Trockenheit und geringe Luftfeuchtigkeit sind die wichtigsten Auslöser von Waldbränden. Die Temperatur für sich spielt eine untergeordnete Rolle. Fehlender Schnee und Wind begünstigen Waldbrände im Winter.
- Waldbrandgefahr früher erkennen: SLF-Forscherin entwickelt neue Methode als Basis für künftige Frühwarnsysteme.
- Trockenheit entscheidend: Nicht Hitze, sondern fehlende Feuchtigkeit fördert Brände.
- Hohes Waldbrandrisiko im Winter: Die Gefahr steigt bei wenig Schnee und Wind deutlich an.
«Günstige Bedingungen für Waldbrände nehmen in ganz Europa an Häufigkeit und Intensität zu, auch in den Alpen», sagt Julia Miller, Expertin für Waldbrände am SLF. Sie hat für europaweit knapp 90’000 Feuer aus den Jahren 2001 bis 2020 untersucht, was diese begünstigt hat. Dabei hat sie unterschiedliche meteorologische Faktoren gefunden, abhängig von Jahreszeit und Region: «Die meisten dieser Wetterbedingungen sind in Bergregionen stärker ausgeprägt als in Nicht-Bergregionen.»
Herausgekommen ist unter anderem eine Methode, die künftig die Vorhersage von Waldbränden verbessern kann. Miller bestimmt damit den Zeitpunkt, ab dem sich das Wetter von der üblichen, saisonalen Lage unterscheidet. «So zeigen wir, wie lange verschiedene Waldbrandtreiber schon ausserhalb der Norm sind, bevor es zu einem Feuer kommt», sagt die Wissenschafterin. Auf dieser Basis ist es möglich, die Gefahrenlage frühzeitig besser einzuschätzen.
Es muss nicht heiss sein ¶
Millers Ergebnisse zeigen, dass vor allem lange trockene Perioden sowie Zeiten mit einer geringen Luftfeuchtigkeit die Brände begünstigen. Überrascht hat sie, dass hohe Temperaturen lediglich eine untergeordnete Rolle spielen. «Eigentlich heisst es immer, es müsse heiss sein, aber das ist oft nicht der Fall», erklärt die Forscherin.
Im Frühjahr und Winter hat sie zudem einen direkten Zusammenhang mit der Schneelage ausgemacht. Lang anhaltende Dürreperioden führen in Nordeuropa, Osteuropa und den Alpen zu einer niedrigen Schneedecke. Kombiniert mit starkem Wind bilden sich schneefreie Flächen. Die Vegetation darauf ist zu dieser Jahreszeit trocken und leicht entflammbar. Dadurch können sich Waldbrände schnell ausbreiten, wie beispielsweise im April 2024 am Stilfser Joch in Italien. «An Tagen, an denen im Winter solche Brände ausgebrochen sind, war die Schneehöhe besonders niedrig», hat Miller beobachtet.
Der Ansatz, die Lage europaweit zu untersuchen, ist dringend erforderlich. Bislang lag der Schwerpunkt auf den stark von Waldbränden betroffenen Gebieten in Südeuropa. Die jüngsten schweren Waldbrandsaisons, vor allem im Jahr 2022, fielen jedoch mit starken Dürren in Mittel- und Nordeuropa zusammen. «Das deutet darauf hin, dass der Schalter für feuergünstige Bedingungen in bisher wegen Feuchtigkeit weniger betroffenen Regionen umgelegt wurde», sagt Miller.
Feuerwehren besser ausstatten ¶
Für ihre Analyse hat sie auf Satellitendaten zurückgegriffen. Diese erkennen Hitzepunkte aus dem All. In Kombination mit Informationen zum Gelände ist klar, ob dort ein Wald, ein Feld, ein Gebäude oder etwas anderes brennt. Für den Starttag von Waldbränden hat sie die dort herrschenden, meteorologischen Bedingungen und den Zustand von Boden, Vegetation und – so vorhanden – Schneedecke bestimmt. Insgesamt sieben Kennzahlen wie Windgeschwindigkeit, Bodenfeuchte und Temperatur hat sie so für acht europäische Klimaregionen und Gebirgszüge analysiert. «Wir vergleichen den Zustand dieser Variablen am Starttag von Waldbränden mit dem Zustand an Tagen, an denen keine Waldbrände auftreten», beschreibt die Klimawissenschafterin ihre Vorgehensweise. Auch die vier Jahreszeiten flossen in die Studie ein.
Miller empfiehlt, Feuerwehren besser auszustatten wie beispielsweise im Tessin und die Menschen in den betroffenen Regionen früher über drohende Gefahren zu informieren. Sie fordert langfristige Strategien zum Schutz von Mensch, Natur und Klima – und Informationskampagnen: «Im Sommer ist das Bewusstsein für Waldbrände und die Vorsorge im Allgemeinen hoch.» Im Winter sei das anders. Daher brauche es dringend mehr Aufklärung: «Denn im Zuge des voranschreitenden Klimawandels sind Wälder, Tiere und Menschen europaweit zunehmend gefährdet.»
Link ¶
Studie Compounding preconditions of wildfires vary in time and space within Europe (nur auf Englisch)
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