Neuer Waldmittelpunkt: Mehr Wald in der Schweiz

Weil die Waldfläche nicht überall gleich zunimmt, wandert der Waldmittelpunkt der Schweiz Richtung Ostsüdosten. 460 Meter waren es in den acht Jahren zwischen dem dritten und dem vierten Landesforstinventar (LFI). Am 10. September haben die am LFI Beteiligten in einer Zeremonie eine Urkunde am neuen Standort auf der Alp Älggi in Sachseln (OW) vergraben – nicht weit weg vom geografischen Mittelpunkt der Schweiz.

Birmensdorf, 10.9.2021 - Die Waldfläche der Schweiz nimmt zu – weil die landwirtschaftliche Nutzung in den Bergen an manchen Orten aufgegeben wurde. Das deutlichste Zeichen dafür ist, dass der rechnerische Mittelpunkt des Schweizer Waldes in südöstliche Richtung kriecht. Dies belegt das im 9-Jahres-Rhythmus durchgeführte Landesforstinventar (LFI), das die Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL und das Bundesamt für Umwelt (BAFU) gemeinsam leiten. Es erfasst seit fast 40 Jahren den Zustand und die Veränderungen des Schweizer Waldes.

Die Wanderlust des Waldmittelpunkts kommt daher, dass nicht in allen Landesteilen neuer Wald entstanden ist. Seit dem ersten LFI (1983–1985) ist der Waldmittelpunkt um insgesamt 3,2 Kilometer nach Ostsüdosten verrutscht. Die Auswertung des vierten LFI (2009–2017) zeigt, dass er nun auf der Alp Älggi in Sachseln (OW) liegt. Am 10. September 2021 haben die am LFI Beteiligten dort eine Urkunde vergraben.

Die neue Waldmitte befindet sich nun nicht weit entfernt vom geografischen Mittelpunkt der Schweiz im Kanton Obwalden – «ein schöner Zufall», findet Christoph Fischer, der stellvertretende LFI-Programmleiter. «Weil wir mit dem LFI die Waldfläche der Schweiz immer wieder überprüfen, können wir ihre Veränderung verfolgen und damit den Ursachen der Wanderung des Waldmittelpunkts nachspüren.»

Mehr Wald in den Alpen

Schweizweit ist die Waldfläche seit dem dritten LFI (2004–2006) um rund 300 Quadratkilometer gewachsen, was etwa der Fläche des Kantons Schaffhausen entspricht. Im Mittelland und im Jura hat sich die Waldfläche in diesem Zeitraum nicht verändert – das Waldgesetz sorgt dafür, dass sie nicht verkleinert wird. In den Voralpen und auf der Alpensüdseite wuchs die Fläche ein wenig, am stärksten jedoch legte sie in den Alpen zu, und zwar um 5 Prozent. So sind 70% oder 210 der 300 Quadratkilometer neuen Waldes in den Alpen entstanden.

Über die ganze Schweiz berechnet, wandert deshalb der Waldmittelpunkt gegen Süden. Dazu kommt noch, dass in den östlichen Teilen der Schweiz die Waldfläche stärker wuchs als in den westlichen. Deshalb verschiebt sich der Waldmittelpunkt zusätzlich nach Osten.

Die Waldfläche nahm grösstenteils oberhalb von 1400 m ü.M. zu, und fast zur Hälfte sogar oberhalb von 1800 m ü.M. Neuer Wald entsteht also vor allem im Bereich der Alpen und Maiensässe. Allerdings ist der Waldmittelpunkt vom dritten zum vierten LFI deutlich langsamer gewandert als in den Perioden davor, nämlich nur 60 Meter pro Jahr und nicht 130 Meter. Denn zumindest im Tessin gibt es mittlerweile nicht mehr viele offene Stellen, wo überhaupt noch neuer Wald einwachsen könnte. Dort haben die Bauern schon vor Jahrzehnten die schwer zugänglichen, unrentablen Flächen aufgegeben.

Positiv beurteilt Christoph Fischer, dass sich die Waldfläche im Mittelland seit der ersten Inventur nicht verändert hat, also auch nicht schrumpfte. «Dies ist dem strengen Schutz der Waldfläche zu verdanken und ist meines Erachtens für die Bevölkerung ein Glücksfall. Denn so bleibt der Freizeit- und Erholungsraum Wald für alle rasch erreichbar.»

Das Landesforstinventar LFI

Das Schweizerische Landesforstinventar (LFI) erfasst Zustand und Veränderungen des Schweizer Waldes. Mit einer systematischen Stichprobeninventur werden in der Schweiz Daten über Bäume, Baumbestände, Probeflächen und Daten aus der Befragung des lokalen Forstdienstes erhoben. Publiziert werden unter anderem Ergebnisse zu Waldfläche, Stammzahl, Vorrat, Zuwachs, Nutzung und der biologischen Vielfalt.

Das LFI wird von der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Umwelt (BAFU) durchgeführt. Die WSL ist verantwortlich für Planung, Datenerhebung, Analyse und wissenschaftliche Interpretation, das BAFU für die waldpolitische Interpretation.

Das Inventar wurde 1983–1985 erstmals durchgeführt (LFI1), darauf folgten drei weitere Erhebungen 1993–1995 (LFI2), 2004–2006 (LFI3) und 2009–2017 (LFI4). Seit 2009 werden die Daten kontinuierlich über einen Zeitraum von neun Jahren erhoben. Aktuell läuft die fünfte Inventur 2018–2026 (LFI5).

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