01.07.2025 | Lisa Bose | WSL News
Ein neuer Bericht der Eidg. Forschungsanstalt WSL zeigt die wichtigsten Entwicklungen in den Biotopen von nationaler Bedeutung – sie sind sowohl positiv wie negativ. Insbesondere in den feuchten Lebensräumen wie Flussauen oder Moore ist der Handlungsbedarf weiterhin gross, damit diese wertvollen Biotope längerfristig erhalten bleiben.
- Die Biotope von nationaler Bedeutung haben einen hohen Wert für die Biodiversität der Schweiz. In der Wirkungskontrolle Biotopschutz Schweiz untersucht die WSL im Auftrag des BAFU, wie sich die Biotope verändern.
- Ein neuer WSL-Bericht zeigt, dass es seit der ersten Erhebung (2011-2017) sowohl positive wie negative Entwicklungen in diesen Biotopen gab.
- Damit diese Biotope langfristig erhalten bleiben, sind weitere Anstrengungen nötig.
Eine Reihe von Lebensräumen sind besonders wichtig für die Schweizer Biodiversität, darunter Auen , Hoch- und Flachmoore, Trockenwiesen und -weiden und Amphibienlaichgebiete. In ihnen kommen zahlreiche typische und gefährdete Tier- und Pflanzenarten vor, die in der intensiv genutzten Landschaft der Schweiz selten geworden sind. Diese sogenannten Biotope von nationaler Bedeutung – die wertvollsten Schutzgebiete der Schweiz – sind entsprechend geschützt. Wie sie sich entwickeln, untersucht die Eidg. Forschungsanstalt WSL seit 2011 im Programm «Wirkungskontrolle Biotopschutz Schweiz WBS» im Auftrag des Bundesamts für Umwelt BAFU.
Massnahmen zeigen Wirkung ¶
Ein im Juli 2025 veröffentlichter WSL-Bericht zeigt: Es gibt in allen fünf untersuchten Biotopen – das sind Trockenwiesen und -weiden, Hoch- und Flachmoore, Auen und Amphibienlaichgebiete – sowohl positive als auch negative Entwicklungen seit dem ersten Zustandsbericht von 2019. «Die positiven Entwicklungen deuten darauf hin, dass die getroffenen Naturschutzmassnahmen der Kantone und weiterer Akteure Wirkung zeigen», sagt Ariel Bergamini, der das Programm an der WSL leitet. Es gebe aber noch zu tun, denn insbesondere die feuchten Lebensräume in der Schweiz seien in einem schlechten Zustand.
Trockenwiesen- und weiden sind artenreiche, normalerweise sehr nährstoffarme Lebensräume. Die Resultate zeigen, dass wie durch die Vegetation angezeigt die Nährstoffbelastung schweizweit gesunken ist und zwar vor allem in den nährstoffreicheren Wiesen, gleichzeitig nahm der Anteil an typischen und gefährdeten Pflanzenarten zu. Auch die Fläche der Trockenwiesen- und weiden hat zugenommen. Neben diesen aus naturschützerischer Sicht positiven Entwicklungen gab es aber auch negative: Leicht zugenommen haben nicht-einheimische, invasive Arten und Gehölze, die eine Konkurrenz für die typische Arten darstellen. Auch Strassen und Wege haben leicht zugenommen.
Hoch- und Flachmoore sind nährstoffarme, nasse Lebensräume, in denen hoch spezialisierte Arten leben. Die Hochmoore trocknen weiter aus, der Anteil an Lebensraumspezialisten geht zurück und die Fläche der Hochmoore ist gar um 6,5 Prozent geschrumpft, was fast 100 Fussballfeldern entspricht. Immerhin zeigt die Vegetation keine weitere Zunahme der Nährstoffe im Vergleich zur letzten Erhebung an. Ebenso nahmen die Neophyten nicht zu und auch bei der Infrastruktur wie Strassen oder Gebäuden konnte keine Zunahme verzeichnet werden.
