungen im Wald haben sowohl am Tag wie in der Nacht zugenommen. Das räumliche und zeitliche Verhalten der wildlebenden Huftiere wird unter anderem von solchen Störungen beeinflusst, was wiederum Auswirkungen auf die Verteilung, die Häufigkeit wie auch die Stärke des Verbisses an der Baumverjüngung hat. Das Hauptziel ist die Erforschung der Zusammenhänge innerhalb des Wirkungsgefüges Baumverjüngung – Wildhuftiere – menschliche Aktivitäten. Hierzu eignet sich der Wald auf dem Hönggerberg – und damit das Waldlabor Zürich - sehr gut, da dieser Erholungsraum fast gänzlich umgeben ist von der Grossstadt Zürich. Das Projekt ist in 5 Module gegliedert.

  • Modul 1: Daten zu den Wildtieren (Präsente Arten, räumlich-zeitliche Raumnutzung) sowie die Populationsdichten von Reh und Wildschwein werden mittels eines Fotofallenmonitorings auf Stichprobenflächen erhoben. Verantwortliche Jasmin Schnyder , FORNAT.
  • Modul 2: Der Einfluss der wildlebenden Huftiere auf die natürliche Baumverjüngung wird auf denselben Stichprobenflächen im Herbst erhoben. Somit kann auch bei Laubbäumen zwischen dem Verbisseinfluss im Sommer und demjenigen im Winter unterschieden werden. Nebst dem Verbiss werden auch Fegeschäden quantifiziert. Dabei wird mittels Aufnahme aller Baumverjüngung im Vollkreis die Dichte der Baumverjüngung über die Jahre verfolgt. Mittels Messung der Baumhöhe, der Endtrieblängen und der Beurteilung des Verbisses und weiterer Endtriebschäden an den nächsten 2 Bäumchen je Höhenklasse und Baumart (k-Baum Methode) wird der Verbisseinfluss abgeschätzt. Standortsfaktoren wie Licht, Deckungsgrad und Höhe der Alternativäsung (Brombeeren, Holunder, Kräuter, Gräser etc.) und die Deckung für die wildlebenden Huftiere werden ebenfalls aufgenommen. Verantwortliche Andrea Doris Kupferschmid, WSL.
  • Modul 3: Untersuchungen zur anthropogenen Nutzung in und um die Stichprobeflächen mittels Fotofallen-Daten und Strava Global Heatmap und zur anthropogenen Gesamt-Nutzungsintensität des Waldlabors von Fussgängern und Mountainbikern mithilfe von Zählsystemen. Verantwortliche Jasmin Schnyder , FORNAT.
  • Modul 4: Analyse der Daten aus Modul 1 bis 3. Hier werden Kaskadeneffekte der anthropogenen Nutzung über die räumliche Verteilung der wildlebenden Huftiere auf die Baumverjüngung untersucht. Verantwortliche Andrea Doris Kupferschmid, WSL.
  • Modul 5: Ableitung von Empfehlungen zur Optimierung des Wald-Wild-Management, sowohl für das Waldlabor wie auch für andere stark frequentierte Buchenwälder im Schweizer Mittelland. Verantwortliche Jasmin Schnyder , FORNAT.

In vielen Regionen mit hohem Störungsdruck im Mittelland ist gleichzeitig auch der Einfluss des Klimawandels im Wald ausgeprägt. Da wärmeresistentere Baumarten besonders häufig verbissen oder gefegt werden (vergl. z.B. Eiche) ist das Verstehen von Kaskadeneffekten in heutigen Buchenwäldern von hoher Aktualität und Praxisrelevanz.

Fragestellungen:

 Modul 1:

  • Welche Wildtierarten sind im Waldlabor präsent (Artenliste für das Waldlabor)?
  • Wie nutzen Rehe und Wildschweine den Raum?
  • Welche Aktivitätszeiten zeigen Rehe und Wildschweine im Waldlabor?
  • Wie hoch ist die Populationsdichte der Rehe und der Wildschweine im Waldlabor? Wie entwickeln sich diese Populationsdichten?

Modul 2:

  • Wie gross ist der Wildeinfluss auf die natürliche Baumverjüngung? Können beim Wild beliebte Baumarten, wie Tannen, Eichen, Ahorne, aufwachsen?
  • Kann sich der Wald natürlicherweise anpassen an den Klimawandel, ohne Schutz der Naturverjüngung vor Wildverbiss und Fegen?
  • Kann sich die lichtbedürftige und im Rahmen des Klimawandels für heutige Buchenwälder immer wichtiger werdende Eiche verjüngen?

Modul 3:

  • Wie sieht die räumliche Nutzung im Waldlabor-Perimeter durch Menschen zu verschiedenen Tages- und Jahreszeiten aus?

und in Kombination (Modul 4):

  • Wie beeinflussen die Standortfaktoren die Verjüngung und den Verbiss bzw. das Fegen? Welche Wirkung haben unterschiedliche Bestandeskenngrössen wie der Deckungsgrad auf den Verbisseinfluss an der Baumverjüngung?
  • Wie ist die Verjüngungssituation in Relation zum Raumverhalten, Dichte etc. der Rehe und der Wildschweine?
  • Welche Wirkung haben das Nahrungs- und Deckungsangebot für die Rehe auf den Verbisseinfluss an der Baumverjüngung?
  • Sind Einflüsse der anthropogenen Nutzung auf das Raum- und Aktivitätsverhalten der Wildtiere erkennbar?
  • Ist ein Gradient feststellbar des Verbisses und oder des Fegens im Vergleich zur Intensität der menschlichen Nutzung (Distanz zu Weg, Wegnutzungsintensität, Waldspielgruppenplätze, Feuerstellen)?
  • Gibt es Kaskadeneffekte der anthropogenen Nutzung über die räumliche Verteilung der wildlebenden Huftiere auf die Baumverjüngungsdichte?

Publikationen

Schnyder J. & Kupferschmid A.D. (2024): Forschungsprojekt Wald und Wildhuftiere. Zürcher Wald 1/2024:38-39.