Ruth Moor-Huber, Gadmen (BE)

  • Verheiratet, 3 erwachsene Kinder und 10 Enkelkinder

  • Gemeindeangestellte

  • SLF-Beobachterin seit 1988

Was genau meldest du als Beobachterin?

Ich betreue ein langjähriges Messfeld. Es liegt nur wenige Schritte von unserem Haus in Gadmen entfernt. Vom 1. November bis 30. April messe ich jeden Tag den Schnee: Höhe, Neuschnee, Wasserwert usw. Ausserdem melde ich Beobachtungen von Lawinen.

Wie wurdest du SLF-Beobachterin? 

Meine Nachbarin hat die Messtelle von 1954 bis 1988 betreut. Als sie weggezogen ist, hat sie mich gefragt, ob ich die Aufgabe übernehmen will. Ich hatte damals kleine Kinder und war Hausfrau, daher war das ideal. Am Anfang war es nur eine kleine Aufgabe: Jeden Tag Schneehöhe und Neuschneemenge in ein Formular eintragen und die gesammelten Daten alle zwei Wochen ans SLF schicken. Als dann später das Messprogramm erweitert wurde, gab es mehr zu tun. Zum Melden musste ich dann die Telefonnummer 110 anrufen und meine Messungen nach einem bestimmten Zahlen-Schlüssel mündlich mitteilen. Das war sehr speziell. Mitte der 1990er kam dann die Umstellung auf den Computer.

Was gefällt dir an der Aufgabe? 

Es ist interessant zu verfolgen, wie sich die Schneemengen über den Winter verändern. Gadmen liegt auf 1200 m über Meer, es hat immer Schnee und wir sind umgeben von Lawinenhängen. So sind wir auch manchmal von der Umwelt abgeschnitten. Mein Mann ist in der Lawinenkommission der Gemeinde. Die Messdaten sind auch für ihn interessant.

Was magst du nicht/was ist mühsam?

Ich bin schon immer froh, wenn es Frühling wird. Während sechs Monaten jeden Tag die Messungen zu machen und bis halb 8 Uhr morgens zu melden, heisst auch gebunden zu sein.  Ich schaue, dass ich nie Lücken habe, das ist mir wichtig.

Was bedeutet es dir, Beobachterin zu sein?

Die Station besteht schon so lange. Da ist es einem schon wichtig, dass sie weiter besteht. Solange ich es gerne mache, ist aufhören kein Thema.

Wie gut kannst du die Aufgabe mit deiner sonstigen Tätigkeit vereinbaren?

Gut. Da ich meine Arbeitsstelle in Gadmen habe, ist es mir möglich, die täglichen Messungen am frühen Morgen zu machen.

Was war dein eindrücklichstes Erlebnis mit Schnee und Lawinen?

Das war sicher der Lawinenwinter 1999. Es gab so viel Schnee, die drei Meter hohe Messstange auf dem Messfeld war nicht mehr zu sehen. Wegen der grossen Lawinengefahr sind wir evakuiert worden und mussten fünf Tage in einer Armeeunterkunft verbringen. Im Tal gab es Schäden durch Lawinen. Uns ging es hier aber verhältnismässig gut im Gegensatz zu anderen Gebieten.

Was verbindet dich mit dem Material Schnee?

Ich bin damit aufgewachsen, Schnee gehört einfach dazu. Früher waren die Winter noch viel strenger. Hier kann man Ski fahren oder langlaufen, sonst gibt es gar nicht so viele Möglichkeiten.

Welches ist dein Lieblingsort auf der Welt?

Ich habe eigentlich keinen, auf seine Art ist es überall schön.

Was machst du gerne am Feierabend/in deiner Freizeit?

Ich hüte gern die Grosskinder. Ich habe eine grosse Familie, die mir sehr wichtig ist. Sehr gerne fahre ich auch Ski oder geniesse einen gemütlichen Höck mit Freunden. Zudem engagiere ich mich im Samariterverein und bin bei den First Respondern dabei.

Deine Lieblingsjahreszeit?

Ich mag jede Jahreszeit, aber am schönsten ist der Herbst. Die Natur ist farbig und es gibt eine tolle Stimmung. Wir haben auch wenig Nebel und oft ist es noch mild.

Worauf kannst du nicht verzichten?

Meine Familie und mein Umfeld. Ich könnte mir nicht vorstellen in eine Stadt zu ziehen. In Gadmen bin ich geboren und aufgewachsen, hier bin ich daheim.

Das SLF feiert dieses Jahr «75 Jahre Lawinenbulletin». Was bedeutet das für dich?

Das SLF hat eine sehr wichtige Aufgabe und ist bei vielen Leuten bekannt. Man schaut ja immer das Lawinenbulletin an, bevor man auf eine Skitour geht. Wenn bei uns wegen Lawinengefahr die Strassen gesperrt werden müssen, sind wir abgeschnitten von der Umwelt. Beim SLF können wir uns das Wissen holen.