05.11.2025 | Sofía Morgade | WSL News
Borkenkäfer richten im Wald nicht nur Schäden an, sondern fördern langfristig die Waldbiodiversität. Spechte nutzen das Totholz, das bei einem Borkenkäferbefall entsteht, als Schutz und Nistplatz und bauen darin Höhlen, die andere Tiere nutzen. Wie sehr die Käfer die Spechte fördern, konnten Forschende der Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL anhand von fast 30 Jahren schweizweiter Daten nachweisen.
- Langfristige Monitoringdaten zeigen, dass der Borkenkäfer dem Wald nicht nur schadet, sondern langfristig auch die Biodiversität fördert.
- Nach einem Borkenkäferbefall steigt die Zahl an Spechten und bleibt auch über Jahre nach dem Befall hoch. Spechte brauchen Totholz, um Nahrung und Nistplätze zu finden.
- Die Höhlen von Spechten werden von anderen Tieren als Schutz und Nistplatz genutzt.
Borkenkäfer haben zu Unrecht einen schlechten Ruf. Zwar haben sie in den letzten 20 Jahren in Zentraleuropa und teilweise in der Schweiz grosse ökonomische Schäden verursacht, jedoch fördern sie auch die Artenvielfalt der Wälder. Das zeigt eine neue Studie der WSL, die auf 30 Jahren Monitoringdaten basiert. Die Forschenden haben erstmals gezeigt, dass es nach einem starkem Borkenkäferbefall mehr Spechte im Wald gibt. Sogar sieben bis neun Jahre lang war dieser Anstieg nachzuweisen, wie die Forschenden im Fachjournal Journal of Animal Ecology berichten. Der Grund ist, dass die Spechte Totholz, wie es nach einer massenhaften Vermehrung von Borkenkäfern übrig bleibt, als Nahrung, Schutz und Nistplatz benötigen.
Die Forschenden hatten für die Studie fast 30 Jahre schweizweite Monitoringdaten zusammengetragen, die vom Schweizerischen Landesforstinventar (LFI) und von Waldschutz Schweiz (WSS), die beide von der WSL betrieben werden, sowie von der Schweizerischen Vogelwarte stammten. In diesen Daten suchten die Forschenden mithilfe von Computermodellen nach Hinweisen, wie Borkenkäferbefall und Spechtpopulationen zusammenhängen. Von den drei untersuchten Spechtarten fanden sie beim Dreizehenspecht die stärksten Zusammenhänge.
Der Dreizehenspecht ernährt sich von Borkenkäfern und aus früheren Studien war bekannt, dass ein Borkenkäferbefall zu einer höheren Populationsdichte führt. Es war jedoch nicht klar, ob diese kurzfristig steigt, weil sie die Borkenkäfer fressen, oder ob ein langfristigerer Zusammenhang besteht, dass also die Spechte zusätzlich vom Totholz profitieren, das nach einem Borkenkäferbefall entsteht. Mit dieser Studie konnten sie zeigen, dass die Spechte tatsächlich für längere Zeit vom Lebensraum Totholz profitierten.
Die Forschungsarbeit zeigt ausserdem den Wert von langfristiger Wissenschaft, die oft schwierig zu finanzieren ist, erklärt Marco Basile, Ökologe und Vogelexperte: «Diese Daten helfen uns, ökologische Fragen zu beantworten, die wir mit kurzfristigen Studien von ein oder zwei Jahren nicht beantworten könnten», meint er.
Verborgenes Leben im Totholz ¶
Ein Borkenkäferbefall kann die Artenvielfalt im Wald auch insgesamt fördern, da es viele Arten gibt, die für ihren Lebenszyklus auf Spechte angewiesen sind. Sie bauen Höhlen-Strukturen in Bäume, die von vielen anderen Tieren wie Insekten, Wespen, Bienen, Käfer, Fledermäuse, kleine Säugetiere und Eichhörnchen zum Nisten, als Schutz und als Versteck genutzt werden können. Totholz ist also ein sehr wichtiger Bestandteil der Waldgesundheit.
Die Forstwirtschaft hat die Wichtigkeit von Totholz für die Biodiversität erkannt und fördert es bereits gezielt. Diese Bemühungen zeigen Wirkung und in den Schweizer Wäldern liegt heute mehr Totholz als noch vor wenigen Jahren.
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