Die Energiewende voranbringen: Was Gemeinden und Regionen tun können

Um das Netto-Null-Ziel bis 2050 zu erreichen, braucht es einen schnelleren Ausbau der erneuerbaren Energien. Was die Gemeinden und Regionen hierzu beitragen können, und welche Rahmenbedingungen es braucht, zeigt eine neue Publikation der Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL.

Wo kann sich die Bevölkerung Energieanlagen vorstellen? Warum sind viele Menschen zwar für den Ausbau der erneuerbaren Energie, widersetzen sich aber trotzdem konkreten Bauvorhaben in ihrer Region? Und wie lässt sich die Akzeptanz der Anlagen steigern? Diese Fragen haben Wissenschafterinnen und Wissenschafter der WSL untersucht. Im neuen Merkblatt «Energiewende: kommunale und regionale Handlungsmöglichkeiten» haben sie die Resultate ihrer Untersuchungen zusammengetragen.

Die Bevölkerung der Schweiz hat 2017 das revidierte Energiegesetz angenommen, das einen deutlichen Ausbau der erneuerbaren Energien vorsieht. Der allerdings geht nur langsam vor sich – auch, weil es oft Widerstand gegen die Umsetzung konkreter Projekte gibt. Dieser kann auf verschiedenen Ebenen stattfinden, etwa der überregionalen und der lokalen. Wie und wo es dazu kommt, lässt sich teils bereits im Vorfeld absehen, wie die Forschenden im Merkblatt zeigen.

Wo passt welche Anlage?

So haben die Menschen beispielsweise konkrete Vorstellungen davon, in welche Landschaften Energieanlagen passen, und in welche nicht. Das haben Studien der WSL ergeben. Ins unberührte Berggebiet etwa gehören sie nach Meinung der Bevölkerung nicht – selbst dann, wenn die Energie knapp zu werden droht. «Anlagen in einer Landschaft zu planen, in der die Bevölkerung sie als unpassend empfindet, riskiert neben regionalem auch überregionalen Widerstand», sagt WSL-Ökonomin Irmi Seidl, die die wirtschafts- und sozialwissenschaftliche Forschung an der WSL leitet.

Als passend empfinden die Schweizerinnen und Schweizer eher Anlagen im industrialisierten, siedlungsgeprägten Mittelland. Sie dort zu planen, dürfte überregional auf wenig Gegenwind stossen. Lokalen Widerstand schliesst dies allerdings nicht aus, der den Bau ebenfalls verhindern kann. «Auf lokaler Ebene ist es wichtig, die Menschen vor Ort frühzeitig einzubeziehen», sagt Seidl. «Am besten bereits dann, wenn es darum geht zu planen, wie sich eine Region als Ganzes entwickeln soll.» Das zeigten Untersuchungen der WSL.

Förderlich sind laut den Forschenden auch konkrete Vorteile für die Menschen vor Ort, die durch die Anlagen entstehen können: etwa günstigerer Strom, zusätzliche Steuereinnahmen, neue Arbeitsplätze sowie Beteiligungsmöglichkeiten etwa an Energiegenossenschaften. Hier haben die Gemeinden laut dem neuen Merkblatt eine ganze Reihe von Ansatzpunkten. «Wichtig dabei ist aber, dass Vorteile von Anlagen gerecht verteilt sind, sie also allen zugutekommen», betont Seidl.

Wie viel Überzeugungsarbeit nötig ist, dürfte sich dabei auch von Anlagenart zu Anlagenart unterscheiden, wie die Forschenden aufzeigen: Windturbinen sind laut WSL-Umfragen deutlich unbeliebter als Solaranlagen. Wie sich aber auch deren Akzeptanz steigern lässt, was Gemeinden, Kantone und selbst der Bund hierfür leisten können, erklären die Forschenden im neuen Merkblatt. Besonders hilfreich ist dies daher für Energie- und Planungsbeauftragte von Gemeinden, Kantonen und Bund, Energie- und Umweltverbände sowie Ingenieur- und Planungsbüros.

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