Daten aus der Ferne für sichereres Berggebiet

08.08.2022  |  Christine Huovinen  |  News SLF

Die SLF-Forschungsgruppe Alpine Fernerkundung testet und kombiniert Methoden wie Radar, Fotogrammetrie und Laserscanning, um Naturgefahren besser überwachen und vorhersagen zu können. Diese Expertise stellt sie als Dienstleistung auch Behörden oder Ingenieurbüros zur Verfügung.

Kein anderer Bergort steht wohl derzeit so oft in den Schlagzeilen wie Brienz/Brinzauls. Das Dorf rutscht bergab ins Albulatal; zwar schon seit Menschengedenken, aber in letzter Zeit immer schneller. Rund 1,5 Meter sind es aktuell pro Jahr im Dorf, gar bis zu 10 Meter im Hang oberhalb der Siedlung. Nicht nur die rund 80 Einwohner und bis zu 200 Feriengäste fürchten um ihre Bleibe, auch die Kantonsstrasse zwischen Davos und Lenzerheide und die Albulalinie der RhB sind in Gefahr. Bund, Kanton und Gemeinde suchen mit Hochdruck nach Lösungen. Unterstützt werden sie durch zahlreiche Fachleute aus Praxis und Forschung – darunter auch mehrerer Gruppen des SLF. Forschende der zum CERC gehörenden SLF-Forschungsgruppe Alpine Fernerkundung messen mittels Radarsatelliten, wo sich der Hang wie schnell bewegt. Zudem lassen sie über Brienz regelmässig mit Kameras bestückte Drohnen steigen. Diese fliegen in Gebiete, die ein Radarsatellit nicht genügend genau erfassen kann, und liefern so zusätzliche Bilddaten.

Rasches Beobachten von unzugänglichem Gebiet möglich

Radar, Fotogrammetrie (Berechnungen basierend auf Fotos) oder Laserscanner gehören zu den Fernerkundungsinstrumenten. Diese gewinnen Informationen über die Erdoberfläche oder andere Objekte, ohne dass direkt vor Ort gemessen wird. Installiert am Boden, auf Drohnen, Flugzeugen oder Satelliten werden sie immer mehr zu einem wichtigen Werkzeug in der Naturgefahrenforschung. So lassen sich nach Katastrophenereignissen aus der Ferne schnell flächendeckende, räumlich hochaufgelöste Daten erheben, auch in Gebieten, die vor Ort nur schwer zugänglich sind.

Von der Praxis nachgefragt

Mit dem Klimawandel dürften Naturgefahren wie Steinschlag oder Rutschungen weiter zunehmen. Die Forschungsgruppe Alpine Fernerkundung hat sich deshalb zum Ziel gesetzt, mit ihrer Arbeit die Sicherheit in Berggebieten zu erhöhen. Dazu sagt Gruppenleiter Yves Bühler: «Wir entwickeln und testen Fernerkundungstechnologien, um Naturgefahren besser überwachen und vorhersagen zu können. Wie in Brienz setzen wir dabei vor allem auf die kombinierte Anwendung der verschiedenen Technologien.» Der Fokus von Bühler und seinem Team liegt aber nicht nur auf der Forschung: «Uns ist es wichtig, unsere Expertise auch Kantonen, Gemeinden oder Ingenieurbüros zur Verfügung zu stellen.» Diese Dienstleistung wird denn auch rege genutzt: So entscheiden die Sicherheitsverantwortlichen von Bergün und La Punt jeweils mithilfe von SLF-Drohnendaten, wann sie den Albulapass im Frühling öffnen. Auch die für die Bernina-Bahnstrecke vorgeschlagenen Lawinenschutzmassnahmen basieren auf Schneehöhenkarten, die aus Drohnenaufnahmen berechnet wurden. Und nicht zuletzt dürfte die SLF-Expertise auch in Brienz weiterhin gefragt sein.

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