02.11.2022 | Christine Huovinen | News SLF
Rapid Mass Movement Simulation RAMMS hat sich als Simulationswerkzeug für Lawinen, Steinschlag und Murgänge schon seit längerem etabliert. Die SLF-Forschungsgruppe RAMMS arbeitet nun an weiteren Modulen für das Softwarepaket.
Das SLF stellt in loser Folge die Forschungsgruppen des 2021 gegründeten Forschungszentrums CERC (Climate Change, Extremes and Natural Hazards in Alpine Regions Research Centre) vor. Das CERC ist vom Kanton Graubünden und der Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL getragen und wird von der ETH Zürich unterstützt. Es ist Teil des SLF in Davos.
Ein einfach zu bedienendes Computerwerkzeug, das Lawinen oder andere Naturgefahren möglichst realitätsnah nachbildet, wurde von Fachleuten in der Praxis schon lange gefordert; sie benötigen diese Software, um Gefahrenkarten zu erstellen oder Schutzmassnahmen zu planen. Mit der Lancierung der Rapid Mass Movement Simulation RAMMS::Avalanche im Jahr 2010 konnte das SLF den Anforderungen der Praxis erstmals gerecht werden. Seither wurde das Softwarepaket so weiterentwickelt, dass sich heute nicht nur Lawinen, sondern auch Steinschlag und Murgänge berechnen und visualisieren lassen – und dies für verschiedene Ausgangsszenarien. Der Benutzer oder die Benutzerin kann zum Beispiel Schneevolumen oder Steinform für einen beliebigen Hang wählen und auf dem Bildschirm verfolgen, welche Wege sich Schnee oder Steine im Gelände suchen.
International verwendet ¶
RAMMS wird inzwischen in zahlreichen Ländern der Welt erfolgreich eingesetzt. So wurde die zum CERC gehörende SLF-Forschungsgruppe RAMMS kürzlich von der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit DEZA und der UNESCO beauftragt, lokale Experten in Georgien und Kasachstan in der Anwendung des Softwarepakets zu schulen. Der Leiter von RAMMS, Perry Bartelt, sagt: «Ein solcher Austausch mit der Praxis auf nationaler und internationaler Ebene ist eine der wichtigsten Aufgaben meiner Forschungsgruppe.»
Verschiedene RAMMS-Simulationen: Obere Reihe: Staublawinensimulation der Lawinenbahn im Val Barcli, Zernez; RAMMS-Simulation des Felssturzes und Schneelawine am Flüela Wisshorn. Untere Reihe: Steinschlagsimulation mit RAMMS::Rockfall; Fels-/Eislawinensimulation von Chamoli, Indien.
Weitere Module in Arbeit ¶
Zurzeit arbeitet die Gruppe an weiteren Modulen für RAMMS. Eines davon berechnet den Prozess von Eis-Fels-Lawinen. Um die Computersimulation zu überprüfen, sind jedoch nach wie vor Informationen aus natürlichen Ereignissen nötig. So hat die RAMMS-Gruppe beispielsweise den Abbruch vom März 2019 am Flüela Wisshorn (GR) simuliert und das Ergebnis mit den realen Daten verglichen – ein wichtiges Puzzleteil bei der fortwährenden Verfeinerung des Moduls.
In seiner kürzlich abgeschlossenen Dissertation lieferte der Geograf Adrian Ringenbach zudem Messergebnisse für ein neues Steinschlagmodul: Er liess in einem Schutzwald in Surava mit Sensoren ausgestattete Steine den Hang hinunterrollen – einmal mit und einmal ohne liegendes Totholz. Die Daten tragen dazu bei, die Steinschlagsimulation mit der Barrierewirkung von Totholz zu erweitern.
Auch die Module «Lawine» und «Murgang» werden laufend verbessert. Dazu sagt Bartelt: «Bei den Lawinen arbeiten wir daran, ein Modul für Staublawinen zu entwickeln. Für Murgänge bauen wir die Software zu einem Zwei-Phasen-Modul aus, das heisst, man kann damit sowohl die flüssige als auch die feste Phase des Gemischs aus Wasser und Gesteinsmaterial berechnen. Darüber hinaus haben wir noch viele weitere Ideen, wie wir RAMMS als praktisches Werkzeug weiterentwickeln können.»
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