Die Ursachen des Bodenverbrauchs

14.06.2016  |  News

Der Boden ist weiterhin durch Zersiedlung bedroht. Vor allem kleine Gemeinden mit wenig Planungskapazität und die besser erreichbaren Agglomerationen setzen dem wenig entgegen. Forschende des Nationalen Forschungsprogramms «Nachhaltige Nutzung der Ressource Boden» (NFP 68) analysierten die Gründe mit einer Umfrage bei den Schweizer Gemeinden.

Seit den 1950er-Jahren schreitet die Zersiedelung in der Schweiz praktisch ungebremst voran. Der Trend zu mehr Bodenverbrauch wird sich voraussichtlich, wenn auch abgeschwächt, bis Mitte dieses Jahrhunderts fortsetzen. Eine Gruppe von Forschenden um Felix Kienast der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL hat dieses Problem im Rahmen des Nationalen Forschungsprogramms «Nachhaltige Nutzung der Ressource Boden» (NFP 68) untersucht. Das Ziel: die Ursachen hinter der Zersiedlung zu ergründen.

Ländliche Agglomerationen urbanisieren

Eine statistische Analyse verschiedener verfügbarer Datensätze zur Bodennutzung und zur sozio-ökonomischen Entwicklung zeigte, dass das Bevölkerungswachstum alleine die Zersiedlung und den damit verbundenen Bodenverbrauch kaum erklärt. Einen bedeutenderen Einfluss hatten andere Entwicklungen, beispielsweise die Zunahme der Einzelhaushalte. Insbesondere die Erreichbarkeit einer Gemeinde für den Verkehr hängt mit der Zersiedlung zusammen. Sobald ein bestimmter Grad der Verstädterung erreicht ist, dreht sich der Effekt der guten Erreichbarkeit und begünstigt die Verdichtung, wie Vergleiche über mehrere Jahrzehnte zeigten. So werden gegenwärtig vor allem die relativ gut erreichbaren, aber noch nicht stark verstädterten Agglomerationsgemeinden am stärksten zersiedelt.

Knapp 70 Prozent der Schweizer Gemeinden beantworteten eine Umfrage* zu ihrer Raumplanung. Damit konnte das Forschungsteam die angewandten Planungsinstrumente nach Kantonen, Gemeindegrössen und Gemeindetypen analysieren. Dabei zeigte sich eine starke Abhängigkeit von der Gemeindegrösse.

Unterstützung in einem Planungsverbund

So tragen in vielen kleinen Gemeinden in der Regel die Gemeindeschreiber die administrative Last der Planungsaufgaben. Grössere Gemeinden haben öfter eine Verwaltungsabteilung – zum Beispiel das Bauamt –, die auch Planungsaufgaben übernimmt, oder gar eine eigenständige Abteilung für Raumplanung. Solche sind entsprechend besser in der Lage, neuere und komplexere Planungsinstrumente wie Sondernutzungspläne mit städtebaulichen Anforderungen einzusetzen.

Zentren und Agglomerationen unter hohem Siedlungsdruck setzen striktere Raumplanungsmassnahmen durch als kleine und periphere Gemeinden: zum Beispiel die Beschränkung von Zonen mit niedriger Dichte (Einfamilienhausquartiere) oder eine Koordination der Zonierung mit der Erschliessung durch den öffentlichen Verkehr. Die aktiveren unter den kleinen Gemeinden konzentrieren sich eher auf Massnahmen gegen die Baulandhortung oder sie setzen minimale Nutzungsziffern ein, was eine kompakte Siedlungsfläche und eine verdichtete Bauweise begünstigen sollte.

Die Analysen verdeutlichen auch, dass die Gemeinden nicht isoliert betrachtet werden dürfen. Raumplanerische Massnahmen und die Entwicklungen einer Gemeinde wirken sich stets wesentlich auf die umliegenden Gemeinden aus. Die Empfehlungen der Forschenden: Für den effektivsten Einsatz der Instrumente gegen die Zersiedlung ist eine starke regionale Koordination der Massnahmen erforderlich. Kleine Gemeinden mit geringer Planungskapazität brauchen professionelle Unterstützung, beispielsweise in einem Planungsverbund.

«Nachhaltige Nutzung der Ressource Boden» (NFP 68)

Im Auftrag des Bundesrates führt der Schweizerische Nationalfonds (SNF) das Nationale Forschungsprogramm «Nachhaltige Nutzung der Ressource Boden» (NFP 68). Das Ziel ist, sowohl Wissen über Bodensysteme als auch Bewertungsinstrumente und Strategien im Umgang mit dem Boden für politische Entscheidungen zu erarbeiten. Die gesamten Schlussempfehlungen des NFP 68 werden ab 2018 in verschiedenen Syntheseberichten veröffentlicht.

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