Die Auen, insbesondere entlang von Flüssen und in Flussdeltas, entwickeln sich mehrheitlich negativ, der Zustand dieser Lebensräume ist unbefriedigend. Invasive Neophyten haben zugenommen, die Fläche der Hartholzauenwälder ist kleiner geworden. Ebenso haben die Pflanzen abgenommen, die auf diesen Lebensraum spezialisiert sind, und die natürlichen Störungen durch Überflutung und Ablagerungen von Sand und Kies gingen zurück, wie durch die Vegetation angezeigt. Hier ist der Handlungsbedarf gross.
Die Erhebungen in den Amphibienlaichgebieten, die info fauna karch durchführt, zeigten keinen weiteren Rückgang der Amphibien. Dies dürfte eine Folge der getroffenen Naturschutzmassnahmen wie Bau von neuen Weihern sein. Gerade bei den stark bedrohten Amphibienarten wie Geburtshelferkröte oder Gelbbauchunke ist die Zahl der besiedelten Gebiete allerdings noch deutlich geringer als in den 1980er-Jahren. Für eine Trendumkehr ist es wichtig, dass die Massnahmen beibehalten und verstärkt werden, so der Bericht.
Biotope ¶





Anstrengungen müssen verstärkt werden ¶
Das Fazit: Damit die Biotope von nationaler Bedeutung langfristig erhalten bleiben, insbesondere auch angesichts des Klimawandels, sind zusätzliche Anstrengungen nötig. Zum Beispiel in den Hoch- und Flachmooren: «Weitere Renaturierungen sind zentral, um den natürlichen Wasserhaushalt der Moore wiederherzustellen. Vermehrt muss auch das hydrologische Einzugsgebiet mitberücksichtigt werden, damit die Wasserversorgung dieser nassen Lebensräume sichergestellt werden kann», sagt Bergamini.
Mit dem Programm Wirkungskontrolle Biotopschutz Schweiz nimmt die Schweiz im Biodiversitätsmonitoring eine Vorreiterrolle ein, denn nationale Programme, die die Wirksamkeit von Schutzgebieten im Hinblick auf ihren Erfolg untersuchen, sind weltweit selten. Die Wirkungskontrolle ergänzt die beiden anderen grossen Schweizer Monitoringprogramme des Bundes, das Biodiversitätsmonitoring Schweiz BDM des Bundesamts für Umwelt BAFU und das Programm «Arten und Lebensräume Landwirtschaft ALL-EMA» von Agroscope.
Wirkungskontrolle Biotopschutz Schweiz (WBS)
Um wertvolle Lebensräume und die Artenvielfalt zu bewahren, hat die Schweiz seit Beginn der 1990er-Jahre rund 7000 Biotope von nationaler Bedeutung ausgewiesen. Dazu zählen Hoch- und Flachmoore, Trockenwiesen und -weiden, Auen und Amphibienlaichgebiete. Das Bundesamt für Umwelt (BAFU) und die Eidg. Forschungsanstalt WSL starteten 2011 die Wirkungskontrolle Biotopschutz Schweiz (WBS), um Veränderungen in den Biotopen von nationaler Bedeutung zu untersuchen – mithilfe von Luftbildern sowie Vegetationsaufnahmen und Amphibienzählungen. Weitere Informationen zur Wirkungskontrolle: https://biotopschutz.wsl.ch/de/
Weitere Videos zu den 3 Modulen (Fernerkundung, Vegetation und Amphibien) finden Sie hier.
Kontakt ¶
WSL Publikationen ¶
Kurzfassung ¶
Bergamini A., Ginzler C., Schmidt B.R., Boch S., Ecker K.T., Pichon N.A., Bedolla A., Psomas A., Moser T., Dosch O., Holderegger R. (2025). Resultate der Wirkungskontrolle Biotopschutz Schweiz – Kurzfassung – Stand 2025. BAFU, Bern. 20 S.
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