Erbguttests spüren Kammmolche in der Grande Cariçaie auf

Dank Erbguttests konnten WSL-Forschende die Verbreitung des Kammmolchs in der Grande Cariçaie erfassen. Wie die Umwelt-DNA beim Naturschutz helfen kann.

  • Ein WSL-Team suchte die Grande Cariçaie nach möglichem Vorkommen des Kammmolchs ab.
  • Nur wenige Tage nachdem die Forschenden die Verbreitung des Kammmolchs mittels DNA in den Wasserproben festgestellt hatten, sichteten Freiwillige Kammmolche an den gleichen Orten.
  • Besonders für seltene Amphibienarten ist Umwelt-DNA im Vergleich zum traditionellen Monitoring (Sichtungen) effizienter und verbessert damit den Artenschutz.

Zwanzig Jahre lang war er verschwunden, letztes Jahr haben Mitglieder des Vereins Grande Cariçaie (VGC) ihn endlich wiederentdeckt: Der seltene und stark gefährdete Kammmolch lebt offenbar doch noch in der Grande Cariçaie am Neuenburgersee. Aufgrund des Fundes hilft nun die DNA-Forschung der Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL bei der Suche nach weiteren Vorkommen.

Die Forschungsgruppe Ökosysteme und Landschaftsevolution der WSL und der ETH Zürich berichtete letztes Jahr über eine neue Methode zur Erkennung von Amphibien mithilfe von Umwelt-DNA (eDNA) (siehe WSL-News). Als eDNA bezeichnet man Erbgut, das Tiere über ihre Haut oder Ausscheidungen in die Umwelt abgeben. Bei dieser Methode nehmen Forschende Wasserproben und analysieren im Labor die darin enthaltenen Erbgut-Stücke. So können sie herausfinden, welche Arten in einem Gewässer oder darum herum vorkommen.

Nachdem die Mitglieder des Vereins Grande Cariçaie von den Forschungsarbeiten der WSL gelesen hatten, baten sie diese um eine Zusammenarbeit. Ziel war es, mit der eDNA-Methode weitere Bereiche des Gebietes nach Vorkommen des Kammmolchs abzusuchen.

Das Molch-Erbgut im Wasser finden

Im April dieses Jahres sammelte die Forschungsgruppe Wasserproben an verschiedenen Standorten im Feuchtgebiet und analysierte diese anschliessend im Labor. Zu ihrem Erstaunen konnten die Forschenden tatsächlich an drei Orten DNA des Kammmolches nachweisen. «Wir hatten nicht gedacht, dass wir ihn mit eDNA finden würden. Die Grande Cariçaie ist eine Sumpflandschaft mit unzähligen grossen Pfützen, Teichen und Tümpeln, die sich über mehrere Kilometer erstreckt. Man kann nicht davon ausgehen, dass alle Amphibien an allen Orten vorhanden sind. Es braucht also viel Glück, eine bestimmte Art zu finden», sagt Flurin Leugger, ein Doktorand der Forschungsgruppe. Eine weitere Schwierigkeit ist, dass die eDNA vor allem in grossen Gewässern sehr verdünnt vorliegt und die Forschenden deshalb viel Wasser filtern müssen, um sie nachweisen zu können.

Doch der nächste Erfolg liess nicht lange auf sich warten: Kurz nachdem die Forschenden die Wasserproben entnommen hatten, sichteten Vereinsmitglieder nachts an denselben Orten mit Taschenlampen Kammmolche und bestätigten so die Vorkommen im Rahmen ihres traditionellen Monitorings.

Diese Kooperation ist deshalb besonders, weil die Entnahme der eDNA-Proben und die Sichtungen des Kammmolchs fast gleichzeitig stattfanden. In ihren früheren Experimenten hatten die WSL-Forscher die eDNA-Funde mit traditionellen Beobachtungsdaten verglichen, die teilweise Wochen zuvor gesammelt worden waren. Der Vergleich war also nur indirekt. «Jetzt wissen wir, dass die Beobachtungen eins zu eins zusammenpassen», sagt Martina Lüthi, Post-Doktorandin in der Forschungsgruppe. Durch die Zusammenarbeit mit dem Verein konnten die Forschenden ihre Methode erstmals von der reinen Wissenschaft in die Naturschutzpraxis bringen.

Gezielter Artenschutz

Kammmolche verstecken sich gerne in der reichen Vegetation von Gewässern und sind daher mit traditionellem Monitoring – also der visuellen Suche nach einzelnen Individuen – schwer zu finden. Mit der eDNA lassen sich grössere Gebiete absuchen. Für den Schutz von seltenen Tieren wie dem Kammmolch ist das ein grosser Fortschritt. Nur wenn Naturschutzvereine wissen, wo die Tiere vorkommen, können sie deren Lebensräume gezielt schützen und aufwerten. 

Die Forschenden arbeiten im Moment daran, die Methode so anzupassen, dass sie die Proben direkt im Feld analysieren könnten, ähnlich wie bei Schnelltests für Covid-19. So hätten sie die Antworten ohne Zeitverlust direkt vor Ort.

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