12.05.2025 | Linda Zsindely | WSL News
Moose wachsen fast überall, speichern Wasser, schaffen Lebensräume und verblüffen mit ihrer Farben- und Formenvielfalt. Mit «Moose der Schweiz» erscheint nun der erste Pflanzenführer für die Schweiz, der mit vielen Bildern in diese wenig beachtete Flora einführt. Ariel Bergamini von der Eidg. Forschungsanstalt für Wald Schnee und Landschaft WSL, einer der Herausgeber, möchte damit seine Faszination weitergeben.
- Moose sind Überlebenskünstler und erfüllen wichtige Ökosystemfunktionen. Ein neues Buch führt in die wundersame Welt dieser Mini-Pflanzen ein.
- Ab heute ist das Buch im Buchhandel erhältlich
Wer hätte gedacht, dass in der Schweiz 1225 verschiedene Moosarten leben (siehe Box)? Darunter ist beispielsweise das Tarnlebermoos (Mannia fragrans), das nach Zedernöl duftet. Oder das Brandstellen-Drehmoos (Funaria hygrometrica), welches – wie der Name andeutet – bevorzugt dort wächst, wo es einmal gebrannt hat. Im Wald findet man daher oft Kreise davon an ehemaligen Lagerfeuerplätzen.



Ariel Bergamini, Mitherausgeber des Buches «Moose der Schweiz», ist Naturschutzbiologe bei der WSL. Das Moosfieber packte ihn, als er während seines Biologiestudiums in der Freizeit begann, Moose unter dem Mikroskop zu untersuchen. «Am Anfang sah für mich jede Art gleich aus», erinnert sich Bergamini schmunzelnd. «Moose zu bestimmen, erfordert viel Geduld, denn man muss genau hinschauen, um die Unterschiede zu erkennen.»
Auf sein Studium folgten 20 Jahre Moosforschung und Engagement im nationalen und internationalen Schutz der Moose. So sammelte Bergamini das Wissen und die Erfahrung, die er nun in den ersten Bestimmungsführer für Moose in der Schweiz einfliessen liess. «Wir wollen damit Leute inspirieren, sich eine Lupe zu schnappen und selbst auf Moosentdeckung zu gehen. Das Gute an den Moosen ist ja, dass sie zu jeder Jahreszeit fast überall anzutreffen sind. Auch in normalen Hausgärten kann schon man über 40 Moosarten finden», so Bergamini.
Pionier, Schwamm, Klimaschützer ¶
Moose wachsen fast überall – an Baumstämmen, Felsen, auf Hausdächern und Waldböden. Ihre Fähigkeit, Wasser und Nährstoffe über die gesamte Oberfläche aufzunehmen, sowie ihre Toleranz gegenüber Austrocknung, machen sie sehr anpassungsfähig. «Forschende haben Exemplare des Land-Schraubenmooses (Syntrichia ruralis) entdeckt, die 20 Jahre trocken in einem Schrank lagen. Nach dem Befeuchten konnten sie sich vollständig regenerieren», erzählt Bergamini begeistert.
Wer sich im Wald schon einmal auf ein vermeintlich einladendes Moospolster gesetzt hat und mit nasser Hose wieder aufstand, weiss, dass Moose hervorragende Wasserspeicher sind. So beeinflussen sie den Wasserhaushalt eines Ökosystems und können unterliegende Böden vor dem Austrocknen bewahren. Die dicht stehenden Sprösschen bieten zudem vielen kleinen Tieren und Mikroorganismen einen Lebensraum.
Hochmoore – empfindliche, artenreiche und daher besonders schützenswerte Ökosysteme – gäbe es ohne Moose gar nicht. Ihre Vegetation wird von Torfmoosen (Gattung Sphagnum) dominiert, die in nährstoffarmen, wassergesättigten Böden wachsen. Unter diesen Bedingungen wird abgestorbenes Pflanzenmaterial kaum zersetzt und es entsteht Torf. Über Jahrhunderte hinweg bilden sich so meterdicke Torfschichten in denen grosse Mengen an Kohlenstoff dauerhaft gespeichert werden. Torfmoore gehören deshalb zu den weltweit wichtigsten Kohlenstoffspeichern.
Was sind eigentlich Moose?
Moose gehören zu den ältesten Landpflanzen der Erde. Vor ungefähr 500 Millionen Jahren entstanden aus dem gemeinsamen Vorfahren aller Landpflanzen zwei Gruppen: die Gefässpflanzen, also Pflanzen mit innerem Transportsystem für Wasser und Nährstoffe, und die Moose. Moose sind also weder Flechten noch Algen, sondern eine eigenständige Pflanzengruppe. Sie können Wasser und Nährstoffe über die ganze Oberfläche aufnehmen und werden selten grösser als einige Millimeter bis Zentimeter. Das grösste Moos der Welt ist das Dawsonia-Moos, das unter anderem in Australien und Neuseeland vorkommt und bis zu 60 Zentimeter hoch wird. Statt mit echten Wurzeln verankern sich Moose mit einfach aufgebauten Zellfäden (Rhizoiden) auf Oberflächen. Der grundlegendste Unterschied von Moosen zu anderen Pflanzen ist jedoch ihre Fortpflanzung: Moose pflanzen sich nicht mit Samen, sondern mit windverbreiteten Sporen fort. Schätzungen zufolge gibt es weltweit ungefähr 20'000 verschiedene Moosarten, wovon 1800 in Europa und 1125 in der Schweiz vorkommen.
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