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Integrales Gewässermanagement
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Pflanzen

   
 

Nachgewiesene auentypische Pflanzen

 
>> Vegetationsaufnahmen in den einzelnen Aufweitungen (.xls )


Epilobium dodonaei (Rohde)


Gypsophila repens (Rohde)

  Die bisherigen Erfahrungen zeigen, dass Aufweitungen einen wichtigen Beitrag zu Förderung und Schutz auentypischer Arten leisten können. So wurden an den untersuchten Aufweitungen insgesamt 28 auentypische Pflanzenarten gefunden. Unter "auentypische Arten" versteht man Arten, die für ihr Überleben im Wesentlichen auf Auen angewiesen sind bzw. ihren natürlichen Verbreitungsschwerpunkt in Auen haben.

Bei den vorgefundenen Arten handelt es sich hauptsächlich um (Pionier-)Arten der Kiesbänke und Ufer. Diese sind nicht nur in der Lage Trockenperioden zu überdauern, sondern auch in der Lage zeitweilige Überflutung ohne Dauerschaden zu überstehen oder sich rasch zu regenerieren. Ein Paradebeispiel hierfür sind die verschiedenen Weiden-Arten. Arten, die nicht an die wechselnden und teilweise völlig unberechenbaren Bedingungen der Kiesbänke und Ufer angepasst sind, tun sich hingegen schwer und sind entsprechend selten anzutreffen. Zu diesen Arten gehören insbesondere Arten der Auwälder.

 
 
> Die auetypischen Arten der Schweiz (Artenliste)
   
> Liste aller angetroffenen Pflanzenarten pro untersuchte Aufweitung
   
> Untersuchungsgebiete
 
     
 

Es könnten noch mehr sein!

   
 

Abbildung 1 zeigt wie viele auetypische Arten in den Aufweitungen nachgewiesen wurden und wie viele Arten es sein könnten. Denn der "Artenpool" enthält alle auetypische Arten, die aktuell im Einzugsgebiet der Aufweitung vorkommen und daher als potenzielle Besiedler der Aufweitungen zu betrachten sind. Sie sehen, dass mit den bestehen Aufweitungen zwar schon einiges erreicht wurde, aber der Artenpool bei weitem noch nicht ausgeschöpft ist. Es liegt noch mehr drin!

 

Die Bestimmung des Artenpools basiert auf der SwissWebFlora.
Diese enthält eine Einteilung der Schweiz in 593 Kartierflächen und Informationen zum Artvorkommen in diesen Kartierflächen.


Bestimmung des Artenpools:

1. Auswahl jener Kartierflächen, die der betreffende Fluss oberhalb der Aufweitung durchfliesst.

2. Die Arten, die in mind. einer, der in Schritt 1 ausgewählten Kartierflächen vorkommen und gleichzeitig auf der Liste der auetypischen Arten (Kl. 1 und 2) stehen, bilden den regionalen Artenpool.

3. Jene auetypische Arten der Kartierfläche, in der sich auch die Aufweitung befindet bilden den lokalen Artenpool.

     
 
Abb.1: Vergleich zwischen Artvorkommen in der Aufweitung und dazugehörigem Artenpool (Rohde, 2004)
 
     
 

Vegetationsdynamik

 
 

Überflutungsereignisse und Geschiebeumlagerungen führen zu einer ständigen Veränderung der Pflanzenbestände einer Aue (Vegetationsdynamik). So können über die Jahre an ein und demselben Standort frei fliessendes Wasser, vegetationslose Kies- und Sandbänke, Schwemmlingsfluren, Pioniervegetation und Auengebüsche beobachtet werden. Dabei folgt die Vegetationsentwicklung nicht immer gerichtet gemäss diesem Sukzessionsmodell. Es können Stufen "übersprungen" werden oder die Vegetationsentwicklung kann durch (regelmässige) Hochwasserereignisse zurückgeworfen werden.

Die Vegetationsentwicklung innerhalb der Aue ist in grossem Masse vom Zufall bestimmt und nicht vorhersehbar. Charakteristisch ist jedoch eine ständige Veränderung und stabile Vegetationsbestände können auf eine gestörte Auendynamik hinweisen.

Wie sich die Vegetation in den Aufweitungen an der Rhone und der Thur in den letzten Jahren entwickelt haben, zeigen folgende Abbildungen:

 
       
   
 

Abb.2a: Vegetationsdynamik an der Thur-Aufweitung (Vadi & Roulier, 2005)

   
       
   
  Abb.2b: Angetroffene Pflanzengesellschaften an der Thur-Aufweitung (Vadi & Roulier, 2005)    
       
 
  Abb.3a: Vegetationsdynamik an der Rhone-Aufweitung (Roulier & Vadi, 2004)    
       
   

  Abb.3b: Angetroffene Pflanzengesellschaften an der Rhone-Aufweitung (Roulier & Vadi, 2004)    
       
 

Fördern Aufweitungen die Ausbreitung invasiver Neophyten?

   
 

Als "Neophyten" bezeichnet man Pflanzen, die erst nach dem Ausgang des Mittelalters mit dem Einsetzen des weltumspannenden Fernverkehrs in die Schweiz gekommen sind. Unter diesen Neophyten befinden sich auch einige invasive Arten, die unter Umständen andere Arten von einem Standort verdrängen können, und daher in das Blickfeld des Artenschutzes geraten sind. Da sich gezeigt hat, dass invasive Arten insbesondere von dem Vorhandensein gestörter Habitate profitieren, stellt sich die Frage, ob Aufweitungen mit ihren Kiesbänken und neu geschaffenen Ufern die Ausbreitung invasiver Neophyten fördern?

Abbildung 4 zeigt, dass in allen Aufweitungen Neophyten angetroffen wurden und, dass der prozentuale Anteil am Gesamtartenbestand etwas höher ist, als in den entsprechenden naturnahen Referenzauen. Bis auf eine Ausnahme handelt es sich jedoch in allen Fällen um vereinzelte Vorkommen. Lediglich an den beiden Aufweitungen an der Moesa konnte der Sommerflieder (Budleja davidii) dominante Bestände aufbauen.

Eine spezielle Förderung von Neophyten konnte nicht nachgewiesen werden. Doch zeigt das Beispiel der Aufweitungen an der Moesa, dass das Aufkommen von auetypischen Arten durch invasive Neophyten eingeschränkt werden kann.

   
 

 

   
 

Abb.4: Neophyten-Vorkommen (Rohde, 2004)