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Integrales Gewässermanagement
© WSL, Eawag, ETHZ, EPFL
 

Wie weit reicht der Einfluss des Schwallbetriebes innerhalb der Rhone (im Fliessverlauf) sowie über das eigentliche Gewässer hinaus?

   
       
 

Die schwallerzeugenden Zentralen im Kanton Wallis sind entlang der Rhone verteilt. Die grössten Einzelschwälle erhält der Fluss auf seinem Mittellauf zwischen Visp und Vernayaz. Als stark bis sehr stark wird der Schwalleinfluss nach dem Zufluss des turbinierten Wassers aus den grossen Kraftwerken bei Riddes eingestuft. Auf den letzten ca. 35 Fluss-Kilometern von Vernayaz bis zur Mündung in den Lac Léman kommen keine nennenswerten Einzelschwälle mehr hinzu. Dennoch bleibt der Abflussverlauf auf dieser Fliessstrecke fast unverändert erhalten, werden die Schwälle also kaum gedämpft (Abbildung 1).

In seitlicher Richtung kann der Schwall-Einfluss durchaus über die Wasserwechselzone hinausgehen. Das zeigt sich etwa an der Besiedlung der landwärts anschliessenden, vom Schwall nicht mehr direkt tangierten Uferbereiche durch Spinnen und verschiedene Käfergruppen: Die untersuchten Schwallstrecken der Rhone und anderer Flüsse wiesen geringere Dichten dieser terrestrischen Organismen auf als morphologisch vergleichbare, aber hydrologisch unbeeinflusste Gewässer.

Selbst in die Tiefe kann der Einfluss des Schwallbetriebes über den eigentlichen Gewässerbereich hinausreichen. So wird für gewisse Abschnitte im Unterlauf der Rhone vermutet, dass die Kolmation der Flusssohle, welche durch den starken Schwallbetrieb gefördert wird (Schälchli, 2002), auch die Infiltration ins Grundwasser und den Austausch von Organismen zwischen Grund- und Oberflächenwasser behindert.
Eine Steinfliegenart, welche zwingend auf eine funktionierende vertikale Durchgängigkeit (Konnektivität) angewiesen ist, wurde jedenfalls nur in der Restwasserstrecke des Pfynwaldes nachgewiesen. Auch hier - wie bei vielen anderen Fragen - wird die Interpretation der Untersuchungsresultate allerdings dadurch erschwert, dass der naturnahe Rhonelauf durch den Pfynwald sich nicht nur hydrologisch, sondern auch morphologisch stark von der untersuchten, kanalisierten Schwallstrecke unterscheidet.

 

Flussufer-Wolfsspinne Arctosa cinerea. Diese und andere Arten von Uferspinnen gehen entlang von Schwallstrecken oft zurück. (Ch. Komposch)

 

Detailiertere Infos in:

Kapitel 2.1, 2.2, 2.4 und 2.5, Synthesebericht Schwall-Sunk (pdf 12.7 MB).

 

     
 


Abb.1: Abfluss-Ganglinien der Rhone bei Branson und Porte du Scex in der Woche vom 10.1. (Montag) bis 16.1.2000 (Sonntag). Die Abfluss-Schwankungen bei Branson sind hauptsächlich von den grossen Zentralen bei Riddes verursacht; sie werden in dieser Woche durch die nachfolgenden Zentralen bei Vernayaz nicht mehr wesentlich verstärkt, auf der anschliessenden, ca. 35 km langen Fliessstrecke bis Porte du Scex aber auch nicht merklich gedämpft. Zwischen den beiden Stationen nimmt der Abfluss bei Sunk und bei Schwall dafür ungefähr um denselben Betrag zu, weil die einmündenden Zuflüsse im Winter ziemlich konstante Wassermengen führen.