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Die Landschaft als Bühne für Erholungssuchende: WSL-Veranstaltung

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17.1.2022 | Stephanie Kusma | News WSL  | 

 

Bewegung in schöner Umgebung und frischer Luft ist Balsam für Körper und Seele. Doch wenn sich zu viele Leute am gleichen Ort tummeln, können Erholung und Natur darunter leiden. Was es bei der Planung und Pflege von Freizeit-Landschaften zu beachten gibt, diskutierten Fachleute am WSL Forum für Wissen 2021 «Erholsame Landschaft».

 

Raus in die Natur, zu Fuss oder mit dem Velo, und schon ist der Kopf wieder frei. Diesen Rat haben sicher schon viele Stressgeplagte gehört. Er hat Hand und Fuss, wie diverse Studien zeigen: Der Aufenthalt in der Natur kann Stress senken und sich positiv auf die Gesundheit auswirken. Auch Gärten oder städtische Grünanlagen spielen hier wichtige Rollen. Das zeigte sich immer wieder am Forum für Wissen «Erholsame Landschaft», das Ende November an der Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL stattfand.

 

So berichtete die WSL-Forscherin Nicole Bauer unter anderem, dass Gartenarbeit sowohl gegen kurzfristigen wie auch langanhaltenden Stress hilft: Darauf deuteten nicht nur die Ergebnisse von Befragungen, sondern auch Messungen des Stresshormons Cortisol bei Versuchspersonen hin.

In einer Untersuchung Bauers war der blosse Aufenthalt in der Natur bei sehr hohen Belastungen durch Stressfaktoren nicht hilfreich, wie die Psychologin erklärt. Bewegung dagegen half immer. «Und die Landschaft ist die Bühne, auf der die Bewegung stattfindet», konstatiert der WSL-Landschaftsforscher Felix Kienast im Gespräch.

 

Am liebsten bunt, vielfältig und am Wasser

Welche Landschaften gefallen, haben eine Reihe Studien, auch solche der WSL, aufgezeigt: Menschen bevorzugen demnach arten- und strukturreiche Landschaften mit Elementen wie Einzelbäumen und Hecken. Beliebt sind auch Orte mit Aussicht und solche am Wasser. Liegen solche attraktiven Orte in dichtbesiedelten Gebieten, oder werden sie etwa auf Social Media stark «beworben», kann das zu Konflikten führen, wie es an der Tagung hiess. «Grosse Probleme gibt es aber nur auf wenigen Prozent der Landesfläche», schränkt Marcel Hunziker, Landschaftsforscher an der WSL, im Gespräch ein. «Der Grossteil der Fläche ist unproblematisch.»

Kommt es zu Konflikten, reiben sich unter Umständen nicht nur die verschiedenen Freizeitnutzungen wie Biken und Wandern aneinander. Auch mit den eigentlichen, primären Nutzungen der Flächen – etwa als Wirtschaftswald oder Landwirtschaftsland – kann es zu Problemen kommen. «Das liegt zum Teil auch daran, dass den Menschen heute die Grenzen von privatem und öffentliche Land weniger klar sind als früher», sagt Matthias Bürgi von der WSL im Interview.

 

Besucherlenkung: Informieren und Influencen

An einigen «Hotspots» verschärften sich diese Probleme im Lockdown. Der Greifensee etwa wurde damals überrannt von Erholungssuchenden und Sporttreibenden, wie es am Forum hiess. Die Besucher und Besucherinnen liessen sich teils auch nicht von Informationstafeln oder Rangern lenken und respektierten dann beispielsweise auch geschützte Ökosysteme nicht mehr.

Wichtig sei hier eine differenzierte Kommunikation, die sich an die jeweiligen Nutzergruppen anpasse, sagt Hunziker. Manche erreiche man über Informationen, bei anderen müsse man Überzeugungsarbeit leisten. Er illustriert dies am Beispiel von Schneesportarten, die abseits der Pisten stattfinden und in Konflikt mit dem Schutz von Wildtieren kommen können.

 

Attraktive Landschaften schaffen

Schneeschuhläufer und Schneeschuhläuferinnen seien an sich bereit, hier Rücksicht zu nehmen. Sie könne man mit Argumenten und Informationen lenken, etwa bestimmte Gebiete zu umgehen. Freerider dagegen erreiche man über Emotionen und Vorbilder - wie etwa bei der Kampagne «Respektiere Deine Grenzen» umgesetzt. Dabei zeigten Freerider, dass sich Spass abseits der Piste und Rücksicht auf Wildtiere nicht ausschliessen.

Damit die Landschaft die Leistung, Anreize zur Bewegung zu bieten und Erholungsort zu sein, bieten kann, «dafür muss die Bühne gepflegt werden», sagt Kienast. Das heisse, dass die Pflege der Landschaft ein Aspekt jeder politischen Entscheidung sein solle, fordert er. Das Ziel müsse sein, eine Landschaft zu schaffen oder zu erhalten, die die Menschen wertvoll und attraktiv fänden. «Denn dann gehen sie in die Landschaft, und bewegen sich dort, und es gibt die Gesundheitseffekte auf der Fläche», erklärt der Forscher.

 
 

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