Reinluftlabor

Mit Hilfe von Erbmaterial von prähistorischen Tier- und Pflanzenresten lässt sich die Geschichte vergangener Populationen rekonstruieren. Dieses genetische Material ist meist nur noch in geringsten Mengen vorhanden und die Gefahr von Verunreinigungen ist gross. Deshalb braucht es für die Analysearbeiten ein Reinraumlabor, wie wir es an der WSL seit 2015 besitzen.

DNA kann in Überresten verstorbener Organismen sehr lange überdauern, bei günstigen Bedingungen sogar über mehrere Jahrtausende - wenn auch beschädigt und in winzige Fragmente zerstückelt. Heute verfügen wir über effektive Methoden, alte DNA (aDNA) anzureichern und zu vervielfältigen und damit für Analysen zugänglich zu machen. Die Abfolge der DNA-Bausteine einstiger Gene erlaubt einen direkten Blick in die genetische Geschichte vergangener Populationen. Alte DNA kann dazu verwendet werden, um die Wanderungsgeschichte von Arten nach der letzten Eiszeit zu rekonstruieren, Populationsrückgänge aufzudecken und Anpassungsprozesse an vergangene Umweltveränderungen zu untersuchen.

Das aDNA-Labor an der WSL

Unser Reinraumlabor ist mit Luftfiltern ausgestattet und es herrscht Überdruck, damit keine Fremdpartikel von aussen hineingelangen. Die verschiedenen Schritte einer aDNA-Analyse führen wir in separaten Räumen durch, um Verunreinigungen soweit als möglich auszuschliessen. Das aDNA-Labor der WSL ist das grösste seiner Art in der Schweiz und das einzige, in dem mit Pflanzen gearbeitet wird.

Von der Vergangenheit für die Zukunft lernen

In unseren aktuellen Studien befassen wir uns mit subfossilen Baumresten, um die Populations- und Evolutionsgeschichte von Waldbaumarten des Alpenraumes zu rekonstruieren. Haben vergangene Klimaveränderungen zu einer Veränderung der genetischen Zusammensetzung der Bäume geführt? Inwieweit haben menschliche Einflüsse die genetische Vielfalt der Populationen beeinflusst? Um solche Fragen zu beantworten, arbeiten wir mit subfossilen* Nadeln aus Seesedimenten und mit subfossilem* Holz. Erkenntnisse aus diesen Studien helfen uns schliesslich, die Konsequenzen des Klimawandels für die heutigen Wälder abzuschätzen.

* subfossil = Organismen aus prähistorischer Zeit, die sich nicht oder nur teilweise versteinert haben. Im Unterschied zu Fossilien können diese mit der C14-Methode datiert werden.

Kontakt