Neues Buch: Bergahornweiden im Alpenraum

Bergahornweiden sind Hotspots der Biodiversität, und zwar sowohl in den Kronen der Bäume als auch darunter auf den Viehweiden. Das neue Buch "Bergahornweiden im Alpenraum - Kulturgeschichte, Biodiversität und Rudolphis Trompetenmoos", verfasst von vier WSL-Autoren, stellt dieses besondere Ökosystem erstmals detailliert und mit vielen Fotos vor.

Bergahornweiden sind eine alte, vom Menschen geschaffene Kulturlandschaft und kommen vor allem im nördlichen Alpenraum vor. Über Jahrhunderte wurden diese parkähnlichen Weideflächen auf traditionelle Weise bewirtschaftet und gepflegt. Die Grünlandflächen dienten dem Vieh als Weide, wobei die darauf stehenden Bergahorne den Tieren gleichzeitig Schutz boten und Schatten spendeten. Das Holz und Laub der Bäume nutzte der Mensch für zahlreiche Produkte wie Möbel, Stallstreu oder Bettlaub.

Eine Baumkrone beherbergt bis zu 108 Moos- und Flechtenarten

Sowohl auf den Ahornbäumen als auch am Boden unter ihrer Krone findet eine Vielzahl von Organismen einen Lebensraum, darunter zahlreiche seltene und gefährdete Arten wie das Rudolphis Trompetenmoos (Tayloria rudolphiana). "Wir haben Bäume gefunden, auf denen bis zu 108 verschiedene Moos- und Flechtenarten wachsen“, sagt Thomas Kiebacher von der Eidg. Forschungsanstalt WSL und Erstautor des im Haupt-Verlag Bern erschienenen Buches „Bergahornweiden im Alpenraum“. Insgesamt beherbergen  Ahornweiden über 500 verschiedene Moose und Flechten. Über 50 von ihnen stehen auf Roten Listen der gefährdeten Arten. Darüber hinaus kommen auf den Weiden 350 weitere Pflanzenarten vor.

Bergahornweiden sind heute allerdings durch den Nutzungswandel in der Landwirtschaft bedroht und werden zunehmend seltener. Wenn ein alter Baum abstirbt, pflanzt kaum jemand noch einen jungen Ahorn. Dabei wäre der Nachwuchs wichtig, wenn diese artenreichen Ökosysteme überleben sollen, so Kiebacher. Die Autoren wollen mit ihrem Werk auch erreichen, dass dieser ästhetische und kulturhistorisch interessante Landschaftstyp der Alpen erhalten bleibt.

Ein Juwel in der Landschaft

Das reich bebilderte Sachbuch enthält erstmals eine umfassende Analyse der Bergahornweiden der Alpen. Es beleuchtet sowohl die herausragende Artenvielfalt und den Naturschutzwert als auch die historischen Aspekte und den kulturellen Wert dieser einzigartigen gefährdeten Kulturlandschaft. „Aufgrund der wissenschaftlich kompetenten Beiträge ist dieses Buch ein bedeutender Beitrag zur Forschung über Kultur und Biodiversität im Alpenraum“, sagt Mario Broggi, Stiftungsrat der Bristol-Stiftung, die das Buch zum überwiegenden Teil finanziert hat. Nach dem Studium dieses Buches sei es sein Wunsch, dass Juwelen in der Landschaft, zu denen Bergahornweiden zweifellos zählen, erhalten bleiben.

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Links und Dokumente

Originalpublikation:

Kiebacher, T.;  Bergamini, A.; Scheidegger, C.; Bürgi, M. (2018): Bergahornweiden im Alpenraum - Kulturgeschichte, Biodiversität und Rudolphis Trompetenmoos. Haupt Verlag; Bristol-Schriftenreihe Band 54, 235 Seiten, 174 Abb., 2 Tab., kartoniert, CHF 36.00 (ISBN 978-3-258-08055-0)

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Bergahornweiden: Ein Eldorado für Moose und Flechten (WSL-News, 14.8.2017)

Veranstaltungshinweis: Am Dienstag 13. März, 12:30 - 13:00 Uhr hält Dr. Thomas Kiebacher im Grossen Hörsaal am Botanischen Institut der Universität Zürich (Botanischen Garten, Zollikerstrasse 107) den Vortrag „Bergahornweiden im Alpenraum – Kulturrelikt und Hotspot der Biodiversität“.