WSL-Gastwissenschafterin erhielt Forschungspreis

Die WSL-Gastwissenschafterin und ETH-Doktorandin Uta Maria Jürgens erhielt am 25. November 2015 in Hamburg den mit 50‘000 Euro dotierten Forschungspreis der Deutschen Wildtier Stiftung. Die Auszeichnung ging damit erstmals an eine Psychologin, die die Beziehungen zwischen Mensch und Tier untersucht und Handlungsempfehlungen für das Management von Wildtieren in der Kulturlandschaft erarbeitet.

Uta Maria Jürgens befasst sich in Ihrer Doktorarbeit mit der Einstellung des Menschen zu verschiedenen Tierarten, zu denen der Mensch ein besonders zwiespältiges und emotionsgeladenes Verhältnis hat: Wölfe, Rabenvögel und Spinnen. Ihr Promotionsprojekt trägt den Arbeitstitel 'Das Mensch-Wildtier-Verhältnis in der Kulturlandschaft und der Welt des Geistes: Vom Konflikt zur Koexistenz'. Sie möchte herausfinden, was im Mensch vorgeht, wenn er Wildtieren begegnet, und wie es zu kontroversen Einstellungen gegenüber Wildtieren kommt. Sie geht auch der Frage nach, welchen Anteil der Mensch zum Mensch-Wildtier-Verhältnis beiträgt, um Mittel und Wege fort vom Konflikt und hin zur Koexistenz mit Wildtieren zu finden.

Warum gibt es Konflikte zwischen Menschen und Wildtieren?

Die Doktorandin hat die drei Tiergruppen als Modell für zahlreiche andere Lebewesen ausgewählt und geht in ihrer Arbeit drei Grundfragen nach:

  • Was hat das generelle Bild des Menschen von der Natur mit seiner Einstellung zu möglichen Problemtieren zu tun? Denken Menschen, für die Natur eher eine Ressource ist, anders über Wolf und Rabenvögel in der Kulturlandschaft als Menschen, die sich eher als Teil der Natur sehen?
  • In wiefern meint der Mensch, die Natur und insbesondere Wildtiere kontrollieren zu müssen, um sein eigenes Schicksal optimal im Griff zu behalten? Kann es jemand z.B. ertragen, zu wissen, dass sich eine Spinne unter seinem Bett „unkontrolliert“ in seinem intimsten Schutzraum bewegt?
  • Verbindet der Mensch grundsätzlich mit Wildtieren dunkler Färbung, wie beispielsweise schwarz gefederte Krähen, tiefliegende symbolische Assoziationen zu Unwägbarem, Bösem, Teuflischem?

Aufgrund ihres eingehenden Quellenstudiums ist die Psychologin zuversichtlich, mit diesen Grundfragen drei der wesentlichen Bestimmungsfaktoren des Mensch-Wildtier-Verhältnisses identifiziert zu haben, die trotz aller Kulturunterschiede universell für alle Menschen gelten. Die drei Modelltiere sind also auch für den Umgang mit anderen potenziellen "Problemtieren" relevant.

Auszeichnung für innovatives Konzept

Uta Maria Jürgens erhielt den Forschungspreis aufgrund ihres innovativen Konzeptes, also bereits in der Anfangsphase ihrer Dissertation. Bisher zeichnete die Deutsche Wildtier Stiftung vorwiegend Projektanträge zur Untersuchung der Biologie und Lebensräume einzelner Tierarten aus. Uta Maria Jürgens wird an der Eidgenössischen Forschungsanstalt WSL in Zusammenarbeit mit dem Biologen Werner Suter und dem Sozialwissenschafter Marcel Hunziker vor allem Laborstudien durchführen. Sie werden beispielsweise überprüfen, ob Bilder von Wildtieren umso extremere Gefühle bei Versuchspersonen auslösen, je weniger diese meinen, die Kontrolle über die experimentelle Situation zu haben. In einer anderen Laboruntersuchung wird die Psychologin die 'Scheu vor dem Dunkel' thematisieren. Diese soll klären, ob ein dunkles Äusseres von Wildtieren grundsätzlich negative Assoziationen hervorruft und ob sich diese durch positive Assoziationen neutralisieren lassen.

Wenn sich diese Hypothesen und damit die Grundzüge ihres Modells über das Mensch-Wildtier-Verhältnis erhärten, wird Uta Maria Jürgens Handlungsempfehlungen für den konkreten Umgang des Menschen mit Wildtieren in der Kulturlandschaft entwickeln.

Die WSL beschäftigt sich seit langem mit dem Mensch-Wildtier-Konflikt. Unter der Leitung des Biologen Werner Suter erforschte sie im Forschungsprogramm Wald-Wild-Kulturlandschaft vor allem Probleme im Zusammenhang mit dem Verbiss von Bäumen durch Huftiere. Die Gruppe Sozialwissenschaftliche Landschaftsforschung von Marcel Hunziker untersuchte in verschiedenen Projekten die Akzeptanz von Wölfen, Luchsen und Bären in der Schweiz.

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